Montag, 23. Juni 2014

Wanderung nach Mata Utu

Montag, 23. Juni 2014, Gahi, Wallis, Wanderung nach Mata Utu

Bin schon um halb Sieben auf den Beinen. Irgendwie schlecht geschlafen in der Nacht, wahrscheinlich wegen zu viel Pizza und Rotwein (Alex hatte einen 3-Liter-Karton mitgebracht, von dem allerdings etwas übrig geblieben ist). Trotzdem quäle ich mich ein bisschen mit Liegestützen und Klimmzügen herum. Mit Ach und Krach schaffe ich schon wieder 23 Liegestütz (womit ich noch von den 35 bis 40, die ich vor dem Skiunfall drauf hatte, weit weg bin) und 7 Klimmzüge (vorher 15), wobei ich beim Herunterlassen die Arme nicht voll ausstrecken kann, sondern etwa 10 Grad von einer geraden Linie zwischen Ober- und Unterarm entfernt bin.

Um 10 bringt Alex Wolfgang und uns beiden mit dem Felice-Dinghy an Land. Wolfgang berichtet, ihr Wetterbericht aus Kiel sage für Mittwoch- auf Donnerstagnacht doch stärkeren Wind voraus, als gestern noch ersichtlich. Heißt das, wir können nun doch nicht am Mittwoch starten, sondern eventuell erst am Freitag oder noch später? Wir müssen täglich den forecast abrufen, um auf neuestem Stand zu sein und ein passendes Wetterfenster für 3 Tage zu finden, denn so lange wird der Törn nach Fiji dauern. Mir geht es darum, möglichst nicht zu hoch am Wind segeln zu müssen und mit wenig Welle auszukommen, damit es leichter für Christine wird. Aber das ist schneller gesagt, als dass es zu bekommen ist. Wetter ist leider kein Wunschkonzert.

Wir wollen bis in den Hauptort, Mata Utu gehen und zurück möglichst per Anhalter fahren. Es ist schon ganz schön warm um diese Uhrzeit und der Schweiß rinnt. Nach anderthalb Stunden sind wir angekommen und finden uns vor dem Postamt ein, um das dort verfügbare Wifi zu nutzen. Pro Computer hat man eine halbe Stunde gratis WLAN und den kleinen Samsung hatte ich noch nicht benutzt. Zwar gibt es von Loin, dem lokalen Anbieter, auch an unserem Ankerplatz in Gahi ein starkes Wifi-Signal, aber das Internet dahinter funktioniert nicht. Als wir versuchen, das der etwas hilflosen Dame auf dem Postamt am Hafen zu verklickern, scheint sie es zwar irgendwann zu begreifen, aber tun könne sie auch nichts. Der zuständige Herr käme erst in 2 Stunden wieder. Auch mit einer SIM-Karte kann sie uns nicht weiterhelfen. Die Telefonzellen seien draußen vor dem Postamt. Internet übers Handy? Nee, das geht irgendwie gar nicht. Können wir zwar nicht ganz glauben, aber was sollen wir tun bei so viel geballter Kompetenz?

Also sitzen wir vor dem Postamt im Schatten auf dem Boden, laden die zwei letzten postings hoch und checken die emails. Na also, jetzt ist auch die Bestätigung unserer Voranmeldung für Fiji endlich eingetroffen. Dann können wir uns ja wieder auf den Rückweg machen.

Wir würden schon ganz gern von einem Auto mitgenommen, aber auf unser Handzeichen wird von den Autofahrern nett zurück gewunken, aber niemand hält an, bis schließlich nach etwa 20 Minuten ein Kleinlaster stehen bleibt, bei dem wir auf der Ladefläche neben zwei Schubkarren und einem Sack Zement Platz nehmen. Der Fahrer bringt uns bis nach Gahi, obwohl er gar nicht so weit hatte fahren wollen. Ist doch nett. Dafür kriegt die Besatzung auch eine Flasche Wein, die Christine extra für diesen Zweck eingepackt hatte. Lachende Gesichter auf allen Seiten. Um halb Zwei sind wir auf den Booten zurück und brauchen erst mal ein kühles Bad.

Um Vier kommt Conny vorbei, eine halbe Stunde später sind auch Wolfgang und Alex bei uns, um die Rotweinreste von Gestern zu vertilgen. Alex hat seinen Laptop dabei mit frischen Wetterdaten (plötzlich rennt das Internet hier in der Bucht. Vielleicht hat unsere Intervention auf dem Postamt am Vormittag ja doch was genutzt?). Ich habe gerade via Kurzwelle neue gribfiles abgerufen. Nun können wir drei verschiedene Wetterquellen miteinander vergleichen, die alle etwas unterschiedlich ausfallen. Jetzt müssen nur noch die Wetterweltdaten aus Kiel mit zy-grib und sailmail-daten halbwegs übereinstimmen, dann fahren wir am Mittwoch los. Ein paar Stunden später bestätigt Conny dann, dass die aktuelle Prognose aus Kiel nun besser aussieht, als die von gestern. Also werden wir morgen wohl ausklarieren und übermorgen aufbrechen.

Mit verschiedenen Laptops und Antennen wollen wir versuchen, das Gratisvolumen von jeweils einer halben Stunde Internetzugang auszunutzen, wenn es denn weiterhin funktioniert. Da man die halbe Stunde nicht unterbrechen kann, muss man etwas vorplanen.

Als ich gegen 20 Uhr einen Blick in unseren Lagerraum an Stb. werfe, krabbelt gerade die große Kakerlake über den Boden, die ich nun schon zum dritten Mal sehe, wenn es denn immer dieselbe ist. Mist, sie hat sich weder einfangen noch vergiften lassen von den drei Fallen bzw. Giftködern, die wir aufgestellt hatten. Jetzt ist sie aus der Tür in den Gang und dann ins Vorschiff gehuscht. Ich schaffe Beleuchtung und Christine macht den Staubsauger klar. Mit dem Ding versuche ich, dem Krabbelviech hinterherzukommen, aber das Biest ist flink und findet immer wieder eine Ecke. Außerdem muss ich immer mit der Stirnlampe nachleuchten. Irgendwann ist das Ekeltier nicht mehr zu sehen. Steckt sie im Staubsauger? Wäre ja prima. Erstmal die Tülle vom Sauger mit Tape zukleben. Und dann schauen wir morgen im Hellen und draußen überm Wasser mal nach, ob sie wirklich drin ist. Sonst macht sie es sich jetzt im Vorschiff gemütlich.

P6233046

Dieser Kleinlaster hält an und nimmt uns auf dem Rückweg mit nach Gahi

OLYMPUS DIGITAL CAMERA    P6233042

Etwas Frischluft bei flotter Fahrt tut gut. Wir ersparen uns etwa eine Stunde Fußmarsch in der Mittagshitze

OLYMPUS DIGITAL CAMERA 

Fahrer und Beifahrer freuen sich über die Flasche Rosé, die Christine ihnen überreicht

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Auch hier gibt es die Auslegerkanus, aber heute sind Anfänger am Werk, vielleicht eine Schulgruppe. Drei Sechserpirogen liegen hier in der Bucht. Im Hintergrund die Rose, eine Bavaria 38

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Während die Sportler in den Pirogen um die Wette fahren, diskutieren wir erneut das Wetter

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen