Sonntag, 25. Mai 2014

Von Suwarrow nach Samoa, 3. Seetag

Samstag, 24. Mai 2014, von Suwarrow nach Samoa, 3. Seetag, Buckelpiste und Squalls ohne Ende, 146 sm dW, 130 üG

So ein Scheiß-Tag, aber wirklich! Zwar bleibt es tagsüber frei von Squalls, aber schon die Buckelpiste aus unregelmäßigen, 3,5 m hohen Wasserbergen macht das Leben an Bord mehr als ungemütlich, was vor allem Christine nicht besonders behagt. Aber ich finde es auch nicht besonders lustig, vor allem, weil mit dem späten Nachmittag wieder die Squalls einsetzen, von denen einer den anderen jagt, gerade, dass sie sich nicht überholen.

Das Ding um kurz vor Fünf hat es besonders in sich. Mehr als eine halbe Stunde lang pfeift uns der Wind mit 30 bis 40 Knoten um die Ohren, in der Spitze lese ich sogar 44 Knoten wahren Wind am Messgerät ab. Glücklicherweise hatten wir kurz vorher die Segelgarderobe geändert, weil wir aufgrund des auf Südosten gedrehten Windes mit der Genua und Spibaum gezwungen waren, zu weit nach Norden zu fahren. Nachdem Genua, Spibaum und Großbaum eingenommen, bzw. mittschiffs geholt und die Kutterfock an Stb. gesetzt waren, ging der Spaß schon los. Nein, das braucht man nicht wirklich, aber ändern lässt sich daran auch nichts. Böen dieser Stärke waren übrigens in keinem Wetterbericht angesagt und auch die Wellenhöhe übertrifft die vorhergesagte Höhe glatt um einen Meter.

Vor, in und nach den Squalls gibt es dann ständig Winddrehungen, und zwar nicht zu knapp. Mal eben 60 Grad. Die Hydrovane steuert uns dann eben auch auf einen 60 Grad anderen Kurs, was gut ist, denn dadurch stehen die Segel auf jeden Fall richtig. Blöd ist nur, dass man weder mit ausgebaumten, noch nicht ausgebaumten Segeln jeden Kurs fahren kann. Und die Alternative, jedes Mal den Spi-Baum rein- und rauszunehmen ist schlechterdings unpraktikabel. So fahren wir also einen ziemlichen Zickzackkurs in den Pazifik, was wiederum unserem Vorwärtskommen schadet, denn wir wollen ja schließlich ungern länger als 4 Tage brauchen. Nachdem es in den Squalls kräftig geblasen hat, ist danach dann für einige Minuten die Luft weg, die Sped geht auf 4 kn runter und die Segel schlagen.

Dann regnet es häufig und seit 21 Uhr blitzt es rings um uns herum. Das geht nun schon 3 Stunden so. Weiß noch nicht, ob ich mich trauen soll, das Funkgerät zum Senden einzuschalten. Ich will unseren Kahn schließlich nicht noch zusätzlich attraktiver für die Blitze machen. Das iPad liegt schon im Backofen (faradayscher Käfig). Nervig ist auch das Geklapper an Bord. In allen Schapps rollen bei den starken Schiffsbewegungen irgendwelche Teile hin und her, schlagen aneinander oder an Schrankwände und machen ein furchtbares Getöse. Wenn man tagsüber draußen sitzt, fällt das nicht so auf, aber in der Koje oder auch unter Deck ist das ein furchtbares Spektakel. Im Dunkeln mit Stirnlampe nach den Übeltätern zu suchen und alles mit Handtüchern, Schaumgummi oder Unterhosen zuzustopfen, ist auch nicht lustig und deshalb unterbleibt das heute.

Zusätzlicher Frust entsteht durch den Gegenstrom. Da machen wir schon mal 146 Meilen durchs Wasser, kommen unserem Ziel aber nur 130 Meilen näher. Um Mitternacht haben wir noch 195 Meilen vor uns, über Grund, wohlgemerkt, und ohne Zickzack. Mit wird heute eine lange Nacht abverlangt, denn bei diesen Verhältnissen kann ich Christine schlecht allein an Deck lassen, also soll sie lieber schlafen.

Genug gejammert für heute!

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