Dienstag, 19. Februar 2013

Panama-Leinen

Montag, 18. Februar 2013, Shelter Bay Marina, Reifenfender und Panama-Leinen kommen an Bord, Einige Ausführungen zum Schleusenprozedere, Linehandler Crew perfekt

Um Viertel vor Acht sitzen wir schon wieder im Bus zum Shopping Center, um die Dinge, die wir bisher nicht bekommen hatten, einzukaufen. Wieder bekommen wir nicht alles, aber einige wichtige Dinge, wie z.B. Serrano Schinken (wir kaufen 15 Packungen mit MHD Ende Mai und damit fast den ganzen Bestand im Regal). Auch das alkoholfreie Bavaria Bier, das wir schon von Curacao her kennen, gibt es heute. Da wir auf See keinen Alkohol trinken, kann ich mir so hin und wieder mal ein kühles Alster gönnen, wenn wir unterwegs sind.

Mittags sind wir zurück und erst mal wieder mit einräumen beschäftigt. Unsere Wäsche, die wir gestern abgegeben hatten, ist noch nicht fertig, weil das Wasser mal wieder ausgefallen ist. Offenbar ist eine Zuleitung, die quer durch das Hafengebiet führt, unterbrochen und die Reparatur scheint sich hinzuziehen. Vielleicht hat ein Anker die Pipeline unterbrochen. Jedenfalls haben wir auch am Steg kein Wasser, was ärgerlich ist, da wir unsere Tanks langsam wieder füllen müssen.

Da an der Wasseroberfläche an unserem Stegplatz einige Tage ein Ölfilm schwamm, ist unser Wasserpass extrem teerig geworden. Es ist sehr mühsam, den klebrigen Dreck vom weißen Gelcoat wieder runter zu kriegen. Das Gröbste lässt sich mit Bürste und Schwamm wegbringen, aber die dunklen Schlieren sind sehr hartnäckig. Wir legen das Boot näher an die Pier, um von dort aus an die Wasserlinie zu kommen und probieren sämtliche Reiniger, die wir an Bord haben, schließlich auch Aceton. Ganz kriegen wir es nicht hin, aber von Weitem sieht es schon nicht mehr so wüst aus. Um an die Backbordseite zu kommen, gehe ich ins Wasser. Später teilt uns unsere Nachbarin, eine Engländerin, die schon einige Jahre hier verbracht hat, mit, dass sie vor zwei Jahren Krokodile hier in der Marina gesehen hat und man mit dem Schwimmen etwas vorsichtig sein müsse. Nun, das hatten wir auch schon gehört, aber zwei Jahre ist ja schon ziemlich lange her.

Am Nachmittag werden unsere 4 Panama-Leinen gebracht, die der Agent stellt. Jede 150 Fuß lang, also 45 Meter, und 22 Millimeter stark. Meines Erachtens ist das ein Overkill, denn unsere 16 mm Leinen haben schon eine Bruchlast von 5 Tonnen. Mit 4 Leinen an vier „Ecken“ könnten wir also locker unser ganzes Boot heben, was beladen vielleicht 12 Tonnen wiegt. Nur, dass die Klampen, an denen die Leinen belegt werden, ganz sicher nicht einen Zug von 5 Tonnen nach oben (auf die Schleusenmauern) aushalten würden, sondern bestimmt schon vorher aus dem Deck brechen würden. Also ist es doch vollkommen widersinnig, Leinen zu benutzen, die sicher 10 Tonnen tragen. Aber das sind die Vorschriften der Kanalbehörde. Mir wäre es jedenfalls lieber, eine Leine bricht, als dass eine Klampe aus dem Deck fliegt. Das Risiko besteht zumindest potentiell beim Abwärtsschleusen Richtung Pazifik. Wenn dann die Linehandlers nicht rechtzeitig Lose auf die Leinen geben, könnte es immerhin passieren, dass das Schiff plötzlich in den „Seilen“ hängt, was – wie gesagt – die Befestigungspunkte an Deck sicher nicht aushalten würden. Außerdem sind so dicke Leinen extrem unhandlich.

Wir bekommen auch 12 Reifenfender, gut in Plastik eingepackt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir mit einer oder zwei anderen Yachten im Päckchen in die Schleusen gehen. In dem Fall werden die Boote miteinander verbunden, bevor sie gemeinsam in die erste Schleusenkammer fahren. Dann werden von oben Wurfleinen zu uns herunter geworfen und an diesen werden die dicken Panama-Leinen befestigt, die nun hochgeholt und oben belegt werden. Die Yachten werden in dem Fall in der Mitte der Schleusenkammer gehalten. Die Linehandlers an Deck müssen nun beim Raufschleusen ständig die Lose aus den Leinen holen und später beim Runterschleusen laufend fieren. Falls wir nicht mit anderen Yachten im Päckchen schleusen, würde das gleiche Verfahren auch mit uns allein ablaufen. Eine Alternative dazu ist, längsseits an einem Schlepper festzumachen. Diese Variante wäre mir eigentlich am liebsten, denn das ist dann wie ein normales Anlegemanöver längsseits. Einmal am Schlepper festmachen und dann ist erst mal Ruhe. Mit der Änderung des Wasserstands in der Schleuse hätte man dann nicht viel am Hut. Allerdings muss man bei diesem Verfahren vor dem Einfahren in die zweite und dritte Schleusenkammer jeweils vom Schlepper wieder ablegen. Welche Variante gewählt wird, bestimmt der Advisor in Absprache mit der Hafenbehörde. Den Advisor nehmen wir etwa eine Stunde vor Einfahrt in die erste Schleuse unterwegs an Bord.

Wir freuen uns, dass sich nun Uschi und Norbert entschieden haben, auch bei uns als Linehandler mitzufahren, so dass wir dann zusammen mit Nelly und Peter eine deutschsprachige Crew bilden werden. Außerdem wird das ein toller Abschluss der gemeinsamen Wochen hier in Panama. Wir freuen uns alle auf die Kanalpassage. Am Abend treffen wir uns auf der Terrasse zum Sundowner und reden über vergangene und zukünftige Erlebnisse.

Für diejenigen, die unsere Schleusungen live verfolgen wollen, hier noch mal der link zu den webcams www.pancanal.com/eng/photo/camera-java.html. In die Gatun locks werden wir irgendwann am Mittwoch zwischen 14 und 19 Uhr lokaler Zeit, also zwischen 20 und 01 Uhr mitteleuropäischer Zeit, einlaufen. Die genaue Uhrzeit erfahren wir morgen. Welche das sein wird, werde ich morgen an dieser Stelle berichten. In die Miraflores Schleusen werden wir am Donnerstag etwa zwischen 11 und 13 Uhr lokaler Zeit, also zwischen 17 und 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit einfahren.

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Vier 45 m lange Leinen, 22 mm stark, bekommen wir an Bord, wie von der Kanalbehörde vorgeschrieben. Meines Erachtens viel zu dick und unhandlich

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Zusätzlich erhalten wir von unserem Agenten 12 Reifenfender, die gut an beiden Seiten verteilt werden

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Wegen eines Ölfilms auf der Wasseroberfläche hier im Hafen ist unsere Wasserlinie im Vorschiffsbereich extrem verschmutzt. Selbst unser gesammeltes Putzsortiment kommt kaum dagegen an.

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