Sonntag, 2. Juni 2013

Zurück nach Taiohae

Freitag, 31. Mai 2013, Nuku Hiva, wieder zurück nach Taiohae

Bei genauerer Betrachtung scheinen uns die Ankerplätze in Ua Pou nicht besonders erstrebenswert. Im Hauptort Hakahau auf der Luvseite der Insel drängen sich die Boote hinter einem Wellenbrecher. Weil es eng ist, muss man den Heckanker benutzen. Außerdem regnet es am Morgen und da verspüren wir keine große Lust für einen 25 Meilen Schlag. Das führt uns zu der Überlegung, noch einmal zurück nach Taiohae zu fahren, gerade mal eineinhalb Stunden unter Maschine, denn gegenankreuzen mögen wir heute auch nicht. Das würde in so einer Situation übrigens niemand von den Fahrtenseglern machen, die wir kennen. Wir gehören sowieso schon zu denjenigen, die mit den wenigsten Motorstunden auskommen, was den großen Vorteil hat, dass wir seit Panama noch nicht wieder getankt haben. Wenn alles planmäßig läuft, wollen wir das auch erst in Tahiti tun.

Wir ankern wieder in der Nähe des Platzes, den wir bis gestern am Morgen hatten. Die Crew der Belissima, die in Fatu Hiva unmittelbar hinter uns ankerten, schauen mit dem Dinghy vorbei. Wir tauschen die jüngsten Erlebnisse und Tips aus und erfahren von ihnen eine unglaubliche Begebenheit. In einer westlich gelegenen Bucht auf Hiva Oa, wo sie als einzigstes Boot vor Anker lagen, hatte sich ein großer Manta in der Bojenleine des Ankers verfangen und damit den Anker aus dem Grund gezogen. Als sie die ganze Geschichte mitbekamen, schwamm der Manta gerade samt Anker, Kette und Boot durch die Bucht. Irgendwie hat sich der gewaltige Rochen dann schließlich aus der Bojenleine befreien können. Wenn es sich nicht um ein äußerst seriöses, französisches Seniorenpaar gehandelt hätte, würde ich das ja für Jägerlatein halten. Aber es scheint wohl tatsächlich so gewesen zu sein.

Von der Alua gibt es zu berichten, dass sie offenbar etwas umfangreichere Schäden an ihrem Boot haben, weil ein anderer Ankerlieger auf sie getrieben wurde. Sie wollen die Reparaturen in Tahiti vornehmen. Wahrscheinlich werden wir dann dort wieder auf Nelly und Peter treffen.

Christine braucht etwas Ruhe nach der Action gestern und den vielen Fliegen, die sie permanent ärgern. Auch wegen der Haifische, die den Badespaß verhindern, ist sie etwas verschnupft. Deshalb verbringen wir den Tag lesend und planend an Bord. Die große Frage, die uns umtreibt, ist die: Welche von den 78 Atollen der Tuamotus, die sich über eine Strecke von mehr als 2000 Kilometern verteilen, sollen wir anlaufen. Kardinalfrage dabei: Welches ist die erste, auf die wir Kurs absetzen sollen? Diese Atolle mit den vielen kleinen Motus (Mini-Inselchen innerhalb oder als Bestandteil des Rings) sind nämlich eine besondere navigatorische Herausforderung. In der Regel gibt es eine oder zwei Passagen, durch die man hinein kann. Hier herrschen aber außer zu Hoch- und Niedrigwasser u.U. extreme Strömungen mit Geschwindigkeiten von bis zu 10 Knoten, die bei Wind gegen Strom hohe und steile Wellen erzeugen können. Hinzu kommt, dass es nur für drei der 78 Atolle präzise Gezeitenprognosen gibt und das dem Kartenmaterial zugrunde liegende Datenwerk großteils hunderte Jahre alt und dementsprechend ungenau ist. Also sollte man sich zu Beginn tunlichst ein Atoll aussuchen, das nicht gleich den allerhöchsten Schwierigkeitsgrad hat. Und so wie es aussieht, wird das für uns Kauehi sein.

 

Samstag, 1. Juni 2013, Nuku Hiva, Taiahoe, Einkaufen und Besuch auf Lupa

Christine hat wegen der Schaukelei und den Geräuschen, die die unter das Heck schlagenden Wellen verursachen, nicht gut geschlafen. Nach dem Frühstück bringen wir das Dinghy ins Wasser und gehen einkaufen. Noch etwas Obst vom Markt, dann ein paar Dinge, wie Joghurt und Käse aus dem Supermarkt. Auf dem Hinweg fahren wir bei Martin vorbei, der uns erzählt, dass bei ihm gestern auch große Fische unterm Schiff gewesen seien, die heftig angeklopft hätten. Da er bei seinem Katamaran den anderen Rumpf ja sozusagen von außen betrachten kann, hat er das Spektakel, das eine Viertelstunde gedauert hat, gut verfolgen können. Die Viecher seien über einen Meter lang gewesen und hätten Durchmesser von 30 Zentimetern oder mehr gehabt. Er lädt uns für den Nachmittag auf ein Bier zu sich an Bord ein.

Bevor wir zu Martin fahren, ist Törnplanung angesagt. Morgen früh wollen wir zu den Tuamotus aufbrechen. Im Idealfall kommen wir passend zu Niedrigwasser im Pass von Kauehi an. Aber das entsprechend zu timen ist bei 530 Meilen Entfernung nicht so ganz einfach. Trotzdem wollen wir es versuchen. Laut Wetterbereicht können wir damit rechnen, die gesamte Strecke mehr oder weniger mit halbem Wind zwischen 10 und 20 Knoten zu segeln. Damit müssten wir in ziemlich genau 4 Tagen dort sein können. Nach elendiger Rechnerei mit den verschiedenen Gezeitentabellen von NOAA (PDFs), WXtide (gratis downloadbares Programm) und Ayes Tide (iPad), die weder die gleichen Bezugsorte noch dieselben Zeiten verwenden, müsste das NW vor Kauehi am 6. Juni irgendwann zwischen 9 und 10 Uhr sein. Wenn wir also morgen früh um 9 starten, könnte diese Planung hinhauen. Nach der Rechnerei noch ein kurzes Aufentern in den Mast, um Wanten und Stagen zu kontrollieren. Sieht alles ok aus, auch wenn ich diesmal nicht mit der Lupe hinschaue.

Der Nachmittag auf der Lupa ist nett und kurzweilig. Einhand auf einem Katamaran zu segeln, hat auch seine Tücken. Katamarane können im Gegensatz zu Monos z.B. kentern, also ist das rechtzeitige Reffen besonders wichtig. Andererseits bietet so ein Kat natürlich sehr viel Lebensraum, was insbesondere an den Ankerplätzen von Vorteil ist.

Wir sind vor Sonnenuntergang an Bord zurück und verstauen schon mal das Dinghy auf dem Vorschiff. Nun sind wir dann also dreieinhalb Wochen auf den Marquesas gewesen und haben 4 Inseln kennengelernt und beeindruckende Erlebnisse gehabt. Die vor uns liegende Inselwelt wird vollkommen anders sein.

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