Dienstag, 18. Juni 2013

Kauehi nach Fakarava-Süd

Freitag, 14. Juni 2013, von Kauehi nach Fakarava Süd

Um viertel nach Vier bin ich auf den Beinen, bereite Frühstück und ein paar belegte Brote für die Mittagsjause vor. Das Dinghy haben wir gestern schon auf dem Vorschiff verstaut und so sind wir ohne Hast in der Lage, den Anker mit dem ersten schwachen Büchsenlicht um 0530 aus dem Grund zu holen.

Wir haben einen 13 - 15 Knoten Wind aus Ost und setzen sofort Segel. Volles Groß und Kutterfock. Etwas weniger als halben Wind auf unserem 200 Grad Kurs. Die Gipsy läuft 7 Knoten. Phantastisch! Um 0710 passieren wir unter Segeln mit der schon aufgegangenen Sonne im Rücken den Arikitamiro Pass, wo wir die schon vor uns im Dunkeln ausgelaufenen 7 kleinen Fischerbötchen wiedersehen, die im Wasser treibend, ihre Angeln im fischreichen Strömungsgewässer der Einfahrt zwischen den Motus auswerfen. Winken von allen Seiten. Es ist eineinhalb Stunden vor Hochwasser und wir haben 2 Knoten Gegenstrom. Es gibt ein wenig Kabbelwasser, aber das ist heute gar nicht der Rede wert. Die Passage ist ein Kinderspiel. Wir haben nicht einmal den Motor eingeschaltet.

Auch draußen vor dem Atoll erwarten uns tolle Bedingungen. Kleine Welle, Schwell vielleicht 1,5 m. Wir rauschen meistens mit 7 kn durchs Wasser, über Grund ist es ein halber Knoten weniger. Traumhaftes Segeln in den Tuamotus. Wir stellen uns vor, wenn unsere Passage von den Marquesas solche Bedingungen gehabt hätte. Dann wären wir in 3 Tagen angekommen. Aber man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen und heute freuen wir uns über unser Segelglück. Die Sonne scheint, blauer Himmel, am Horizont klassische Passatwolken. Wir liegen im Cockpit längs auf den Sitzbänken an Bb und Stb und lassen uns vom rauschen und gurgeln des Wassers und den Bootsbewegungen einlullen. Trotz der hohen Geschwindigkeit von manchmal 8 kn sind die Bewegungen heute angenehm. Der Wind ist relativ konstant und das Boot schiebt vielleicht 10 Grad Lage.

Das Fakarava Atoll ist nach Rangiroa das größte der Tuamotus. Man kann sich den Ring, bestehend aus Riffen und Motus, als abgerundetes Rechteck mit Kantenlängen von 60 und 20 km mit der Längsseite in Nordwest-Ausrichtung, vorstellen. Riffe und Motus sind schmal und umschließen eine Lagunenfläche von 1153 Quadratkilometer, die mehr als doppelt so groß ist wie der Bodensee, Ober- und Untersee zusammengerechnet. Wenn man mitten durch das Atoll fährt, wird man von Deck aus nirgendwo Land sehen können, denn die Motus sind sehr flach.

Wenn wir weiter so flott vorankommen, sind wir zwei Stunden vor Niedrigwasser am Pass Tumakohua, der auf der Schmalseite im Südosten des Atolls liegt. Es gibt noch einen weiteren Pass an der Nordwestseite, der sehr breit und einfach zu befahren ist. Der Pass, der jetzt vor uns liegt, ist zwei Kilometer lang und im Mittel vielleicht 200 m breit. Da wird uns also ganz schön viel Wasser entgegenkommen, wenn wir so lange vor Slack-Water (Stillwasser, in diesem Fall NW), dort sind. Andererseits haben wir fast Halbmond, sprich Nipptide, bei der die Gezeitenunterschiede klein sind und ergo auch die Strömungen geringer sein sollten. Wie wir gestern am Ankerplatz beobachtet haben, beträgt der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser vielleicht 30 cm. Wir werden es versuchen, denn wenn wir gegen die Strömung reinfahren, sind wir über Grund zumindest relativ langsam und müssten leicht auch umdrehen können, wenn es uns zu heikel wird. Immerhin können in diesen Pässen Strömungsgeschwindigkeiten von 10 Knoten auftreten und dann sieht es dort aus wie in einem Wildwasser mit reichlich Stromschnellen.

Um 1040 begegnet uns die amerikanische Yacht Pelgreen, die dort herkommt, wo wir hinwollen und dort hinwill, wo wir herkommen. Trifft sich gut, da können wir über Funk gleich ein paar Informationen austauschen. Gleichzeitig kommen die ersten Palmen von Fakarava hinter dem Horizont in Sicht. Wir nehmen etwas speed raus und reffen das Groß, so dass die Fahrt auf 5 kn sinkt. Um 1325 steuern wir auf Kurs 335 in den Pass ein, nur noch unter Kutterfock. Auch dieses mal bleiben wir unter Segeln und stellen den Motor nicht einmal an, denn der Pass ist wieder ein Kinderspiel. Was immer an den Gezeitendaten oder Berechnungen falsch war, wir laufen nicht mit Gegenstrom, sondern mit bereits auflaufendem Wasser ein, das uns allerdings nur mit etwa einem Knoten schiebt. Das Kartenmarterial ist genau, der Pass gut betonnt, Wind mit dem Strom. Besser könnte es gar nicht sein. Das Wasser im Pass ist ruhiger, als draußen. Die Einfahrt ist interessant, rechterhand gibt es eine kleine Hotelanlage mit Hütten direkt am Wasser.

Nach dem Pass kurven wir um eine Untiefe herum zum Ankerplatz, wo wir nach ein paar Erkundungsrunden vor der Minie B ankern, mit denen wir schon zuvor über Funk gesprochen hatten. Links neben uns liegt die Portal und so werden wir gleich von der Wienerin Barbara begrüßt. Das Wasser ist gespickt mit Korallenblöcken. Es gibt kaum 10 qm Sandfläche. Selbst wenn man den Anker dort hineinbrächte, die Kette würde in jedem Fall über die Rocks laufen. Und so passiert es dann leider auch. Nicht zu vermeiden. Der Anker landet in 11 m tiefem Wasser und der anschließende Tauchgang bringt die Klarheit, dass die Kette in mehreren Winkeln an Korallen hängt. Bei dieser Vielzahl und der Wassertiefe ist die Nummer mit den Fendern als Kettenlift kaum möglich und sinnvoll. Aber da wir in den nächsten Tagen relativ wenig Wind erwarten, sollte es auch so gehen. An diesem Ort wären einmal Mooringbojen sinnvoll, aber die gibt es nicht.

Phil von der Minnie B holt uns mit seinem Beiboot ab und fährt mit uns in den Pass zurück, um uns zu zeigen, wo man am besten schnorcheln kann. Das Wasser dort ist glasklar. Auf Pfählen steht ein Restaurant im Wasser und wir machen kurz fest um vom Steg aus die Korallen und Fische zu bewundern. Ein großer Napoleon schaut mit dem Rücken 20 cm aus dem Wasser heraus, weil er unten schon auf den Korallen aufliegt. Etwa 6 oder 7 Schwarzspitzen-Riffhaie von eineinhalb Meter Länge ziehen ihre Bahnen im seichten Wasser. Offenbar sind die scharf auf die Küchenabfälle des Restaurants. Die Korallenwelt und das kristallklare Wasser sind umwerfend. Wir freuen uns schon auf das Schnorcheln morgen.

Um 17 Uhr Sundowner auf der Minnie B. Dieses Boot hat eine Gefrierbox, also gibt es Eiswürfel, also trinken wir zur Abwechslung heute Gin Tonic. Endlich kriegen wir mal eine Sonate Ovni (Aluboot mit Hubkiel) von innen zu sehen. Schönes Schiff. Norma und Phil waren im früheren Leben Uni-Professor und Unternehmensberater und genießen jetzt das Leben auf dem Wasser. Wir hatten sie erstmals in Kauehi getroffen und freuen uns, die beiden hier wiederzusehen. Von der Alua erfahren wir später über SSB, dass sie wohlbehalten in Rangiroa angekommen sind und per email erhalte ich heute die Mitteilung, dass es einen 6,25 m Bowdenzug von Volvo sogar in Papeete (Tahiti) am Lager gibt. Kann ich fast nicht glauben.

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Bereits um 7 Uhr haben wir die ersten 9 Meilen im Kauehi Atoll hinter uns und stehen vor dem Pass, in dem 7 Fischerboote bereits auf Beute aus sind

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Die Ausfahrt aus Kauehi ist ausgesprochen anspruchslos und deshalb werfen wir die Maschine nicht einmal an, …

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… genau so wenig wie bei der Einfahrt in den Pass von Fakarava Süd. Mit 15 Knoten Wind machen wir fast 4 Knoten durchs Wasser, der Strom schiebt noch etwas zusätzlich. Um 14 Uhr sind wir schon am Ankerplatz

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Kleine Hotelanlage auf der rechten Seite der Passeinfahrt

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Neben uns ankert die Portal. Auf diesem kleinen Boot sind der Skipper und 3 Mädels unterwegs, eine davon die Wienerin Barbara, die wir in Kauehi kennengelernt hatten

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