Donnerstag, 31. Juli 2014

Milly und George

Donnerstag, 31. Juli 2014, Naiviivi Bay, Qamea, Fiji. Besuch bei Milly und George

Wir wollen pünktlich sein. Deshalb machen wir uns um Viertel vor Zehn auf den Weg und fahren mit dem Dinghy ganz bis ans Ende der Bucht. Von unserem Liegeplatz aus sind dort nur Mangroven zu sehen und wenn George es uns nicht so genau erklärt hätte, kämen wir niemals auf die Idee, dass man durch diesen Urwald hindurchfahren kann, nämlich dort, wo sich das Süßwasser, dass von den Hügeln kommt, einen geschlängelten Lauf durch das Wurzelgeflecht gebahnt hat. Als wir hinfahren, steht das Wasser noch ziemlich hoch und nur in der Einfahrt ist es relativ flach. Im Creek ist es dann deutlich tiefer.

Wir fahren langsam durch eine Märchenlandschaft. Jedenfalls kommt es uns so vor. Hier in den Mangroven regt sich kein Lüftchen, das Wasser ist spiegelglatt und wenn nicht das Geknatter unseres Außenborders wäre, würden wir auch keinen Laut hören. Die Sonne scheint durch das grüne Blätterdach. Andächtig folgen wir dem sich schlängelnden Lauf bis wir nach etwa 10 Minuten an einem kleinen Naturhafen ankommen, in dem die Boote von George vertäut liegen. Wir werden von ihm und seiner Frau Millie, die wir an unserem Ankunftstag hier schon einmal in einem Kahn gesehen hatten, und einem kleinen Jungen, Patee, freudig begrüßt. Wir überreichen ein paar kleine Geschenke und werden gleich auf die Terrasse eingeladen. Wir sitzen dort und plaudern. Irgendwann steht George auf und kommt mit drei frisch vom Baum geholten Kokosnüssen zurück, die zunächst getrunken und dann gegessen werden.

George und Milly sind beide in zweiter Ehe verheiratet, der dreijährige Patee ist nicht ihr Kind, sondern der Sohn eines verwandten Mädchens, das nun 17 ist, also mit 14 Mutter wurde und jedenfalls zu jung war, um das Kind selbst großziehen zu können. Weil heute 10 jähriger Hochzeitstag ist, gibt es cassava mit chicken. Huhn können sich die beiden nicht täglich leisten. Die meisten Lebensmittel, die sie brauchen, haben sie auf ihrem Grundstück. Nur Zucker, Salz und wenige andere Dinge müssen sie einkaufen, so dass sie nur etwa 30 Euro pro Monat für Nahrung ausgeben müssen. Ein offenbar großer Kostenfaktor für die Menschen hier ist Benzin oder Diesel, das sie für den Außenborder oder den Generator benötigen. Die beiden wohnen wie im Garten Eden, weit ab vom Dorf, ganz allein mitten in der Natur. Wir sind jederzeit willkommen, wenn es uns auf dem Boot zu langweilig werden sollte.

Eigentlich waren wir davon ausgegangen, nur eine Viertelstunde oder so zu bleiben, aber es ist so nett hier, dass die Zeit verfliegt und wir zum lunch eingeladen werden. Das Huhn ist toll gewürzt und dazu gibt es Cassava, eine Pflanzenwurzel, die am ehesten vergleichbar mit Kartoffel schmeckt und wohl auch ähnlich zubereitet wird. Als wir uns nach dem Essen schließlich wieder auf den Weg machen, bekommen wir noch einige Knollen als Geschenk mit auf den Weg. Wie man sie schält, schneidet und am besten aufbewahrt, will uns Milly Morgen genau zeigen, wenn sie zum Kaffee auf die Gipsy kommen.

Am Nachmittag sitze ich vorm Computer, mit den Fotos des Vormittags und dem Schreiben der letzten Absätze beschäftigt, als Christine irgendwann sagt, da am Strand würde ständig jemand irgendwas rufen. Au shit, haben wir doch glatt vergessen, dass Navosa uns ja gestern gesagt hatte, er würde heute am beach auf uns warten und rufen, damit wir ihn abholen kommen (sein Kajak wird repariert). Nun brüllt er schon seit einer halben Stunde meinen Namen zu uns herüber (den Christine aber nicht verstanden, sondern einem Ballspiel mehrerer Kinder am Strand zugeordnet hat) und wir reagieren erst jetzt. Schnell wird das Dinghy startklar gemacht und dann düsen wir hinüber um unseren kleinen Seemann abzuholen, der uns heute die andere Seite der Bucht zeigen will. Da ich schon weiß, wie gern Navosa mit Booten und Motoren umgeht, lasse ich ihn gleich an den Außenborder. Tatsächlich ist der Junge äußerst geschickt im Umgang damit. Perfektes timing beim Schalten von Rückwärts- auf Vorwärtsgang, rechtzeitiges Hochklappen des Motors beim Anlanden an den Strand, kräftiges Zupacken beim beachen des Dinghies. Zu keiner Zeit habe ich Angst um Boot oder Propeller. Jedenfalls machen wir einen Rundgang auf der Nordseite der Bucht, d.h. eigentlich bewegen wir uns auf einem großen und gepflegten Privateigentum mit Teichen und Swimmingpool. Aber das Haus ist unbewohnt, die Rolläden heruntergelassen und unser kleiner Reiseführer meint, es wäre kein Problem, wenn wir hier so herumstreunen würden.

Wieder im Dinghy, erklären wir unserem „Skipper“ einmal in aller Ruhe, wie er sich sinnvollerweise verhalten sollte, wenn er auf Yachties trifft und an Bord möchte. Anlass dafür ist, dass er gestern, als die Samuris beim Ankern waren, einfach zu ihnen an Bord gegangen ist, ohne zu fragen. Bei der Erläuterung konzentriere ich mich auf zwei Punkte: Erstens gebietet es die Höflichkeit, wir würden auch nicht ohne zu fragen, sein Haus betreten. Zweitens könnte es auch gefährlich werden, denn je nach Umstand könnte ihn auch einmal eine Besatzung für einen Räuber halten und im Extremfall sogar eine Waffe gegen ihn einsetzen. Er hört aufmerksam zu und bedankt sich zweimal für die Lektion.

Sundowner und Abendessen fallen heute zusammen: Rotwein mit selbstgebackenem Brot und Camembert

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Am Ende der Naiviivi Bay führt ein Creek durch die Mangroven. Hier ist die Einfahrt, die ziemlich flach ist. Als wir kommen, ist es kurz nach Hochwasser, aber als wir 3,5 Stunden später wieder zurück fahren, sind 70 cm Wasser abgelaufen und es wird ziemlich eng zwischen Propeller und Meeresboden

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Es ist traumhaft schön, ganz allein durch diese vollkommen natürliche Wasserstraße zu fahren

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Nachdem wir uns zehn Minuten lang durch die Mangroven geschlängelt haben, erhaschen wir einen ersten Blick auf das Haus von Milly und George

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Angekommen. Weitab vom Dorf liegt dieses Haus mitten im Garten Eden

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Milly vor ihrem “Herd”. Brennstoff ist Holz, die Töpfe stehen auf ein paar Eisenstangen

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Der Junior ist ein Pflegekind, weil seine Mutter mit 14 Jahren zu jung für die Aufgabe war, ein Kind großzuziehen. Sie wohnt im village und kommt regelmäßig zu Besuch

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Für hiesige Verhältnisse scheint das Haus relativ groß und gut ausgestattet

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George verdient sein Geld damit, dass er an 6 Tagen in der Woche abends im nahe gelegenen Qamea Resort & Spa musiziert

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Die Malstifte und das Schreibheft haben wir für den Kleinen dabei gehabt, aber auch George findet Gefallen daran

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Als Erfrischung gibt es zwischendurch für jeden von uns eine justament geerntete Kokosnuss

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Der kleine ist kein bisschen scheu und hat gerne Körperkontakt

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Außerdem ist er mit seinen 3 Jahren schon fleißig und hilft beim Auftragen des Mittagessens (in diesem Fall Cassava)

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Es gibt heute ein besonders Essen (nämlich chicken), aber nicht, weil wir gekommen sind, sondern weil Milly und George 10-jährigen Hochzeitstag feiern

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Noch schwimmt unser Dingy, … 

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… aber als wir um 13 Uhr wieder fahren, liegt es im Matsch

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Auf dem Rückweg ist der Wasserstand deutlich niedriger und die Fahrrinne schmaler

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Am Nachmittag zeigt uns Navosa, der erstaunlich gut mit Motor und Dinghy umgehen kann, das Anwesen auf der anderen Seite der Bucht, …

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… was wohl nur deshalb geht, weil die Anlage unbewohnt ist

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Mittwoch, 30. Juli 2014

Tavoro Wässerfälle

Mittwoch, 30. Juli 2014, Naiviivi Bay, Qamea, Fiji. Ausflug zu den Wasserfällen auf Taveuni

Der 40 PS Außenborder schiebt uns mit schneller Gleitfahrt über die an dieser Stelle fast 4 Seemeilen breite Meerenge zwischen Qamea und Taveuni. Moses, der Sohn des Chiefs von Vatusogosogo gleichen Vornamens, hat sich für die Anschaffung dieses Motors ordentlich ins Zeug legen müssen. Von den etwa 3000 Euro Anschaffungskosten muss er an die Bank immer noch 1200 zurückzahlen.

Wir wurden pünktlich um 8 Uhr vom Boot abgeholt und machen heute einen Ausflug hinüber auf die drittgrößte Insel Fijis, Taveuni, zusammen mit der Crew der Morrigan, die diesen Trip gestern bei ihrem Sevusevu organisiert hatte. Auf der anderen Seite landen wir am Strand und werden dort schon von unserem Taxifahrer Bubbles erwartet. Nach einer kurzen Fahrt von 15 Minuten kommen wir am Visitor Centre der Tavoro Wasserfälle im Bouma Nationalpark an, wo wir einen Eintritt von 15 FJD pro Person bezahlen (6 €) und uns dann auf den Weg machen.

Insgesamt sind hier drei Wasserfälle zu erwandern. Den ersten erreicht man nach 10 Minuten, den zweiten nach weiteren 25 Minuten und dann ist es noch einmal eine halbe Stunde bis hinauf zum Dritten. Wir haben Glück mit dem Wetter, aber obwohl die Wege relativ gut ausgebaut sind, ist es zeitweilig recht rutschig. Nicht auszudenken, wie das hier in der Regenzeit aussehen muss. Das Wasser ist glasklar und die Wanderung wunderschön. Zwischendurch hat man eine tolle Aussicht auf Qamea. Nachdem wir alle Kaskaden gesehen haben, gehen wir schließlich unter dem ersten Fall baden, was ziemlich erfrischend ist.

Um Zwölf sitzen wir wieder im Taxi, diesmal auf dem Weg nach Somo Somo, dem Hauptort von Taveuni, der auf der Westseite der Insel, ziemlich auf halber Strecke von Nord nach Süd, liegt. Nachdem wir nun seit Savusavu schon wieder 3 Wochen unterwegs sind, gehen unsere Bordvorräte, vor allem an frischen Lebensmitteln, ziemlich zur Neige und deshalb sind wir froh, hier wieder einmal auf einem Gemüsemarkt und in einem großen Lebensmittelgeschäft einkaufen zu können. Das Taxi bekommt zusätzliches Gewicht an Bord, denn auch die Morrigans haben zugeschlagen. Auf dem Rückweg besuchen wir noch die ehemalige Datumsgrenze, sprich den 180. Meridian, der durch entsprechende Schautafeln markiert ist. Fiji ist übrigens der einzige Staat, auf dem der 180. Längengrad über Land verläuft (abgesehen von den Polregionen). Früher hat man hier auf der einen Seite z.B. Dienstag als Wochentag gehabt, auf der anderen Seite, nur Zentimeter entfernt, schon Mittwoch. Heute verläuft die Datumsgrenze ja etwas weiter östlich auf See. Wir haben sie vor dem Anlaufen von Samoa passiert.

Nachdem wir bei einem weiteren Stop an einem Privathaus im Grünen auch noch Eier einkaufen konnten (die es im Supermarkt nicht gab), bringt uns Bubbles zum Strand zurück, wo wir alles ins Boot von Moses verladen. Mit hoher Geschwindigkeit geht es dann über die Halbmeterwellen nicht gerade bandscheibenschonend wieder über die Meerenge nach Quamea. Als wir zwischen den Riffen hindurchdüsen, überholen wir die Samuri, die gerade einläuft. Evelyn und Christian sind um Mitternacht von Vanua Balavu gestartet, haben dann kurz in der Hufeisenbucht der kleinen Insel Matagi geankert, nur um festzustellen, dass es ihnen dort zu unruhig ist, und sind dann hierher weitergezogen. Nachdem sie neben uns geankert haben, kommen sie auf dem Weg zu ihrem Sevusevu bei uns vorbei und schenken uns frisch gefangenen Mahi Mahi, fein säuberlich filetiert. Von unserem eigenen Fang bleibt uns für heute noch eine Portion. Nun können wir auch morgen noch einmal (5. Tag in Folge) ausgesprochen leckeren Fisch essen.

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Motor kaputt und ein Paddel gibt es auch nicht. Also nimmt diese Dame einen langen Stecken. Damit das beidseits geht, sitzt sie vorn im Bug und paddelt das Boot mit dem Heck voran

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Morgens, kurz vor Acht. Die Schüler werden aus den beiden entfernteren Dörfern mit einem Boot zur Schule gebracht

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Erster Wasserfall nach etwa 10 Minuten Fußmarsch

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Der Weg ist meistens gut befestigt, an manchen Stellen aber auch sehr rutschig. Glücklicherweise ist es heute trocken

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Einige Male müssen wir den Wasserlauf passieren. Die Steine sind manchmal sehr glitschig

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Mittlerer Wasserfall

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Auf dem Weg finden wir diese Krabbe …

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… und diese Muskatnuss

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Am dritten Wasserfall, den wir nach einer guten Stunde erreichen. Von l.n.r.: Arne und Kristen, Eigner der Morrigan, Chr., Moses, unser Bootspilot und Reiseführer, Susie und Phil, Crew auf der Morrigan

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von links nach rechts: Ach, das schenke ich mir …

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Blick nach Qamea

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Badevergnügen im Tümpel unter dem ersten Wasserfall

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Moses ist ein prima Bursche. Er fährt uns mit seinem Boot und begleitet uns den ganzen Tag. Die Familie scheint ausgesprochenen Gefallen am Namen Moses gefunden zu haben. Sein Vater und sein Sohn heißen auch Moses

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Auf dem Gemüsemarkt in Somo Somo, dem Hauptort der Insel Taveuni

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Hier verläuft der 180. Längengrad, früher die Datumsgrenze. Östlich (rechts) steht (korrekterweise: stand) man im Gestern, westlich im Heute

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Hier bekommen wir dann auch noch Eier, die es im Supermarkt nicht gab

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die ganze Bande im Taxi …

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… und im Boot bei der Abfahrt von Taveuni

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Als wir wieder an Bord sind, ist die Samuri gerade beim Ankern. Der kleine Navosa ist auch schon da und begibt sich etwas zum Ärger von Christian einfach an Bord, und zwar, ohne zu fragen. Hätte mich beim Ankermanöver auch etwas genervt. Jedenfalls bekommt der Junge eine kleine Lektion in Sachen Benimmregeln, die er sich hoffentlich merken wird.