Sonntag, 23. August 2015

Streik in Neukaledonien

Sonntag, 23. August 2015, Port Vila, Vanuatu. Noch mal in den Mast. Kaffee und Kuchen im Grand Hotel

20 Grad im Schiff beim Aufstehen. Und Flaute. Ein schöner Morgen. Also: Kein Regen, wenig Wind, ruhiges Schiff. Ideales Wetter, um noch mal in den Mast zu klettern und das Ankerlicht zu reparieren. Die Vorbereitungen dafür sind immer umfangreich: Werkzeug zusammensuchen (und bloß nichts vergessen, also dreimal nachdenken), Sicherheitsgurt anlegen, Bootsmannsstuhl anlegen, darüber den Rucksack (mit dem Werkzeug), Fenster mit Polstern abdecken. Und dann nach oben klettern. Christine sichert mit dem Spi-Fall, das in den Bootsmannsstuhl eingehängt ist. Wenn man oben sitzen kann, ist das Arbeiten deutlich angenehmer, als im Stehen auf den schmalen Stufen, bei denen der Brustgurt dann einen großen Teil des Gewichts aufnehmen muss und nach kurzer Zeit ziemliche Rückenschmerzen verursacht. Besonders bei einem längeren Vorhaben ist die Sitzgelegenheit also wichtig.

Weil unter Deck die volle Spannung von 13 Volt anliegt, nehme ich an, dass der Kontaktfehler wohl doch in der Quetschverbindung der Drähte oben im Masttop liegt. Also baue ich das Oberteil der Lampe ab, schneide den Quetschverbinder ab, und drehe die blankgemachten Drähte, die noch keinerlei schwarze Oxydation erkennen lassen, erstmal zusammen. Ich brülle (damit sie unter Deck was hört) zu Christine hinunter, sie möge mal das Ankerlicht einschalten. Mist Mist Mist! Brennt nicht. Die Spannungsmessung ergibt wieder nur 5 Volt. Beim letzten Mal waren es 4,8. Hatte ich mich wohl doch nicht vermessen. Also kommt ein neuer Quetschverbinder drauf, der wahrscheinlich nicht so gut sitzt, wie derjenige, den ich gerade abgeschnitten habe, weil beide Kabelenden natürlich kürzer geworden sind. Das Arbeiten da oben ist nicht besonders angenehm, weil man höllisch aufpassen muss, dass kein Werkzeug runterfällt und alles, was man aus der Hand legen will, nur in den Rucksack stecken kann. Braucht man es wieder, muss man in den Tiefen desselben erst danach suchen. Also wird das Kabel irgendwo im Mast eine Macke haben, was allerdings schwer vorstellbar ist. So lange die Dreifarbenlaterne brennt, werde ich aber kein neues einziehen, denn ein zweites Ankerlicht hatte ich ja vor kurzem schon auf dem Geräteträger montiert. Unterm Strich: Eine Stunde Arbeit für die Katz.

Am Nachmittag gehen wir mit Marie-Luce und Didier zum Grand-Hotel. Gerade, als wir losfahren, fängt es an zu regnen, weswegen unsere Wahl auch auf das Hotel fällt, denn dort kann man inwändig sitzen und der Weg ist nicht so weit. Wir landen in der Lobby neben dem Spielcasino und bestellen Kaffee und Kuchen. Die Hana Itis sind von Freunden, die zwei Jahre in Neukaledonien gelebt haben, darüber informiert worden, dass gerade ein Streik der LKW-Fahrer ausgebrochen ist, was ziemlich lange dauern und drastische Auswirkungen haben kann. Anders als in Deutschland ist in französischen Übersee-Departements bei Arbeitsstreitigkeiten nämlich noch nicht einmal klar, wer da eigentlich mit wem verhandeln muss. Marie-Luce und Didier haben das selbst in Martinique erlebt, als Hafenarbeiter streikten. Sechs Wochen lang. Auf der Insel gab es nichts mehr zu essen und manche Menschen standen buchtstäblich kurz vor dem Verhungern. Vor dem Hafen von Noumea (Neukaledonien) haben die Streikenden ein Schiff quer in die Einfahrt gelegt, so dass dort niemand mehr ein- oder auslaufen kann. Wir fragen uns, ob diese Geschichte unseren Neukaledonien-Besuch beeinträchtigen kann. Im Augenblick machen wir uns jedenfalls keine großen Gedanken, werden das Thema aber im Internet verfolgen. Nach zwei Stunden trollen wir uns wieder zu den Booten zurück.

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