Freitag, 5. Juni 2015

Felice Arrival

Freitag, 05. Juni 2015, Anelghowhat, Aneityum, Vanuatu. Felice kommt an. Instandsetzung Solar Panels. Strandwanderung.

Aus unserem SSB-Funkverkehr wissen wir, dass die Felice irgendwann heute Nacht hier ankommen wird. Wir haben Conny und Wolfgang per Sailmail ein paar Infos geschickt, wie man hier gefahrlos auch im Dunkeln einlaufen kann. Als ich um 3 Uhr mal kurz an Deck bin, sehe ich jenseits des Riffs neben Mystery Island ein grünes Licht. Das werden sie ja wohl sein. Über Kanal 16 rufe ich die Felice, und - wie erwartet - sind sie es auch. Ich warte noch ein paar Minuten, bis sie auf dem Ansteuerungskurs zum Ankerplatz sind und fahre ihnen dann mit dem Dinghy in der hellen Fast-Vollmondnacht entgegen. Kurze Zeit später ankern die beiden 100 Meter hinter uns. Die Nacht ist kalt und ich fange in T-Shirt und kurzer Hose bald mal an zu frösteln. Conny und Wolfgang sind in langer Hose, Strümpfen und Fleece-Pullis unterwegs und trotzdem ist ihnen kalt. Um Viertel vor vier liege ich wieder in der Koje.

Am Vormittag muss ich endlich mal dem Problem auf den Grund gehen, warum unsere Solarpanele nicht mehr genug Saft liefern. Eines der vier Panels ist schwach auf der Brust. Statt der 18,4 Volt kommen im Verteilerkasten nur noch 3 Volt an. Im Panel selbst liegt es nicht, denn in der dortigen Elektronik kann ich ebenfalls noch die 18,4 V messen. Muss also irgendwo im Kabel liegen. Und zwar genau dort, wo man von zwei Enzeldrähten eine Verbindung zu einem gemantelten doppellitzigen Kabel verbunden hat. Ist zwar professionell gemacht mit doppelten Schrumpfschläuchen. Trotzdem ist der Plus-Draht an der Verbindungstelle schlicht und einfach durchgegammelt. Das Kupfer hat sich in grüne, bröselige Masse, aufgelöst. Also muss hier ein Stück eingesetzt werden. Die Drähte sind so dick, dass Löten nicht funktoniert, also Quetschverbinder. Endlich kommt wieder mehr Lade-Strom auf die Batterien. Ich nehme noch mal die Verbindungen im Verteilerkasten auseinander, um noch einen Schrumpfschlauch über die Flickstelle ziehen zu können. Anschließend ist plötzlich überhaupt kein Ladestrom mehr da. So ein Mist. Was habe ich jetzt angestellt? Als erstes kontrolliere ich die Sicherung im Solarregler, denn meine Vermutung geht dahin, dass ich vielleicht unbemerkt einen Kurzschluss der Panels verursacht haben könnte. Aber die Sicherung ist heil. Habe ich vielleicht gar die Solarpanele selbst gekillt? Das wäre ein ziemlicher Mega-Gau. Ich bin nicht so weit bewandert mit der Solartechnik, dass ich abschätzen kann, ob das mit einem Kurzschluss eventuell möglich ist. Nach diversen Messungen geht meine Vermutung schließlich dahin, dass die Masseverbindung vielleicht keinen vollen Kontakt hat. Noch mal alle Ringkabelschuhe etwas gegeneinander verrutschen. Und siehe da: Das war's. Plötzlich fließen wieder 10 Ampere in die Batterien.

Weil aus einer Stunden-Aktion so schnell mal anderthalb Stunden werden, müssen die Felices etwas warten, bis wir soweit sind, dass wir mit ihnen an Land fahren können. Um Halb zwölf ist es dann aber so weit. Wir parken unsere Dinghies am Strand und wandern los, auf der Ostseite der Bucht entlang, ganz um die Nase herum und auf der anderen Seite wieder Richtung Norden. Kelly hatte uns Vorgestern den Weg mit einer von einem Stock gemalten Zeichnung im Sand beschrieben, und so wissen wir nun, wie wir zu laufen haben. Als wir an den Flusslauf kommen, der ins Meer mündet, biegen wir links ab auf einen schönen Waldweg, der zur Rückseite des Dorfes führt. An dieser Stelle entdecken wir vielleicht 200 Meter vom Strand entfernt Fontänen, die immer wieder aus dem steinernen Riffplateau schießen. Die Stärke variiert, je nachdem, wie hoch die Wellen sind, die gerade anlaufen. Da müssen wir hin. Etwas mühsam auf dem zerklüfteten Vulkangestein, aber der Weg lohnt sich und es gibt auch ein paar schöne Fotos von der Gischt, die mit Schmackes aus den Blowholes gepresst wird.

Anschließend noch ein Gang durchs Dorf. Nun kommen wir erstmals in die Village-Bereiche, die in zweiter und dritter Reihe vom Strand entfernt liegen. Die Häuser hier sind deutlich einfacher. Viele Hütten sind sehr klein und auschließlich aus natürlichen Materialien, wie Holz und Palmblättern als Bedachung, gebaut. Vereinzelt sehen wir auch Wellblech, aber keine Steinbauten. Alles wirkt extrem idyllisch im üppigen Grün der Vegetation. Das Gras ist geschnitten, es liegt kein Müll herum, die Wege sind gepflegt. Aber es ist sehr simpel und einfach. Wenn es richtig regnet, wird es bestimmt ungemütlich. Als wir durchs Dorf wandern, finden wir auch heute wieder bestätigt, dass die Menschen hier zwar sehr freundlich, aber doch zurückhaltend sind. In der Regel müssen wir als erstes ein "Hallo" sagen und ein Lächeln zeigen, bevor eine freundliche Reaktion zurück kommt.

Um 1430 sind wir wieder an Bord zurück, essen Salat. Anschließend Kaffee und Kuchen. Am Abend ist auch Christine endlich wieder in so guter Verfassung (nach zwei Tagen Kopfschmerzen, die sie auf das Absetzen der Seekrankheitstabletten zurückführt), dass wir beim Sonnenuntergang gemeinsam eine Flasche Weißwein lenzen. Zum Wohl!

Die Rainbow Warrior von Greenpeace, die gestern Abend hier vor Anker gegangen ist, hat sich übrigens heute Morgen um 8 Uhr schon wieder davon gemacht. Ich hatte eigentlich von einer Umweltorganisation, die mit einem segelbaren Schiff unterwegs ist, erwartet, dass die auch segeln, und keinen Diesel verfeuern. Aber so lange wir sie in Sicht behalten, kommen die Segel nicht zum Einsatz.

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