Donnerstag, 9. Oktober 2014

Ärger mit Kutterfock und Schwell

Mittwoch, 08. Oktober 2014, von Waya (Yalobi Village) nach Navadra (Mamanucas), 10 sm. Scheußliche Schaukelei an den Ankerplätzen, Ärger mit der Kutterfock

Wegen der üblen Schiffsbewegungen in der Nacht, verursacht durch den Schwell, der in die Bucht hineinläuft, schlafen wir nur wenig in der Nacht. Genervt stehe ich schon um 5 Uhr auf, weil ich ohnehin kein Auge mehr zukriege. Das Wetter ist auch beschissen, es ist bewölkt und regnet zeitweilig, wenn auch nicht mehr so stark, wie gestern Abend. Also, so schnell wie weg hier. Um 20 nach 7 ist der Anker an Deck und wir fahren los.

Der nächste Ärger folgt postwendend. Is’ nix mit dem angesagten Ostwind von 100 Grad; nein, es pustet aus 150 Grad und das heißt, wie können nicht segeln, sondern müssen motoren. Wir haben 15 bis 20 Knoten gegenan und 1,5 m hohe Wellen von vorn. Mit 1800 Umdrehungen, mit denen wir bei Flaute locker 6 Knoten laufen, fahren wir jetzt zwischen 2 und 3 Knoten und donnern gewaltig in die kurzen Seen. Manchmal taucht das ganze Vorschiff unter und grünes Wasser (das ist der Ausdruck dafür, dass das Wasser massiv wie ein Fluss und nicht als Spray daher kommt) läuft über Deck. Noch ärgerlicher wird es, als wir versuchen, mit der Kutterfock hoch am Wind zu laufen. Nach dem Motto: Wenn wir sie ganz dichtknallen, müsste es doch gehen. Aber das Segel lässt sich gar nicht komplett ausrollen. Was ist da jetzt schon wieder im Eimer? Da die Capitana mir „verbietet“, aufs Vorschiff zu krabbeln (weil sie Angst hat, dass ich über Bord gehe), um die Geschichte zu untersuchen, rollen wir die Fock erst mal wieder ein und motoren weiter.

Eigentlich wollten wir ja heute nach Mana, aber diese Gegenanbolzerei werden wir uns ganz sicher nicht noch weitere 15 Meilen antun. Also fahren wir nach Navadra, wo wir um kurz nach 10 ziemlich genau dort ankern, wo wir vor etwa zwei Wochen schon einmal für ein paar Tage lagen. Na bitte, dort ist wenigstens kein Schwell.

Die Untersuchung der Kuttefock ergibt, dass sich beim Ausrollen das Fall am Segelkopf (also oben im Mast) mit um das Stag drehen will. Das geht natürlich nur etwa eine halbe Umdrehung und dann ist Schluss. Wieso taucht dieses Problem jetzt plötzlich auf? Kann ja eigentlich nur daran liegen, dass das Lager dort oben nicht mehr so gut rollt, wie bisher. Ich brauche eine ganze Weile, bis ich die Selden Furlex Unterlagen gefunden habe. Dort finde ich Explosionszeichnungen der Teile und auch eine Montageanleitung. Dabei stelle ich fest, dass das Fall eigentlich oben am Mast durch einen Führungsbügel laufen sollte um sicherzustellen, dass es nicht parallel zum Stag, sondern in einem Winkel von 5 bis 10 Grad dazu verläuft. Zwei solcher Beschläge sind laut Beschreibung im Lieferumfang der Furlex Anlage dabei. Aber die hat mir ja ein Rigger in Puerto Rico montiert und obwohl ich ansonsten mit deren Arbeit sehr zufrieden war, haben sie dieses Ding weder angebracht noch mir zumindest für meine Ersatzteilkiste dagelassen. Also, was tun?

Erstmal nehmen wir das Segel runter und fetten das obere Lager, wie in der Anleitung beschrieben. Die zwei Kugellager lassen sich zwar wie geschmiert drehen, aber etwas zusätzliches Fett wird wohl nicht schaden. Aber mir lässt die Sache mit dem fehlenden Führungsbügel keine Ruhe. Mir fällt ein, dass Peter und Nelly von der Alua in Panama letztes Jahr das gleiche Problem hatten. Er hatte (aus welchem Grund habe ich vergessen, vielleicht, weil er lose war), den vorhandenen Bügel abgebaut, weil er den Nutzen nicht gesehen hatte. Und ich auch nicht, denn er hatte mich damals noch danach gefragt. Das war aber ein Fehler, denn bei unserem gemeinsamen Aufbruch von Panama City blockierte dann auf der Alua der Fockroller und die beiden mussten deswegen noch einmal zurück und in die Marina einlaufen, um dort den Schaden zu reparieren.

Eine Führung, wie vorgesehen, haben wir nicht an Bord, aber man könnte ja etwas anderes verwenden. Ich nehme einfach einen Edelstahlbügel, aber den muss ich erst noch etwas verbiegen, damit er auf dem gerundeten Mast glatt aufliegt. Gut, dass wir einen Schraubstock und große Zangen an Bord haben. Bevor es in den Mast geht, ganz ganz lange nachdenken, was man da oben alles braucht. Neben dem Bügel, Schrauben und Kunststoffunterlegscheiben sind das: doppelseitiges Klebeband, Körner, Hammer, Akkuschrauber, 3,5 und 5 mm Boher, 6 mm Gewindeschneider (6 mm Poppnieten incl. Zange habe ich leider nicht), Fett, Inbusschraubendreher und für den Fall der Fälle auch noch eine Kombizange und das Segelmesser. Alles im Bootsmannsstuhl unterbringen und dann nach oben. Halt, sicherheitshalber vorher noch die großen Fenster abdecken, denn wenn eine der gebogenen Scheiben von einem herabfallenden Hammer getroffen wird, haben wir ein echtes Problem. Dafür kriegen wir hier garantiert keinen Ersatz.

Nach einer halben Stunde ist alles montiert und es ist auch kein Hammer heruntergefallen. Hoffentlich halten die beiden 6 mm Schrauben im 3 mm starken Mast-Alu der Zugbelastung stand. Aber immerhin ist diese Vorgehensweise so auch von Selden empfohlen.

Zwischendurch haben wir tollen Kuchen gegessen, den Christine am Vormittag gebacken hatte und am Abend gibt es Omelette mit Käse. Jetzt sind wir wohlgenährt, aber rechtzeitig zur Schlafenszeit (sogar schon etwas früher) schläft der Wind ein und der Schwell kommt. Wir befürchten, dass wir heute Nacht wieder in unseren Betten hin- und hergekegelt werden.

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Als wir in Navadra ankommen, ist das Wasser noch ruhig. Erst am Abend kommt der Schwell auch in diese schöne Bucht. Sch….. Die Kutterfock nehmen wir herunter, um den oberen Drehbeschlag zu fetten

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In den Selden Unterlagen wird das Problem angesprochen

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Bei uns läuft das Fall oben etwa 20 cm parallel zum Stag, es sollte aber einen Winkel von 5 bis 10 Grad haben, damit es sich nicht um das Stag drehen und damit die ganze Anlage blockieren kann

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Als Fallführungsbügel biege ich mir diesen Edelstahlbügel so zurecht, dass er auf die Rundung des Mastes passt

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Dann heißt es, gut überlegen und Werkzeug zusammenstellen, bevor es in den Mast geht (dieses Sammlung hier ist noch nicht vollzählig)

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Anschließend montieren und hoffen, dass es hält und auch was nützt. Etwa eine Stunde, nachdem ich damit fertig bin, läuft bereits so viel Schwell in die Bucht, dass ein Arbeiten in 17 Meter Höhe nicht mehr möglich gewesen wäre.

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