Dienstag, 21. Oktober 2014

Sevusevu full fletched

Dienstag, 21. Oktober 2014, Nasavu Village, Vanua Levu, Fiji. Ein Sevusevu mit allem Drum und Dran

Zusammen mit Evi und Frank fahren wir gegen 9 Uhr zum Dorf, um dort unsere Yagona (Kava-Strauß) abzugeben bzw. unsere Sevusevu-Aufwartung zu machen. Das Dorf ist schön am Hang gelegen mit tollem Blick auf die große Bucht. Das Anlanden mit den Dinghies ist etwas schwierig bei dem niedrigen Wasserstand, aber wir werden schon von einigen Jungs erwartet, die uns einweisen und helfen, die Boote an Land zu tragen.

Die Burschen bringen uns ins Village, aber der Chief ist auf dem Feld und wird erst in drei Stunden zurück erwartet. Drei quirlige Frauen unseres Alters, die allesamt total gut drauf sind und sich freuen, uns zu sehen, diskutieren alsbald, was da zu tun ist. Ruckzuck finden sie eine Lösung und „besorgen“ einen Ersatz-Chief und im Haus einer der Ladies wird die Zeremonie dann auch gleich durchgeführt. Zum ersten Mal, seitdem wir in Fiji sind, werden wir nun anlässlich des Sevusevu gefragt, ob wir denn gerne Grog trinken würden. Grog ist die Bezeichnung für das Gebräu, was aus den zerstoßenen Kava-Wurzeln gemacht wird. Wir bejahen freudig. Während der Zeit, in der aus den Wurzeln das Pulver gemörsert wird, führt uns ein junger Mann durch das Dorf. Überall werden wir angesprochen und auf eine Tasse Tee eingeladen, was wir aber nicht annehmen können, weil wir schließlich schon eine Einladung haben. Dieses Dorf ist relativ groß und wir schätzen, dass vielleicht 150 bis 200 Menschen hier wohnen. In der Schule werden 100 Kinder ausgebildet, die aber auch aus den Nachbardörfern kommen und teilweise hier wohnen und nur am weekend nach Hause fahren.

Schließlich landen wir wieder bei Losalini, wo die erste Lage Grog schon angesetzt ist. Wir bekommen als erstes zu trinken, wobei man die Kokosnussschale in einem Rutsch austrinken und sowohl vorher, wie nachher drei Mal in die Hände klatschen muss. Nachdem wir zwei Runden von der braunen Brühe, die auf der Zunge und im Mund ein etwas taubes Gefühl hinterlässt (etwa so, wie nach einer Zahnarztspritze, nur nicht ganz so stark), getrunken haben, geht der „Kelch“ in die größere Runde. Es dauert gar nicht lange, dann sind 20 Menschen in der guten Stube. Losalini kommt mit einer Gitarre an und es wird Musik gemacht. Davon angelockt, erscheinen noch mehr Menschen aus dem Dorf und schließlich zähle ich 30 Personen. Die Frauen stellen ein paar Girlanden aus Blumen und Gemüse her, schmücken uns und sich damit und führen für uns ein Meke auf. Dieser Sitztanz wird sonst zu Weihnachten, Silvester oder anderen besonderen Gelegenheiten aufgeführt. Wir fühlen uns geehrt und sauwohl in dieser stimmungsvollen Runde. Immer wieder geht die Kavaschale in die Runde und am Ende haben wir jeder 10 mal davon getrunken, inlcusive clap-hands.

Es sieht so aus, dass wir diejenigen sind, die die Fete hier beenden sollten, denn die Frauen werden ja wohl irgendwann Mittagessen kochen müssen. Gegen 12 Uhr deuten wir an, dass wir langsam gehen wollen, da noch Arbeit auf den Booten wartet. Also gibt es noch ein spezielles farewell-Lied auf fijianisch und Evi und Christine bekommen je einen selbstgeflochtenen Hut aus Pandanusblättern. Bananen und Mangos zum Mitnehmen hatte man uns vorher schon hingestellt. Wir werden von einer größeren Abordnung zum Strand gebracht und unsere Boote von einigen Schülern ins Wasser getragen. Mit großem Tamtam, Gejohle und Gewinke werden wir verabschiedet. Diesen Vormittag, mit seinem - auch für uns ja schon ziemlich Verwöhnte - ganz besonderen Erlebniswert, werden wir wohl so schnell nicht vergessen. Nein, diesen Tag werden wir sicher niemals mehr vergessen, denn eine solche Freundlichkeit und Herzlichkeit vollkommen fremder Menschen, die keinerlei Vorteil aus unserem Hiersein ziehen, ist einfach unglaublich.

Am Nachmittag verbringe ich drei Stunden damit, die 160 Fotos des Tages auf 94 zu reduzieren und diese zu bearbeiten. Das Problem bei den vielen Innenaufnahmen sind die hell-dunkel-Unterschiede. Immer ist eine Tür oder ein Fenster mit hellem Tageslicht im Hintergrund, was die Belichtung verdirbt. Oder es sind Menschen nur halb auf den Bildern, so dass Ausschnitte produziert werden müssen. Entsprechend viel Arbeit steckt darin, halbwegs ordentliche Resultate zu bekommen.

Um Fünf kommen Evi und Frank zu uns und diesmal hat der Skipper seine Gitarre mitgebracht. Gemeinsam singen wir Lieder von John Denver, Cat Stevens und anderen oder lauschen einfach nur der Darbietung von Frank, dessen Stimme der von Cat Stevens zum Verwechseln ähnlich ist. Ein toller, stimmungsvoller Abend bei uns im Cockpit, der irgendwann sein Ende findet, weil die Mägen knurren. Auf beiden Schiffen gibt es noch einmal Goldmakrele. Wir profitieren auch heute wieder vom gestrigen Fang der Frieda, denn die beiden haben uns noch eine große Portion Mahi Mahi mitgebracht.

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Unmittelbar nach der Sevusevu Zeremonie mit dem Ersatz-Chief: Gruppenfoto, noch in kleiner Besetzung. Losalini, die Frau neben Christine, ist die quirligste und lustigste von allen. In ihrem Haus findet später das große Grog-Fest zu unseren Ehren statt

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Ritzeratze voller Tücke, in die Brücke eine Lücke … (Wilhelm Busch). In diese hier braucht man keine Lücken zu sägen, es sind schon jede Menge drin

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Diese Lady lässt sich gern fotografieren

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Überall im Dorf werden wir angesprochen und von vielen eingeladen, hereinzukommen

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Hier wird eine wichtige Arbeit für die anschließende Grogparty durchgeführt. Die Kava Wurzeln werden zerstampft, damit das Granulat später in Wasser seine Geschmacksstoffe besser abgeben kann

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Christine kennt nach kurzer Zeit das halbe Dorf

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Ein neues Netz wird für den ersten Einsatz am Nachmittag vorbereitet

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Ein neues Haus entsteht

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Boarding school von Nasavu

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Bibliothek und Office der Schule. Alles sehr ordentlich und strukturiert. Sinnsprüche hängen an der Wand: “Today a Reader, tomorrow a Leader”

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Als wir ins Haus von Losalini zurückkehren, ist die erste Lage Kava schon gebraut

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Während wir die ersten Runden Grog schlürfen, werden uns schnell ein paar Kränze aus Blumen geflochten

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Später führen die Ladies und unser überaus lebhafter Ersatz-Chief eine Meke für uns auf. Das ist in diesem Fall ein äußerst aktiver und lustiger Sitz-Tanz

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Mädels unter sich

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Zwischendurch werden wir immer wieder zum Tanzen animiert

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Nach zwei Stunden ist ein großer Teil des Dorfs (ich zähle 30)  in Losalinis guter Stube versammelt und hat Spaß mit uns

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Die zweite Lage Kava wird zubereitet. Die gemörserten Kavawurzeln werden in ein Tuch gegeben, was dann in Wasser getunkt und ausgewrungen wird. Und zwar so lange, bis alle Inhaltsstoffe gelöst sind

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Losalini sorgt dafür, dass sich ihre Gäste wohlfühlen

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Kava-Schale Nummer 10. Ich hab’ mitgezählt

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Kein Blumentopf, sondern ein Hut, den es als Abschiedsgeschenk für die Damen gibt

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Wir brauchen unser Dinghy nicht einmal selbst ins Wasser zu tragen

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Der Tag klingt auch stimmungsvoll aus mit einer tollen Gitarren- und Gesangsperformance von Frank, dem wir ganz gebannt lauschen

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