Montag, 10. August 2015

Am Wind zur Lamen Bay

Montag, 10. August 2015, von Port Sandwich (Malakula) nach Lamen Bay (Epi), 26 sm

Um fünf klingelt der Wecker, um Halb sechs sind wir ankerauf. Es ist noch dunkel, aber es beginnt nun zu dämmern. Eine dünne Mondsichel steht noch am sternenklaren Himmel. Als wir aus Port Sandwich auslaufen, sehen wir vor der aufgehenden, aber noch hinter dem Horizont stehenden, Sonne kräftige Rauchwolken von den beiden Vulkanen auf Ambrym aufsteigen. Ein wunderschönes Bild. Jetzt verstehen wir, dass die Besichtigung der Vulkane zur Zeit ausgesetzt ist. Diese Info hatten wir während des Festivals in Penap von einer jungen australischen Geologin bekommen, die in Port Vila als Volontärin arbeitet. Am Kraterrand wird es wohl zu gefährlich sein.

Der Wind ist wieder einmal anders, als die Vorhersage. Diesmal allerdings zu unseren Gunsten. Statt mit 12 kn aus 155 Grad kommt er mit 13 bis 18 kn aus 180 bis 190 Grad, so dass wir nicht kreuzen brauchen, sondern mit einem Schlag auf Backbordbug über die freie Wasserfläche kommen. Die Sonne scheint und wir segeln zunächst mit gerefftem Groß und Genua, als der Wind zulegt, dann mit der Kutterfock, unter besten Bedingungen. Zwar schlägt das Boot oft in die 1,5 Meter hohen Wellen und die Schiffsbewegungen sind teilweise ziemlich abrupt, aber Christine verträgt das heute erstaunlicherweise relativ gut, obwohl sie keine Seekrankheitspillen eingeworfen hat.

Um 1120 liegen wir vor Anker, in der Nähe der Afia, die gestern schon gekommen ist. Anderthalb Stunden später ankert die Hani Iti neben uns, die zwei Wenden fahren musste, weil die Amel Santorin nicht so hoch an den Wind geht. Die Stimmung wird etwas getrübt, da ziemlich viel Schwell in die Bucht steht und das Boot zeitweise quer zu den anrollenden Wogen zu gewaltigen Taumelbewegungen ansetzt. Wir entschließen uns, den Heckanker auszubringen. Mit dem Dinghy fahre ich den leichten Fortress-Alu-Anker 70 Meter weit aus. In dem weichen Sand fasst er sofort und nun liegen wir schön mit der Nase im Schwell, auch wenn der Wind von der Seite auf die Gipsy bläst.

Schon bei der Ankunft wurden wir von vielen Turtles begrüßt und dann sehen wir auch ein Dugong, etwa 50 Meter neben dem Boot. Die Seekühe bleiben zum Grasen etwa 10 bis 15 Minuten lang unter Wasser und kommen dann für ein paar Atemzüge an die Oberfläche, bevor sie wieder abtauchen und dabei ihre breite, walartige Schwanzflosse zeigen. Ich schnappe mir Flossen und Brille und hüpfe gleich ins Wasser. Die Sicht beträgt etwa 15 Meter und ich schwimme in die Richtung, wo wir das Tier zuletzt gesehen hatten. Nach 20 Minuten gebe ich auf. Leider kein Erfolg. Vom Mast aus müsste man doch einen besseren Überblick haben. Also klettere ich auf die erste Saling und halte Ausschau. Tatsächlich kann ich mehrmals die Seekuh beim Auf- und Abtauchen beobachten, immer etwa 50 Meter von uns entfernt. Also noch mal wieder ins Wasser. Christine kommt auch mit. Aber wieder haben wir Pech und finden das Viech nicht. Dafür komme ich aber sehr nah ein eine Wasserschilkdröte heran, die überhaupt nicht scheu ist und kein Problem damit hat, dass ich sie eine Weile unter Wasser begleite.

Nach einem Sundowner bei einem wunderschönen Sonnenuntergang essen wir zu Abend den Fisch, den wir gestern geschenkt bekommen hatten. Unterhaltung gibt es auch dazu, denn zwei Schlepper ziehen einen großen Leichter bis vor den Strand. Viele Hände entladen dann den darauf befindlichen Container und eine Stunde später geht das Gespann wieder auf die Fahrt.

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Beim Auslaufen aus Port Sandwich sehen wir die rauchenden Vulkane von Ambrym vor uns

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Wir haben schönes Segelwetter und freuen uns, dass wir nicht kreuzen müssen, sondern mit einem Schlag gerade das Auslangen finden

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Fast am Ziel. Lamen Island liegt vor uns. Noch eine Meile bis zum Ankerplatz, …

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… wo uns jede Menge Turtles erwarten. Manche sind ziemlich groß

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Weil wir quer zum Schwell liegen, machen wir den Heckanker klar, um das Schiff mit den Nase in die anrollenden Wellen zu drehen

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Da wir nun anders vor Anker liegen, als die Nachbarboote (rechts die Hana Iti, links die Afia), haben wir einen Fender als Markierung auf unsere Heckankerleine gesteckt, damit niemand drüberfährt. In der Nacht beleuchten wir die Leine sicherheitshalber

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Dugong beim Abtauchen, fotografiert aus der ersten Saling. Ein Unterwasserfoto gelingt heute leider nicht

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Von den Turtles gibt es sehr viele hier. Deshalb sieht man sie auch unter Wasser eher einmal

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