Donnerstag, 21. Februar 2013

Panamakanal, Gatun Locks

Mittwoch, 20. Februar 2013, Panamakanal, Gatun Locks

Wieder einmal ist für unsere Verhältnisse frühes Aufstehen angesagt. Raus aus den Federn um halb Sieben. Christine beginnt schon mal damit, ein Brot zu backen und einen Eintopf zu kochen. Schließlich haben wir jetzt zwei Tage lang 4 Gäste plus einige Stunden den Advisor an Bord. Dann noch mal Boot abspritzen, Strom und Wasser abschlagen, ins Marina-Office die Rechnung bezahlen, letzte Kleinigkeiten im Lebensmittelladen besorgen.

Um 1140 kommen unsere Linehandler-Crews Alua und Santina an Bord. Nach einem kurzen Briefing werfen wir um 1155 die Leinen los. Es bläst ganz ordentlich mit 23 Knoten und etwas weniger wäre mir lieber, aber vielleicht flaut der Wind ja später noch ab. Nach einer dreiviertel Stunde erreichen wir die Flats, wo wir auf den Advisor warten sollen und ankern dort auf 11 m Wassertiefe. Kurz nach uns gehen auch die Amerikaner (Rogue) und die Finnen (Catrina) in der Nähe vor Anker.

Jetzt haben wir bis 17 Uhr 30 Zeit, wenn alles bleibt, wie geplant. Also gibt es erst mal ein paar Snacks und danach Kaffee und Kuchen (Rum-Cake aus dem Marina-Store, schmeckt genial). Danach Ruhepause, Warten, Quatschen. Es wird halb Sechs, es wird Sechs. Wir nehmen den Anker raus, damit das nicht so lange dauert, wenn es losgehen soll. Tatsächlich gibt es auch heute wieder Probleme. Die Winsch arbeitet extrem langsam und die Sicherung fliegt einmal raus. Ich helfe beim Ankeraufholen mit der linken Hand an der Kette nach. Gut für das Bizepstraining, aber vorgesehen ist das so nicht. Vielleicht sind doch die Batterien hinüber. Muss ich mich unbedingt drum kümmern, bevor wir nach Galapagos fahren.

Kein Lotsenboot zu sehen. Ich rufe die Signal Station und frage mal an, wann wir denn mit unserem Advisor rechnen dürfen. Da erfahren wir, dass wir für 18 Uhr gescheduled sind und das Boot bald einmal kommen müsse. Nachdem wir fast eine Stunde Kreise gefahren sind, kommt ein Lotsenboot auf uns zu und unser Advisor, Edwin, steigt zu. Wir erfahren, dass wir, wie angenommen, mit den beiden anderen Booten im Päckchen fahren, wir in der Mitte. Das freut uns, denn dann haben wir mit den langen Leinen nichts am Hut. Also geht es erstmal die 3 Meilen bis kurz vor die Schleusen. Auf dem Weg dorthin überholt uns ein großer Frachter, hinter dem wir in die Locks fahren sollen. Mittlerweile ist es stockdunkel. So pfiffig unser Edwin ist, der seinen Job wirklich gut macht, so deppert erscheinen mir die „Berater“ auf den beiden anderen Booten. Die Finnen fahren erst mal mit Mords-Speed an uns vorbei, obwohl wir schon langsam fahren und die Leinen an Bb klar haben, um sie längsseits anzunehmen. Die Amerikaner fahren auch nicht gerade einen sanften Anleger. Als wir verbunden sind, müssen wir fast eine Stunde warten, bis sich der Frachter in die Schleusenkammer eingefädelt hat. Das dauert so lange, weil nur ein halber Meter auf jeder Seite Platz ist zwischen Bordwand und Schleusenkammer. Weil uns der Wind zu nah an die Schleuse treibt, müssen wir unser 3er Paket drehen und etwas in Gegenrichtung fahren. Edwin dirigiert alle drei Boote mit Maschinenkommandos.

Es ist nun doch schon später, als eigentlich geplant und wir können uns vorstellen, dass vielleicht der eine oder andere vorm Computer sitzt und genervt aufgibt, weil es erstens zu spät und zweitens zu dunkel geworden ist. Tut uns leid, wir können nichts dran ändern. Morgen gibt es auf jeden Fall Tageslicht, aber eine genaue Uhrzeit können wir nicht nennen. Irgendwann zwischen 12 und 14 Uhr wird es wohl sein.

Als es dann soweit ist, dass wir in die Schleusenkammer einlaufen, mittlerweile ist es 20 Uhr, ist es dann an mir, das gesamte Gespann mittig in die locks zu steuern. Die Ruder der anderen Boote liegen mittschiffs und deren Maschinen sind gestoppt. Das funktioniert prima und wir können ganz entspannt mitverfolgen, wie auf den Booten rechts und links von uns mit den Leinen gekämpft wird. Jedes mal, wenn das Dickschiff vor uns in die nächste Kammer fährt, verursacht der Schraubenstrom kräftige Wirbel und unser Bootspäckchen wird hin und her geworfen. Es funktioniert aber alles ausgezeichnet, die Stimmung ist super und um 22 Uhr laufen wir aus der letzten Schleuse aus in den Gatun See. Wir fahren noch eine Meile und machen dann an einer großen Boje fest, an der schon ein Katamaran liegt. Die Amerikaner kommen noch längsseits und dann gibt es endlich Christines Bohneneintopf. Alle haben schon körig Hunger und das Einlaufbier schmeckt auch prima. Baden im See fällt aus, denn es könnte sein, dass ein Krokodil auch noch nicht zu Abend gegessen hat.

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Wir glauben schon, dass ist unser Lotse bzw. Advisor, der da ankommt. Aber Fehlanzeige, zwei Katamarane werden vor uns abgeholt

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Während wir warten (insgesamt von 13 Uhr bis 18 Uhr 30), vertreiben wir uns die Zeit mit Kaffeeklatsch …

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… und einem Ruhepäuschen unter Deck

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Unser Advisor Edwin ist ein sehr netter Typ mit viel Erfahrung. Er dirigiert unser 3er Paket, bestehend aus uns in der Mitte und dem amerikanischen 40 Fuß Boot Rogue (an Stb.) und der finnischen 32 Fuß Catrina (an Bb), sicher durch die drei Schleusenkammern

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Als die drei Boote aneinander festgemacht sind, müssen wir noch fast eine Stunde warten und Kreise drehen. So lange dauert es, bis sich der große Frachter vor uns in die Schleuse eingefädelt hat

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Endlich geht es los. Wir fahren in die erste Kammer der rechten Schleusengruppe ein

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In dieser Phase haben die Linehandlers bei uns an Bord Ruhepause. Nur der Skipper muss aufpassen, dass unser Päckchen schön in die Mitte der Schleuse kommt. Auf unseren Nachbarbooten haben die Jungs mit den langen Leinen zu kämpfen, die beim Aufwärtsschleusen ständig dichtgeholt werden müssen. Schließlich “fahren” wir in jeder Kammer 9 Meter aufwärts

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Am Ende des ersten Schleusengangs. Die Kammer ist gefüllt. Ein letzter Blick auf den Atlantik über das Schleusentor hinweg (ich weiß, man muss schon genau hinsehen)

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Bisher läuft alles prima, und das bleibt auch so

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Die Caly Manx ist so groß, dass die Kraft der Lokomotiven, die ihre Leinen ziehen, nicht ausreicht, um das Schiff vorwärts zu bewegen. Deshalb muss der Koloss seine eigene Maschine benutzen, was starke Verwirbelungen und Strömungen in der Kammer verursacht

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Hier schließen sich zum zweiten mal die Schleusenkammern hinter uns und wieder geht es 9 Meter nach oben

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Während auf den anderen Booten mit den Leinen gekämpft wird, halten wir ein Schwätzchen

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Der Bohneneintopf von Christine ist wirklich super. Während wir mit dem Essen bis zum Ankerplatz warten, hat Edwin schon Kohldampf. Aber entweder hat Christine seine Portion zu groß gemacht, oder er ist der einzige, dem das Gericht nicht so gut schmeckt, denn er lässt einen größeren Teil auf dem Teller. Die Advisors machen diesen Job übrigens in ihrer Freizeit. Edwin ist hauptberuflich bei der Security des Lake Gatun beschäftigt. Insgesamt sind 89 Advisors im Einsatz und am nächsten Tag bekommen wir sicher einen anderen.

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Es geht in die dritte Schleusenkammer

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Und wieder schließen sich die Tore hinter uns, hier sogar im Doppelpack

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Auf der Rogue kommen die Jungs ins Schwitzen

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Auf in den Gatun See. Die letzte Schleuse ist geschafft

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Noch ein Blick zurück

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Unsere Gäste bekommen die Kojen im Vor- und Achterschiff. Christine schläft an Stb. im Salon, ich im rechten Winkel dazu. Weil dieses Stück der Sitzbank zu kurz ist, wird sie über den Mittelgang hinweg verlängert.

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