Samstag, 11. Juli 2015

Lamap auf Malakula

Samstag, 11. Juli 2015, Port Sandwich, Malakula, Vanuatu. Besuch in Lamap

Wir kommen erst um Halb acht aus den Federn, obschon ich eigentlich vor dem Frühstück Yoga hatte machen wollen. Weil wir so spät dran sind, können wir die Felice nicht mehr mit einem „körigen“ Gehupe verabschieden, weil sie schon weg und nur noch in der Ferne zu sehen sind. Also wünschen wir ihnen per Funk noch einmal eine gute Reise. Yoga dann also heute mal nach dem Frühstück. Geht auch. Allerdings hat sich heute etwas mehr Schwell eingestellt und der Kahn wackelt etwas stärker, weshalb man sich bei manchen Übungen einen Halt suchen muss, insbesondere bei den einbeinigen Balancenummern.

Anschließend holen wir Marie-Luce und Didier mit unserem Dinghy ab und fahren an den Strand. Die letzten 100 Meter tuckern wir über eine schöne Korallenlandschaft, die nicht einmal einen Meter unter uns liegt. Direkt hinter den Bäumen am Strand befindet sich ein kleines Village, wo wir gleich begrüßt werden. Ein breiterer Weg führt dann nach rechts Richtung Pier und zum Inneren des Fjords, links geht es nach Lamap, einem etwas größeren Ort am Fjordausgang. Uns fällt auf, dass es hier, auch schon in dem kleinen Village, deutlich mehr Steingebäude gibt, als auf den kleineren Inseln, einige haben sogar Fenster mit Glasscheiben. Allerdings sind das großteils sehr einfache Gebäude, die zwar mehr Schutz bieten, aber für unser europäisches Auge eher hässlich wirken und längst nicht so fotogen sind, wie die ausschließlich aus natürlichen Materialien hergestellten Hütten.

In Lamap selbst finden wir eine Ansammlung von Betonruinen, auf die wir uns keinen Reim machen können. Auch einige Masten, die einmal Stromkabel geführt und als Straßenbeleuchtung fungiert haben müssen, stehen nun ohne Drähte und Lampen als stumme Zeugen vergangener Elektrizitätszeiten da. Wir wundern uns, dass wir kaum eine Menschenseele in dem Ort sehen. Alles scheint ausgestorben. Als wir endlich mal eine Frau vor einem Haus sehen, erfahren wir von dieser, dass heute, am Samstag, alle Menschen in ihren Gärten seien, die sich außerhalb der Ortschaft befinden. Die Ruinen stammen von vor der Unabhängigkeit (30. Juli 1980), als Vanuatu noch Neue Hebriden geheißen hat, und waren einmal Schulgebäude, wahrscheinlich von Frankreich gesponsort, denn auf dieser Insel sprechen die Menschen neben ihrer Inselsprache und Bislama, Französisch, und nicht Englisch.

Gar nicht weit von den Betonburgen erstreckt sich auf einem großen Areal die heutige Schule, deren Ausmaße uns überraschen. Es handelt sich um ein College, also eine höhere Schule, was wir auch bestätigt finden, als wir an einer nicht ganz sauber gewischten Tafel in einem Klassenzimmer Rechnungen von Gleichungen mit mehreren Unbekannten finden. In dieser einfachen Umgebung, wo die Schweine frei zwischen den Hütten herumlaufen und Hygiene ein Fremdwort ist, drängt sich unmittelbar die Frage auf, wie viele von den Schülern, die hier das Rechnen mit Unbekannten lernen, dafür jemals im Leben Verwendung finden werden. Selbst ich kann mich nicht erinnern, nach dem Studium jemals wieder eine solche Rechnung angestellt zu haben. Einen viel höheren praktischen Nutzen haben meines Erachtens Kopf-, Prozent- und Dreisatzrechnungen und selbst damit sind ja schon in unseren Gegenden viele Oberklässler überfordert.

Wir drehen eine große Runde durch Lamap und wandern schließlich wieder zurück. Unterwegs bekommen wir Früchte von einem Kakaobaum geschenkt, weil Christine auf dem Hinweg einige Spielsachen an Kinder verschenkt hatte. Im kleinen Dorf vor unserem Strand gibt es eine einfache Bäckerei, wo gerade frisches Brot aus dem Ofen geholt wird. Wir kaufen zwei noch warme Laibe, etwas kürzer und leicht dicker als Baguettes, aber tatsächlich von französischer Baguettequalität. Das erste Brot verzehren wir zur Hälfte gleich vor der Bäckerei, so lecker ist es. Später an Bord gibt es dann einen Festschmaus mit Philadelphia, Parmaschinken, Rettich und Essiggurken. Das frische Brot, das Christine heute Morgen gebacken hatte, wird uns in den nächsten Tagen auch noch schmecken. Während des Essens sieht Christine hinter der Hana Iti eine Haiflosse, und zwar ohne die charakteristische weiße oder schwarze Spitze der Riffhaie. Wird also wohl ein größeres Viech sein. Gestern Abend bin ich noch ins Wasser gegangen. Werde ich mir heute wohl schenken. Man muss es ja nicht herausfordern, wenn schon vor dem Viech gewarnt wird.

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Auf dem Weg nach Lamap. Im Hintergrund die Hana Iti und die Gipsy IIII

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Christine verteilt Tierfiguren zum Spielen an die Kinder

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Hier gibt es schon relativ viele Steinhäuser, wenn auch in sehr einfacher Ausführung

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Schweine laufen überall zwischen den Häusern herum. Auch am Strand sehen wir sie

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Hier wird Kopra mit Hilfe von befeuerten Öfen getrocknet. Es gibt große Kokosplantagen und auf dieser Insel, Malakula, hat Pam wohl auch nicht so gewütet. Jedenfalls sehen wir reichlich Kokosnüsse unter den Baumkronen

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Traditioneller Baustil, aber teilweise schon mit steinernen Sockeln. Auch Farbe scheinen sich hier einige Menschen leisten zu können

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Das Schulgelände umfasst ein großes Areal

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Frisches Baguette aus dem Ofen

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Die Backstube von außen

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Hhmmm, das Brot ist lecker und noch so heiß, dass man es fast nicht halten kann

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