Dienstag, 27. Mai 2014

Ankunft Samoa

Montag, 26. Mai = Dienstag 27. Mai 2014, Datumssprung, Ankunft Samoa nach 74 Meilen, Scheißwetter und Probleme mit dem Einklarieren

Dieses Wetter hat immer wieder noch etwas Besonderes zu bieten, leider auf der negativen Seite. Wir waren schon ganz guter Dinge, nun doch ziemlich flott vorwärts zu kommen und gegen Mittag einlaufen zu können, als wir um 0830 plötzlich feststellen, dass wir Kurs Süd-Ost fahren, und damit kommen wir definitiv nicht zum Ziel. Der Wind hat mal eben um 180 Grad gedreht und die Hydrovane steuert uns dementsprechend. Kann ja nur heißen, Segel einnehmen, Maschine an. Nun haben wir Gegenwind mit 20 Knoten und es baut sich eine extrem kabbelige See auf. Dünung aus Südost, Wind aus West. Wir kriechen mit 2 Knoten dahin. Außerdem schüttet es wie aus Eimern.

Die Stimmung wird auch nicht durch die email der Felice gehoben, von denen ich seit 3 Uhr in der Nacht weiß, dass sie Probleme mit dem Zoll bei der Einklarierung haben. Die wollen nicht den rosa Durchschlag der Zolldokumente akzeptieren, den sie von Bora Bora aus mitbekommen haben. Und dann kein Internet zur Verfügung! Heute soll es ein Gespräch mit dem Zollchef geben. Wenn es dumm läuft, müssen sie gleich wieder auslaufen. Und das ganz Blöde ist: Wir haben auch nur so einen rosa Zettel der Gendarmerie in Bora Bora. Könnte uns also das gleiche blühen.

Thomas hatte offenbar schon auf der website der Felice gelesen, in welchen troubles sie stecken und uns morgens um 7 einige SMS mit Adressen und Telefonnummern von Honorarkonsul und Trans Ocean Vertretung aufs Iridium geschickt. Supertoll mitgedacht, Thomas, und gerade rechtzeitig. Ganz herzlichen Dank. Um 9 in unserer Funkrunde konnte ich diese Informationen schon an die Felice weitergeben, auch wenn die African Affair als Relaisstation dafür herhalten musste. Ist doch interessant bei der Kurzwellenfunkerei: Die AA, mehr als 1000 km entfernt, konnte ich auf 12185 khz besser verstehen als die Felice, nur 50 km weit weg.

Nun haben wir also erstmal die Schnauze gestrichen voll von der Seefahrt bei diesem Wetter und dann kommt so ein Bürokratenmist auf einen zu. Ich bin ja zuversichtlich, dass wir die Burschen überzeugen können, aber ein angenehmes Gefühl ist das nicht, so lange man nicht sicher weiß, ob es klappt.

Wir fahren unter Maschine auf der Nordseite Samoas dahin. Um 1145 kommen die ersten Berge unter der schmutziggrauen Wolkendecke und durch den Dunst hindurch in Sicht. Wir sind schon 9 sm dran. Nix mit der Hoffnung, diese Winddrehung auf Südwest, aus der er nun mit 12 Kn weht, wäre etwa nur von kurzer Dauer. Um 16 Uhr laufen wir in den Hafen von Apia auf der Insel Opolu ein und werden am Steg der Marina schon von Conny und Wolfgang im Empfang genommen, die unsere Leinen annehmen. Die Marina war noch ziemlich neu, als sie im Jahr 2012 durch einen Hurricane weitgehend zerstört wurde. Jetzt ist nur noch ein Teil der Steganlagen nutzbar und die Marinagebäude gibt es gar nicht mehr.

Wir haben gerade festgemacht, als der deutsche Honorarkonsul Arne Schreiber auftaucht. Conny hatte ihm eine email geschrieben und um Unterstützung gebeten, die prompt erfolgt. Während wir unser Boot nicht verlassen dürfen, bis die Gesundheitsbehörde in Form eines etwas übergewichtigen, jungen aber netten Beamten auftaucht und uns die Unbedenklichkeit bescheinigt, trabt Conny in Begleitung des Konsuls zum Customs Office. Als sie später zurückkommt, ist sie für die amtliche Hilfe sehr dankbar, denn es braucht offenbar schon das ganze Gewicht der Diplomatie und schwere Geschütze ("dann wollen wir mit Ihrem Chef sprechen und notfalls werden wir uns auch an den Präsidenten von Samoa wenden"), um die Zoll-Lady, die da solchen Stress macht, zum Einlenken zu bewegen. Wollte die doch den Beiden allen Ernstes unterstellen, sie hätten die Papiere gefälscht, inclusive der Ausreisestempel von Französisch Polynesien in ihren Reisepässen. Wir hoffen, dass wir morgen diesen Ärger nicht haben werden. Zumindest sind wir schon mal angekündigt als befreundetes österreichisches Boot, auch mit "rosa Zettel".

Am Abend besorgen wir erst mal Cash aus einem Geldautomaten, dann gehen wir in Sichtweite unserer Boote in einem Hafenrestaurant essen. Und zwar supergut! Die Steaks von Rind (Felice) und Thunfisch (Gipsy) sind riesig und erstklassig, die Bedienung aufmerksam und freundlich. Und am Ende halb so teuer wie in Bora Bora.

Da wir hier 20 Längengrade weiter westlich sind als in Bora Bora, müssen wir die Zeit natürlich zurückstellen, und zwar um eine Stunde. Aber nicht nur das, denn zwischen American Samoa und West-Samoa verläuft auch die Datumsgrenze, so dass wir hier nicht mehr Montag, den 26., sondern schon Dienstag, den 27. Mai haben. Ein Tag geklaut, sozusagen. Wir sind nun also nicht mehr 12 Stunden hinter, sondern 11 Stunden vor der Mitteleuropäischen Sommerzeit (UTC +13 anstelle von UTC -10). Wegen der engen Anbindung an Neuseeland hatte Samoa diese Zeitzonenzugehörigkeit erst 2011 geändert, denn rein geographisch gehörte dieses Gebiet eigentlich noch nach UTC -11.

Internet werden wir hier an Bord wohl keines haben, aber es soll in einer Eisdiele in der Nähe die Möglichkeit bestehen, sich einzukaufen. Dort werde ich in den nächsten Tagen versuchen, die Fotos der vergangenen 2 Wochen hochzuladen.

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