Donnerstag, 04. Juni 2015, Anelghowhat, Aneityum, Vanuatu. Wir wohnen einer Beerdigung bei und haben Marie-Luce und Didier von der Hana Iti zu Gast
Am Morgen landet ein außerplanmäßiges Propellerflugzeug auf Mystery Island. Der Vogel wurde eigentlich schon gestern erwartet. Er bringt einen Verstorbenen, der von hier stammt, aber zuletzt auf einer anderen Insel gelebt hatte, zur Bestattung in seine Heimat zurück. Kurz nach der Landung sehen wir drei Boote, die mit Familienangehörigen und Sarg von der Flughafeninsel auf die Hauptinsel übersetzen. Etwas später sehen wir immer wieder Gruppen von Menschen am Strand zu der Stelle streben, wo der Sarg angelandet wurde.
Die Beerdigung wollen wir uns anschauen und machen das Dinghy klar. Von der Stelle, wo wir anlanden, bis zur Grabstelle laufen wir etwa einen Kilometer am Strand entlang, bis wir eine größere Menschenmenge zwischen den Palmen sehen. Das Grab wurde nicht etwa auf einem Friedhof, sondern mitten im Wald ausgehoben. Auf Pandanusmatten am Boden steht inmitten der etwa 150 bis 200 Menschen ein hochglanzlackierter Mahagonisarg mit goldglänzenden Beschlägen, der eigentlich gar nicht zu dem Erscheinungsbild der Trauergäste passt, die offenbar in ihrer ganz normalen Alltagskleidung erschienen sind, ebensowenig, wie zu dem so natürlichen Umfeld auf grünem Gras und unter einem Dach aus Palmenblättern. Hierher würde eher ein roh gezimmerter, unlackierter Holzsarg passen. Zwei Männer halten Reden oder lesen Gebete. Währenddessen ist immer wieder das laute Schluchzen und Weinen der Frauen zu hören, die um den Sarg herum kauern. Einige Jugendliche sind in Bäume geklettert, damit sie auch etwas von der Zeremonie mitkriegen.
Wir laufen dann noch etwas weiter Richtung Westen an einigen einfachen Häusern und Grundstücken vorbei, biegen nach links zum Strand ab und gehen diesen wieder entlang bis zum Ort und schließlich zurück zu unserem Dinghy.
Heute ist es den ganzen Tag bewölkt und relativ frisch. Im Boot haben wir tagsüber nur 26 Grad und beim Lesen im Cockpit wird es mit Shorts und Poloshirt schon fast zu frisch. Um 16 Uhr kommen Marie-Luce und Didier von der schweizer Hani Iti zu uns. Christine hatte die beiden heute Morgen eingeladen, nachdem sie einen frischen Kuchen gebacken hatte. Immer, wenn die restlichen Bananen zu weich werden, um sie noch mit Genuss essen zu können, sind sie gerade richtig, um als Zutat zu einer Mehlspeise verarbeitet zu werden. Der Kuchen ist dann immer richtig schön saftig und ausgesprochen lecker.
Da wir die Hana Itis bisher nur kurz getroffen hatten und sie eigentlich kaum kennen, gibt es sehr viel Gesprächsstoff und die Zeit verfliegt im Flug. Die beiden haben in diesem Jahr in etwa das gleiche Programm, wie wir. Nach Vanuatu wollen auch sie nach Neukaledonien und weiter nach Brisbane. Wir haben natürlich viele gemeinsame Bekannte unter den Cruisern und es ist immer wieder interessant, Lebensgeschichten und Motivationen anderer Segler kennenzulernen. Didier ist Arzt, Marie Luce Krankenschwester. Im Auftrag von Sea Mercy halten sie Sprechstunden zusammen mit dem lokalen Krankenpfleger ab. Von diesem sprechen sie in höchsten Tönen, denn normalerweise ist er allein auf sich gestellt und muss mit allen Krankheiten klarkommen, sowie als Geburtshelfer fungieren, wobei es ihm offenbar gelingt, alle Babys lebend auf die Welt zu bringen. Das war auf Fiji ganz anders. Dort werden Schwangere einige Zeit vor der Geburt zur Entbindung von den entlegenen Inseln in die Hauptstadt gebracht, um dort ihr Kind im Krankenhaus zu bekommen.
Während wir plaudern, läuft ein großes Greenpeace-Schiff mit zwei seltsam konstruierten Masten ein, die genau genommen aus jeweils zwei Masten bestehen, die außen an den Bordwänden aufgestellt sind und sich oben in der Mitte treffen. Man sieht also zwei hochaufragende, spitzwinklige Dreiecke an denen Stagsegel befestigt sind. Der Sinn dieser Konstruktion erschließt sich uns noch nicht. Mal sehen, ob wir Morgen in Erfahrung bringen können, was die Greenpeace-Truppe hierher führt.
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