Freitag, 24. Juli 2015, von Palikulo Bay in die Peterson Bay, Santo, Vanuatu, 8 sm. Nervenprobe im Pass mit 20 cm Wasser unterm Kiel. Und wir treffen noch einmal die Felice
Wir wollen heute weiterfahren zu einem schönen Ankerplatz vor Oyster Island in der Peterson Bay, nur wenig nördlich von der Palikulo Bay, wo wir die letzen drei Tage waren. Unser Aufbruch orientiert sich an der Hochwasserzeit, denn wir brauchen möglichst viel Wasser, um über die flachen Stellen zu kommen, die der sehr geschützten Bucht vorgelagert sind, die auch als Hurricane Hole und sicherstes Schlupfloch ganz Vanuatus gilt. Aus Guidebooks und von der Felice, mit der wir in den letzten Tagen in Funkverbindung standen, wissen wir, dass es sehr knapp werden kann, denn zu allem Überfluss haben wir derzeit auch noch eine Nipptide (Halbmond), bei der Hoch- und Niedrigwasser moderat ausfallen, also selbst bei High Tide nicht besonders viel Wasser aufläuft.
Woher bekommt man nun die Tidenzeiten? In der Navionics App gibt es einen Tidenreferenzort in Luganville, also nicht weit von hier. Dort ist das HW für heute Morgen mit 0918 angegeben, aber schon eine Stunde vorher steigt das Wasser kaum noch. Differenz gerade mal 5 cm. Wir brauchen viel Wasser, aber idealerweise noch etwas auflaufend, damit, wenn wir uns festfahren sollten, der steigende Wasserspiegel mithelfen kann, das Boot wieder frei zu bekommen. Im Nav-Guide sind Wegpunkte angegeben, die ich sowohl in openCPN, wie auch auf dem iPad in Navionics eingegeben habe. Bräuchte man eigentlich nur auf der Route entlangzufahren. Mit Wind im Nacken ist das aber gar nicht so einfach, wenn man nämlich besonders langsam fahren möchte.
Um 0820 fahren wir durch den äußeren Pass, der unkritisch ist, erstens, weil es Markierungen gibt, die mit der Route übereinstimmen und zweitens, weil wir wissen, dass es hier noch tief genug sein sollte, was es auch ist. Es bleiben immer gut 3m Wasser unterm Kiel. Der innere Pass wird haariger, zumal die 3 Marker-Paare (schön in rot an Backbord und grün an Steuerbord, wie es sich gehört), überhaupt nicht dort stehen, wo der Nav-Guide zu fahren empfiehlt. Außerdem sieht es überall verdammt flach aus, wie schon aus den Google Earth Bildern ersichtlich ist, die zwar eine relativ gute Auflösung haben, aber dennoch keinerlei Aussage darüber zulassen, wo es nun vielleicht gerade den halben Meter tiefer ist, den wir brauchen.
Christine steht vorn am Bug, über die Micky-Mäuse sind wir in Funkkontakt. Ich fahre, so langsam ich kann. Weil der Wind schiebt, heißt das Leerlauf, manchmal bremse ich sogar mit dem Rückwärtsgang. Allerdings muss man aufpassen, dabei nicht den Kurs zu verlieren. Zwischen dem ersten und zweiten Bakenpaar sind einzelne Korallenköpfe zu erkennen, um die wir mit Hartruderlagen herumkurven. Hier haben wir noch 1 m Wasser unterm Kiel, aber vor den dritten Markern wird es immer flacher. Ich starre gebannt auf das Echolot. 80 cm, 70 cm, 60 cm, es wird immer flacher. Es gibt nun gar keinen Sand mehr unter uns, sondern nur noch Korallen. 50 cm, 40 cm, der Boden unter uns ist braun und Christine hat keine Chance, noch flachere Spots zu identifizieren. Wir kriechen mit 0,5 Knoten dahin. 30 cm, 20 cm. Ich habe die Hand am Schalthebel und bin kurz davor, die Aktion abzubrechen und rückwärts wieder rauszufahren. Wenn die Anzeige auf 10 cm gehen sollte, mache ich das. Aber nach endlos langen Sekunden springt das Display wieder auf 30, 40, 50 cm. Geschafft. Letztlich braucht man nur eine Handbreit unterm Kiel, aber so genau wird das nicht angezeigt und Korallenböden sind nicht so schön eben, wie Sandfächen.
Noch ein paar Minuten durch das südliche Becken, dann wird es noch einmal flach vorm Oyster Resort in der schmalen Durchfahrt zum nördlichen Becken der Peterson Bay. Die Felices heißen uns willkommen und wir ankern hinter ihnen auf 13 m Wasser. Jetzt ist erst mal frühstücken angesagt, dann kommt Wolfgang vorbei und macht uns mit einigen Besonderheiten des Ankerplatzes vertraut.
Etwas später fahren wir mit dem Dinghy, bewaffnet mit iPad und Handecholot noch einmal zur Einfahrt. Ich möchte die Route abfahren, die der Tusker Guide empfohlen hat und dort die Tiefe messen. Es scheint so, dass dort vielleicht 20 cm mehr Tiefe ist, aber es gibt keinerlei Orientierung. Und da man sich bei langsamen Geschwindigkeiten schwer tut, exakt auf einer Kurslinie zu bleiben, scheint es doch wohl am besten zu sein, durch den Tonnenstrich zu fahren. Das teilen wir über Funk dann auch der Hana Iti mit, die morgen nachkommen wollen.
Am Abend begeben wir uns zu Happy Hour und anschließendem Dinner ins Oyster Resort, zusammen mit Conny und Wolfgang. Wir sitzen 4 Stunden gemütlich beisammen und essen ganz ausgezeichnet.
Haarige Einfahrt in den südlichen Teil der Peterson Bay. Die rote Linie ist unser Track, so sind wir gefahren. Dort, wo der rote Pfeil hinzeigt, ist es heute gerade mal 2,3 m tief, wir haben noch kleine 20 cm Wasser unter dem Kiel. Die blaue Linie verbindet die Wegpunkte und ergibt die Route aus dem Tusker-Guide, die wir gefahren wären, wenn es keine Markierungsstangen gehabt hätte. In der Navionics-Karte auf dem iPad, die ich oben im Cockpit vor mir habe, fahren wir ohnehin schon wieder über Land, was auch nicht zur Beruhigung beiträgt.
Felice vorm Oyster Resort (auf Oyster Island)
Hier geht der Blick 180 Grad in die andere Richtung
Aperitif vorm Dinner im Oyster Resort
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