Dienstag, 5. Februar 2013

Porvenir bis Linton

Mittwoch, 31. Januar 2013, von Porvenir nach Isla Linton

Um 6 Uhr 50 ist der Anker aus dem Grund, aber die Winsch muss sich extrem abrackern, um das Ding nach oben zu bekommen. Der Grund wird klar, als sich der Anker der Wasseroberfläche nähert. Es hängt eine halbe Wiese dran samt einem großen Klumpe Lehm. Wiegt bestimmt 10 kg. Nachdem wir unter Maschine gegen den Wind aus der Porvenir-Einfahrt rausmotort sind, setzten wir die Genua und rauschen mit 6 bis 7 Knoten bei halbem Wind dahin. Die Wellen sind unterschiedlich hoch auf der Strecke, von 1,5 bis 2,5 m. Die 44 Seemeilen haben wir nach 7 Stunden abgespult und liegen um 14 Uhr geschützt vor Anker hinter der kleinen Insel Linton. Christine hat die Schaukelei gut überstanden, auch wenn sie nach so einem Törn immer ziemlich geschlaucht ist. Bald nach dem ankern macht sie sich daran, unsere Fenster vom Salzwasser zu reinigen. Ein richtig starker Regenguss wäre gut, um das ganze Schiff vom Salz zu befreien.

Ein Problem wird uns wohl noch weiter beschäftigen. Wir haben wieder einen oder zwei Liter Salzwasser im Schiff. Ich befürchte, dass der Wassersammler erneut durchkorrodiert ist. Habe das Ding im Sommer 2011 in Grenada neu eingebaut und während der Perioden, die das Schiff an Land stand, habe ich immer das Salzwasser raus-, und Frostschutzmittel (gleichzeitig Korrosionsschutz) hineingespült. Dass Edelstahl sehr wohl rosten kann, ist mir ja längst klar, aber dass es so schnell geht, hatte ich wirklich nicht gedacht. Das Wasser kommt offenbar ins Schiff, nachdem der Motor gelaufen ist und wir unter Segeln Krängung nach Backbord haben. Wenn der Motor bei gerade liegendem Schiff läuft, kommt kein Salzwasser nach. Sollte also der Wassersammler an der Backbordseite ein Loch haben, durch das nur dann Wasser austritt, wenn das Schiff Lage nach Bb hat? Verifizieren ist schwierig, weil man die Seiten dieses im Auspuffsystem eingebauten Tanks und Schalldämpfers nicht sehen kann. Genial konstruiert von den französischen Schiffsdesignern. Wenn das wirklich die Ursache des Übels ist, müssen irgendwo in Colon 170 Liter Diesel abgepumpt, der Tank und der Wassersammler ausgebaut und repariert werden. Insgesamt 3 Tage Arbeit, wenn alles glatt geht.

Etwas später als wir läuft die Johann Smidt (Clipper) ein, die wir segelnd überholt hatten, und ankert 100 m hinter uns. Ich mache unsere Banane klar und rudere mal hinüber. Stelle mich als ehemaligen Steuermann bei Clipper vor und werde gleich an Bord gebeten und zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Es gibt ein paar gemeinsame Bekannte aus alten Zeiten, wie Franz Wiest und Harry Kleinhammer, die aber beide schon verstorben sind. Auch Eberhard ist dem Skipper ein Begriff, er kennt ihn aber nicht persönlich. Einige Gäste auf der Johann Smidt waren schon auf der Isla Linton, die unbewohnt ist und einige Affenfamilien beherbergt. Die Affen sollen generell freundlich sein. Nur, wenn sie merken, dass man die Insel wieder verlassen will, können sie auch mal beißen. Diese Erfahrung hat ein Crewmitglied heute bereits machen müssen. Wir müssen noch überlegen, ob wir uns diesem Risiko aussetzen wollen und wie wir uns ggfls. bewaffnen, wenn wir doch hinfahren. Jedenfalls haben wir vom Schiff aus schon zwei Affen gesehen.

Apropos Banane: Christine weigert sich ja beharrlich, in dieses Gefährt einzusteigen. Zugegebenermaßen ist es schon etwas kippelig, aber so können wir uns gemeinsam nur dann von Bord bewegen, wenn uns die anderen mitnehmen. Während ich unterwegs bin, kocht Christine einen tollen Gemüseeintopf, den wir zum Sonnenuntergang mit Genuss verzehren.

Auch die Alua und Santina laufen eine dreiviertel bzw. eineinhalb Stunden nach uns ein und ankern unmittelbar neben uns. Für den Abend haben wir die beiden Crews auf ein Glas Wein zu uns eingeladen.

P1310110

Unser Anker holt 10 kg Meeresgrund mit hoch

 IMG_9676

Die Johann Smidt in Luv von uns. Links über dem Rettungsring ist die Alua als kleiner, weißer Punkt zu erkennen

IMG_9675

Später statte ich der Johann Smidt einen Besuch ab, als sie hinter uns vor Anker geht

IMG_9678

Wir fahren heute immer im Abstand von einer bis zwei Meilen an der Küste Panamas entlang. Alles ist bewaldet und tiefgrün

IMG_9684

In der Einfahrt zum Ankerplatz hinter der Affeninsel liegen zwei große Fischfarmen

IMG_9685

Geschützter Ankerplatz hinter Isla Linton. Von hier sind es noch ca 30 Meilen bis Colon

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen