Donnerstag, 21. Februar 2013, vom Panama Kanal in den Pazifik
Da wir zu sechst an Bord übernachten müssen, aber nur 4 reguläre Kojen haben, schlafen Christine und ich im Salon über Eck. Die Sitzbänke sind etwas schmal, aber für eine Nacht geht es ganz gut. Diese ist ohnehin ziemlich kurz, denn um viertel vor Sechs heißt es schon wieder aufstehen. Die Amis neben uns springen gleich einmal ins Wasser, Krokodile hin oder her.
Um kurz vor Sieben kommt das Boot, das die Advisors bringt. Leinen los, und auf geht es. Im Gegensatz zum bedeckten gestrigen Tag scheint heute durchweg die Sonne und so können wir die wunderschöne Landschaft des Gatun-Sees genießen. Dieser See wurde künstlich aufgestaut, um eine für die Großschiffahrt nötige Wassertiefe von etwa 15 Metern zu erreichen. Überall gibt es kleine Inseln, alle sind bewaldet. Bei einigen hören wir Papageien schreien, aber Krokos sehen wir keine. Unser Advisor heute heißt George. Seine 60 Jahre sieht man ihm nicht an. Er wird demnächst in Pension gehen (in Panama ab 60 oder 62) und will sich dann als Agent selbständig machen. Er ist sehr an allen Details des Bootes interessiert und genau wie Edwin gestern, ein netter Typ. Unterwegs gibt es Frühstück. Christine fabriziert Rührei mit Speck (18 Eier). Dazu gibt es Brot, Kaffee und Tee. Zwischendrin setzen wir mal die Genua, aber nach einer guten Stunde wird der Wind wieder zu schwach. So fahren wir mit Geschwindigkeiten zwischen 5,5 und 7 Knoten Richtung Süden.
Irgendwann komme ich mal auf die Idee, mir die Stopfbuchse anzusehen und bin dann ganz überrascht, wie heiß die ist. Sicher 60 Grad. Kommt wohl von der Reibung. Kühlung gibt es ja nicht viel, weil der Wasseraustausch in der Volvo-Manschette schließlich nicht groß ist. Norbert funkt seinen Spezialisten für sämtliche Yachttechnik an und etwas später erfahren wir: Kein Grund zur Beunruhigung. Ist normal. Bei etwas niedrigerer Drehzahl sinkt die Temperatur dann auch wieder spürbar.
Um halb Zwölf kommen wir vor der Pedro Miguel Schleuse an, wo wir uns wieder mit der Catrina an Backbord und der Rogue an Steuerbord verbinden. Klappt heute im Hellen und zum zweiten mal schon deutlich besser, als gestern. Auch haben wir den großen Vorteil, dass vor uns zwei kleinere Ausflugsschiffe in die Kammer fahren, was ruck zuck geht. Ich steuere unseren Konvoi wieder in die Mitte der Schleuse und Gorge gibt die Maschinenkommandos an alle drei Schiffe. Alles geht problemlos. Gut zwanzig Minuten nach dem Einlaufen öffnen sich schon wieder die Tore und weiter geht es über eine kurzes See-Stück zu den Miraflores Schleusen. Die eine Meile ist schnell geschafft bei den 4 Knoten, die wir mit unserem zusammengeschnürten Paket fahren. Die Tore sind offen und wir können direkt hinein in die Kammer. Es geht 9 Meter nach unten, dann in die nächste und letzte Schleusenkammer, bevor sich um 1305 für uns die Tore zum Pazifik öffnen.
Gleich nach der Schleuse entkoppeln wir die Boote und ein paar Meilen weiter, direkt unter der Brücke, die als Teil der Panamerikana Nord- und Südamerika verbindet, steigt unser Advisor von Bord. Kurz darauf biegen wir links ab zum Balboa Yachtclub, der keine Mooringboje für uns frei hat, an dessen Sprit-Pier wir aber unsere dicken Leinen (die wir nicht gebraucht haben) und Reifenfender wieder abgeben. Der Taxifahrer, den die Aluas und Santinas bestellt hatten, steht auch schon auf der Pier. Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass wir hier an eine Boje gehen könnten und wollten gemeinsam noch ein Glas Schampus trinken und Spaghetti essen. Nun aber sieht es so aus, das wir noch zwei Meilen bis zu einem Ankerplatz fahren und dann alle Mann per Dinghy an Land bringen müssten. Also entschließen wir spontan, dass unsere Freunde gleich hier von Bord gehen. Ein etwas schneller und ungeplanter, aber trotzdem sehr herzlicher Abschied. Mindestens Christine wird alle noch mal wiedersehen, wenn sie am Sonntag zurück zur Shelter Bay fährt, um als Linehandler auf der Alua dabei zu sein. Jedenfalls haben wir alle die zwei Tage Panamakanal als ausgesprochenes Erlebnis genossen.
Für uns geht es jetzt, es ist mittlerweile 14 Uhr 15, weiter zu unserem Ankerplatz südlich von La Playita. Das Wasser ist eine braune Brühe. Muss wohl am Tidenstrom liegen. Beim ersten mal schliert der Anker schon bei 1000 Umdrehungen retour. Also wieder raus das ganze. 10 Meter Wassertiefe, die Batterien sind mittlerweile ziemlich am Sand. Beim zweiten Versuch klappt es besser, aber 2000 Touren verkraftet der Anker jetzt auch nicht. Na gut, müssen 1700 auch reichen. Außerdem schmeißen wir noch 10 Meter Kette raus.
Jetzt muss der Sekt aufgemacht werden, um die Ankunft im Pazifik zu feiern. Die Flasche haben wir schnell gelenzt und fühlen uns ohne Mittagessen leicht beschwipst. Trotzdem wartet noch Arbeit auf uns. Abwasch, putzen, aufräumen. Man glaubt gar nicht, wie stark man einem Schiff eine 6 bis 7 Personen Besatzung nach zwei Tagen anmerkt. Ich mache mich daran, die Ankerwinsch mal mit den Servicebatterien zu verbinden und probiere dann, die Kette aufzuholen. Jowoll, Fehler festgenagelt. Das funktioniert nämlich gut. Also sind tatsächlich die Optima Batterien schon im Eimer. Sollten sie nicht sein, aber hier in Panama City werde ich wohl leicht neue bekommen. Wissen wir also schon, was die nächsten Tage auf dem Programm steht.
Gleich nach dem Ankommen kommt uns übrigens Martin begrüßen, ein deutscher Einhand-Katamaran-Segler, den ich von Curacao her kenne. Morgen werden wir uns mit ihm einmal länger unterhalten. Er kann uns bestimmt gute Tips zu Panama City geben, deren Skyline uns heute wieder begrüßt hat. Am Ankerplatz hier gibt es leider kein Internet und die SIM Card, die im iPhone steckt, unterstützt leider keine Verbindung zum PC. Auf Fotos müsst Ihr also noch ein paar Tage warten.
So habe ich noch nie angelegt bzw. festgemacht: An einer einzelnen Tonne liegen drei Schiffe. Links von uns dieser hässliche Kat mit den beiden Masten, die nebeneinander stehen, ebenfalls direkt an der Boje. An unserer Steuerbordseite hat die Rogue festgemacht.
Frühstück nach dem Losmachen von der Tonne. Wir sind schon unterwegs. Rührei mit gebratenem Schinkenspeck schmeckt allen. Auch unser heutiger Advisor George ist sehr zufrieden
Der größte Teil des Panamakanals sieht nicht wie ein Kanal aus, ist ja schließlich auch ein Stausee. Die Landschaft ist wunderschön mit den vielen Inseln, die hier entstanden sind. Die Betonnung ist hervorragend. Durch den Kanal könnte man prima auch ohne Beratung fahren
Einige große Schiffe kommen uns entgegen, wie hier dieser Autotransporter
Auch ein paar blinde Passagiere haben wir an Bord
An dieser Stelle (Puente Centenario) sind beim Kanalbau viele Menschen gestorben. Hier mussten gewaltige Mengen Erde und Stein bewegt werden und dabei hat es durch Krankheiten und Erdrutsche zahlreiche Todesopfer gegeben.
Einfahrt in die Pedro Miguel Locks, diesmal nur eine Schleusenkammer. Wir sind wieder mit den beiden Schiffen, wie gestern, verbunden
Gestern waren sie eine Schleusung vor uns dran, heute sind die beiden Kats mit uns zusammen in den locks
Der Zahn der Zeit: Er nagt und nagt
Ausfahrt aus der Pedro Miguel Schleuse. Bis zu den Miraflores Locks sind es noch 0,8 Meilen, die wir im geschnürten Paket fahren
Einfahrt in die Miraflores Schleusen. Hier gibt es zwei Kammern
Die Crew der Rogue
Auf in die letzte Schleusenkammer
Ich klettere mal schnell in den Mast, um ein paar Bilder von oben zu machen (aufgenommen von der zweiten Saling, aus ca 13 Meter Höhe). An Stb. die Rogue, an Bb die Catrina
Rufen wir doch mal schnell alle Mann an Deck …
Jetzt aber! Die Tore zum Pazifik öffnen sich
Die Bridge of the Americas verbindet als Teil der Panamerikana Nord- und Südamerika
Containerterminal des Hafens von Panama City
Die Leinen und Fender werden zum Abgeben beim Balboa Yacht Club klargemacht. Die Kanalfahrt hat Spuren hinterlassen. Das Deck ist ziemlich dreckig. Wir brauchen dann mal ordentlich Regen, um alles wieder sauber zu kriegen
George freut sich, als er auch mal ans Steuer kann. Der Bursche ist sehr interessiert und schaut sich auch unter Deck alles genau an
Advisor von Bord
Etwas ungeplant setzen wir Nelly, Peter, Uschi und Norbert am Balboa Yacht Club ab. So müssen gemeinsames Mittagessen und Schampus leider ausfallen
Das bunte Gebäude wird einmal ein Museum. Seit fünf Jahren wird gebaut, aber fertig ist es wohl noch lange nicht
Der Damm mit den Palmen drauf verbindet das Festland mit den drei kleinen Inseln, vor denen wir südlich ankern
Blick auf unseren Ankerplatz. Circa 60 Boote liegen hier derzeit, davon allein 12 Oysters. Die werden aber wohl bald verschwinden Richtung Galapagos. Nun warten wir auf Wind