Dienstag, 02. Juni 2015, Mololo Lailai (Fiji) nach Aneityum (Vanuatu), 4. Seetag und Ankunft in Anelghowhat, 64 sm.
Die ganze Nacht ist wunderschön mit abnehmendem Wind und angenehmer werdender Welle. Christine muss nur einmal um Halb drei aufstehen, weil wir das Groß wegnehmen und den Spinnakerbaum in die Genua setzen müssen. Vereinbarungsgemäß geht keiner von uns während der Wache allein aufs Vorschiff. Dann kann sie sich wieder hinlegen, weil ich mit sich weiter ändernden Windverhältnissen rechne, denen ich lieber gleich selbst begegnen will. Es tut sich aber nicht so viel, eigentlich verhält sich der Wind gemäß forecast und wird langsam weniger und dreht rück. Wir können aber immer weiter segeln, weil auch die 10 und später 8 Knoten Wind von achtern bei der kleinen Meterwelle immer noch ausreichen, uns mit 4 bzw. 3 Knoten langsam unserem Ziel entgegen kommen zu lassen.
Die meiste Zeit bin ich während der Nacht im Salon und lege mich zwischen den kurzen Aufenthalten an Deck immer wieder auf die Bank und schlafe ein wenig. Mein Vertrauen in den Echomax ist mittlerweile so groß, dass ich auch kein Problem darin sehe, mal 30 oder 40 Minuten nicht an Deck zu sein. Wenn auf hoher See Schiffe unterwegs sind, läuft bei denen das Radar. Mit Sicherheit. Und dann schlägt der Echomax Alarm, auch wenn dieses Radar noch 30 Meilen entfernt ist. Könnte höchstens noch ein Segler mit uns unterwegs sein (i.d.R. ohne eingeschaltetes Radar), aber der würde wohl in dieselbe Richtung fahren.
Der Sunrise ist wunderschön. Da ich nicht genau weiß, wann die Sonne über die Kimm steigt, sitze ich im Cockpit und warte. Beim Untergang weiß man ja genau, wann es so weit ist. Aber andersrum denkt man immer: Jetzt muss sie doch gleich auftauchen. Dauert jedenfalls regelmäßig viel länger, als man glaubt. Heute verschätze ich mich glatt um 15 Minuten. Um 0710 Bordzeit ist es dann jedenfalls so weit. Unsere Uhren stehen noch auf Fiji-Zeit, aber hier in Vanuatu werden wir sie dann wohl eine Stunde zurück stellen müssen und sind dann 9 Stunden vor der mitteleuropäischen Sommerzeit.
Weil ich eine halbe Stunde lang nach achtern zur nicht und nicht aufsteigen wollenden Sonne schaue, blicke ich erst nach dem Sonnenaufgang mal wieder nach vorn. Und siehe da: Aneityum liegt wunderbar sichtbar und schon hoch über dem Horizont in voller Schönheit 25 Meilen vor uns. Beim Mondlicht hatte ich sie noch nicht entdeckt, aber die Sichtweite beträgt sicherlich 40 Meilen. So einen Landfall zu erleben, dafür lohnt sich alles Unangenehme, das mit der Reise verbunden ist (finde ich jedenfalls, die Capitana mag da etwas anderer Meinung sein) und es ist immer wieder etwas Schönes und Besonderes, speziell dann, wenn wir, wie dieses Mal, eine Seefahrt mit rauheren Bedingungen hatten, die - zeitlich passend zum Ankommen - mit phantastischen Bedingungen endet, was hier und heute heißt: Wenig Welle, viel Sonne, aber auch wenig Wind. Deshalb nehmen wir um 1030 die letzten Tücher weg und schmeißen die Maschine an. Jetzt sind es nur noch 25 Meilen, die wir motoren müssen. Weniger, als befürchtet.
Aneityum oder auch Anatom, erhebt sich mit grün bewachsenen Bergflanken aus dem Meer. Fast könnte man glauben, eine der Marquesas-Inseln vor sich zu haben. An der Südseite liegt vorgelagert zwischen Riffen die Mini-Insel Inyeug, auf der eine Landebahn für kleinere Flugzeuge liegt. Sie ist flach und kommt erst viel später in Sicht, als die Hauptinsel. Wir sehen ein Flugzeug starten und freuen uns schon darauf, die Insel zu umrunden, denn dahinter liegt die Bucht, in der wir ankern werden. Interessanterweise fällt der Anker exakt um 15 Uhr, genau um die Zeit, die wir im Vorhinein bei der Anmeldung bei den Vanuatu-Behörden als voraussichtliche ETA angegeben hatten.
Die Bucht ist gegen die vorherrenschden Winde aus Ost und Südost gut geschützt und das Wasser total ruhig. Wir legen uns auf 11 m Wassertiefe unmittelbar neben die schweizer Hani Iti, die wir bereits einige Male, zuerst in Raiatea, getroffen hatten. Außerdem sind noch drei weitere Yachten in der Bucht. Nachdem wir unser Dinghy ins Wasser gebracht haben, kommen Didier und Marie-Luis vorbei, um uns über die Gegebenheiten hier zu informieren. Sie sind uns einen Tag Vanuatu-Erfahrung voraus.
Anschließend kümmere ich mich um den externen Regler der Lichtmaschine. Nachdem wir in den letzten beiden Tagen relativ viel Strom aus den Batterien entnommen haben (minus 80 AH vs. Voll) erwarte ich eigentlich, dass unsere neu gewickelte LiMa nun ordentlich Amperes in die Batterien schiebt. Aber nichts da. Große Verbraucher, wie den Wassermacher, bedient sie zwar gern mit Strom, aber nicht die Service Batterien. Nun wird es Zeit, dass ich mich endlich mal etwas intensiver mit dem externen Regler auseinandersetze, den mir im vergangenen Jahr der Amerikaner in Raiatea eingebaut hatte. Nach intensivem Studium der Balmar Unterlagen komme ich darauf, dass der Draht, der den Ladezustand der Batterien misst, nicht an den Servicebatterien, sondern direkt am Starter, sprich an der Motorbatterie angeschlossen ist. Die ist seit Suva neu und ständig voll bzw. schnell geladen. Der Regler gibt also den Befehl an die LiMa: Arbeit einstellen, Batterie ist voll! Davon, dass die Servicebatterien aber noch sehr durstig sind, kriegt der Regler und in Folge die LiMa, nichts mit. Nachdem der Draht umgeklemmt ist, sollte das jetzt auch hinhauen. Die Geschichte bestätigt mir aufs Neue: Am besten macht man alles selbst. Selbst ein Elektroniker, der wirklich den Eindruck vermittelte, dass er Ahnung hat und uns schließlich bei unserem Problem in Raiatea auch geholfen hatte, baut am Ende noch irgendeinen Kinken ein. Wenn ich drüber nachdenke, komme ich drauf, dass die einzigen Boots-Handwerker, die ihren Job besser draufhaben, als ich ihn machen könnte, die Jungs sind, die mit Glasfaser und Epoxy arbeiten. Dafür braucht es einfach etwas Erfahrung, die mir fehlt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Während ich mit der Technik kämpfe, wischt Christine an Deck das Salz von den Fenstern und vom Geräteträger. Es ist unglaublich, wie viele Salzkristalle sich durch überkommende Gischt auf den Flächen an Deck bilden.
Das An-Land-Gehen und Einklarieren verschieben wir auf Morgen. Heute Abend gibt es Fettuccine und Salat. Dazu ein Glas Wein. Dadurch, dass die Uhren zurückgedreht werden, gibt es den Sonnenuntergang heute schon um Halb sechs und 30 Minuten später ist es stockdunkel.
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