Montag, 12. Mai 2014

Von Bora Bora nach Suwarrow, 3. Seetag

Sonntag (Muttertag), 11. Mai 2014, von Bora Bora nach Suwarrow, 3. Seetag, 150 sm dW, 154 üG, zu viele Squalls

Kaum habe ich von den schönen Mondnächten geschrieben (siehe letzter Satz von Gestern) und den Blog via Kurzwelle gepostet, ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Um Ein Uhr kommt eine dicke Wolkenfront von Osten auf uns zugerollt, die Wind und Regen mitbringt, beides nicht zu knapp. Zu allem Überfluss dauert der Spuk fast anderthalb Stunden und der Wind dreht auf 80 Grad, womit wir bei der ausgebaumten Genua an Stb. gezwungen sind, das im Kurs zu reflektieren. Und nach 260 Grad wollen wir definitiv nicht hin. Das sind 30 Grad südlicher als unsere direkte Linie nach Suwarrow.

Ich überlege schon, ob ich Christine aus den Federn holen soll, um Genua und Spibaum nach Bb. zu shiften, lasse es aber bleiben und behalte Recht damit, denn gegen 3 Uhr hat der Wind wieder seine vorherige Richtung. Allerdings lassen die nächsten Squalls nicht lange auf sich warten. Zu unserem Wachwechsel um 4 Uhr führen wir über das Satellitentelefon Glückwunschtelefonate mit unseren Müttern zu Hause. Klasse, was mit moderner Technik heute möglich ist. Die Verbindung ist ausgezeichnet. Unsere Mütter werden sich wohl nicht im entferntesten vorstellen können, was bei uns hier zur Zeit abgeht. Ich habe mich gerade hingelegt, als mich das Surren des Schiffes und die heftiger werdenden, abrupten Bewegungen wieder auf die Beine bringen. Der Kahn fährt zeitweilig mit 10 Knoten die Wellen runter. Die genaue Windstärke ist schwierig anzugeben, denn bei achterlichem Wind ist die Anzeige nicht besonders genau (weil das Schalenkreuz auf der Vorderseite des Mastes sitzt und dadurch etwas abgedeckt ist), aber 30 oder vielleicht auch 35 Knoten werden es in den Spitzen wohl gewesen sein. Dann noch mal so'n Ding um kurz vor Acht. Damit wäre unser heutiges Tagespensum an diesen Dingern doch wohl abgearbeitet. Wir werden sehen. (Ja, tatsächlich, das war's für heute!). Die Wellen erreichen bis 3m Höhe.

In der Funkrunde um Neun hören wir, dass es den anderen nicht viel besser geht. Die Felice ist etwa 22 Meilen hinter uns, die African Affair immer noch in Maupiti (und auch heute ohne Baguette), aber die schlechtesten Nachrichten gibt es von der Pacific High. Klaus berichtet, dass sie einen Squall mit über 50 Knoten Wind abbekommen haben und ihnen dabei das Großsegel mehrfach gerissen ist. Auch die Fock habe einen leichten Anriss im UV-Schutz. Anders, als bei einem Mono, neigt sich ein Katamaran bei Windeinfall nicht zur Seite (oder jedenfalls nicht nennenswert) und Rigg und Segel können dem plötzlich stärker werdenden Wind nicht ausweichen, müssen also die gesamte Kraft des Windes schlucken, was in diesem Fall zu viel war. Wenn sich die Windgeschwindigkeit von 25 auf 50 Knoten verdoppelt, nimmt der Druck auf die Segel (und alles andere natürlich auch) übrigens um das Vierfache zu. Da kommen schon gewaltige Kräfte zusammen. Die Vier sind umgedreht, segeln nur unter gereffter Fock und haben den Plan, die Segel in Raiatea reparieren zu lassen. Wir fühlen mit ihnen, denn nach 400 Meilen auf dem Weg nach Hawaii wieder umkehren zu müssen, ist schon bitter. Die Funkverbindung auf 12185 funktioniert bestens.

Auch um 18 Uhr sind wieder alle 4 Boote online, die Felice liegt jetzt 33 sm hinter uns. Tagsüber überwiegend sonnig. Damit das Schiff nicht so starke Kursauschläge zu beiden Seiten macht, wobei manchmal der Wind von Stb auf die falsche Seite der Genua bläst und diese sich dann mit lautem Knall wieder entfaltet, schalten wir von Hydrovane auf Autopilot um. Das Hauptruder mit dem Raymarine kann doch noch etwas exakter steuern als die Windsteueranlage. Noch ein kleiner Squall ohne Regen und mit nur 25 kn Wind gegen 1930. Noch 330 Meilen bis Suwarrow.

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