Montag, 15. April 2013

Seeklarvorbereitungen

Samstag, 13. April 2013, Galapagos, Wreck Bay, Zarpe

Nach dem Frühstücken, Schimmel bekämpfen und Wasser machen fahren wir an Land. Christine geht für 20 oder 30 Dollar ein paar kleine Tausch- und Geschenkartikel kaufen, die man in der Südsee, wie man hört, gut gebrauchen kann (Angelhaken, Sicherheitsnadeln, Buntstifte, Schreibhefte, usw.). Wir hatten zwar schon von zu Hause einiges mitgenommen. Allerdings ist davon das meiste schon in der Karibik verteilt worden.

Für mich Internetsession im Mockingbird. Heute interessieren mich vor allem die Wetterberichte. Die nächsten Tage sind leider Flaute angesagt, erst in einer Woche soll etwas Wind kommen. Nun haben wir aber ausklariert. Unser Agent Bolivar findet uns im Mockingbird und bringt uns das Ausreisedokument fürs Schiff (ZARPE) und unsere Pässe mit den Ausreisestempeln. Ein paar Tage mehr oder weniger seien aber kein Problem, sagt er. Im ersten Stock unseres Internetrestaurants geht es wieder sozial her. Wir treffen die Aluas, Kay und Michael von der Voyageur samt Familie (Meina und Sohn Nicolai). Den Nachmittag verbringen wir an Bord. Auch für heute ist mehr oder weniger Flaute angesagt. Mit dem herrschenden Lüftchen ließe sich aber durchaus segeln. Vielleicht ist das dann ja am Montag auch so, was wir durchaus begrüßen würden.

So langsam kommen auch die Überlegungen, was uns in den nächsten Wochen auf See erwarten wird. Es ist die definitiv längste Strecke auf einer Weltumsegelung. Sie lässt sich nicht abkürzen, kein noch so kleines Eiland liegt zwischen Galapagos und den Marquesas. Wie lange wird es dauern (drei Wochen wären super! Vier ok, alles darüber, na ja …)? Welches Wetter bekommen wir? Bleibt Christine von der Seekrankheit verschont? Reicht das Essen (natürlich reicht es!)?, Geht was kaputt? Die Liste ließe sich noch lang fortsetzen, aber zu viele Gedanken machen wir uns gar nicht erst. Beim Universum bestellen wir uns eine faszinierende Reise mit den allerbesten Bedingungen.

Am Abend treffen wir uns wieder mit Nelly und Peter zum Abendessen im Mockingbird.

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Gestern abend im Casa Blanca. Steve von der LiWard macht Musik. Das Equipment inclusive batteriebetriebenem Verstärker hat er selbst dabei. Gage: Frei essen und trinken für ihn und Lili

Sonntag, 14. April 2013, Galapagos, Seeklarvorbereitungen

Noch steht unser Plan, Morgen den Anker zu lichten und auszulaufen. Wir wollen in der Früh gleich zum Markt und Gemüse und Obst einkaufen, damit wir dieses so frisch wie möglich an Bord bekommen. Damit wir anschließend nicht mehr so viel fürs Auslaufen vorzubereiten haben, ziehen wir einige der Seeklarvorbereitungen auf heute vor.

Als erstes steht die Ankerkette auf dem Programm. Sie ist von der Wasseroberfläche bis zum Grund mit Algen und Seepocken bewachsen. Die Algen sind dicht wie ein Bart und etwa 5 cm lang. Ich gehe mit einer Bürste ins Wasser, Christine holt von Deck aus die Kette langsam ein. Es ist nicht allzu schwierig, die Algen runterzuschrubben, aber ich muss acht geben, dass ich nicht mit der Hand über die Kette streife. Die barnacles sind so scharfkantig, dass sie sofort die Haut aufritzen würden. Bis die 12 Meter halbwegs sauber sind, ist doch fast eine Stunde rum. Anschließend schrubbe ich noch die Schraube sauber, während Christine sich den Algen am Wasserpass widmet. So starken Bewuchs haben wir lange nicht erlebt. Als ich aus dem Wasser komme, stelle ich fest, dass der „Dreck“, den ich von der Kette gebürstet habe, wohl auch zu einem erheblichen Teil aus tierischen Kleinlebewesen bestanden hat. Sehen aus wie Mini-Krabben, etwa halb so groß, wie kleine Ameisen. Hunderte oder Tausende davon kleben förmlich auf meiner Badehose. Auch aus dem Bauchnabel muss ich sie herauspulen.

Dann spannen wir schon mal die Lifelines. Wir verwenden dafür das Anker-Gurtband, das auf der Rolle am Geräteträger aufgespult ist. Es wird auf der Steuerbordseite durch Decksaugen nach vorn und auf der Backbordseite wieder nach achtern gespannt. Wenn wir in bewegter See aufs Vorschiff müssen, klinken wir uns mit den Sicherheitsgurten in diese Lifeline ein. Zusätzlich spannen wir auch noch Gurte vom Geräteträger zur Fußreling (I call them Leichenfänger). Falls mal eine besonders hohe, steile Welle einen Katapulteffekt haben sollte und einen von uns aus dem Cockpit kegeln will, dann ist das hoffentlich noch eine kleine Bremse auf dem Weg nach draußen.

Am Nachmittag beobachten wir die Bemühungen der Scott Free, eine Contest 43, ihren Anker frei zu bekommen. Wir hatten schon gehört, dass sich ihre Kette um einen Steinblock am Boden gelegt haben muss. Offensichtlich lässt sie sich nicht so leicht wieder darunter hervorholen. Auch der Taucher, den sie zur Unterstützung nun im Einsatz haben, kann offensichtlich nicht sehr viel bewirken. Jedenfalls schneiden sie die Kette durch und holen den Anker an einer Leine an Deck.

Nun gehen also unsere Galapagos-Wochen zu Ende. Wir sind wegen des Wartens auf die Ersatzteile länger geblieben, als geplant, aber es ist uns sicher nie langweilig geworden. Dass wir hier auf so große Siedlungen und Infrastruktur treffen, hatten wir eigentlich nicht erwartet. Man stellt sich unter den Galapagosinseln doch im Allgemeinen nur die Natur vor, sozusagen Darwins Erbe. Tatsächlich sind ja auch geschätzte 95 % der Fläche, oder sogar noch mehr, unbewohnt. Wir haben einige Einheimische und Zugereiste kennengelernt, sind in Stammlokalen eingekehrt, die wir zu Hause noch nie hatten, haben überhaupt in sehr hoher Frequenz auswärts gegessen (wie nie zuvor im Leben; u.a. auch, weil es hier durchaus leistbar ist), haben die Nettigkeit der Bevölkerung schätzen und die Unorganisiertheit hassen gelernt. Vor allem aber hat uns natürlich die Natur beeindruckt, die Fauna noch mehr als die Flora. Als einmalig auf der Welt kann vermutlich dieses enge Beisammensein mit den Seelöwen gelten. Nicht immer lustig, aber in hohem Maße interessant. Auch die verschiedenen endemischen Tierarten, wie Blaufußtölpel, Zayapakrebse oder Schwarze Leguane in großer Zahl und in freier Wildbahn erleben zu dürfen, empfinden wir als ein großes Geschenk. In der Seglergemeinde haben wir neue Bekanntschaften geschlossen. Hier gibt es keine Charterboote und Urlaubssegler mehr, sondern ausschließlich Yachten, die allesamt große Entfernungen zurückgelegt und noch größere vor sich haben.

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Die Algen sind weitgehend runtergeschrubbt von der Ankerkette. Die barnacles (Seepocken) lassen sich aber mit der Bürste nicht entfernen. Sie werden wohl im Laufe der Zeit und durch den Gebrauch wieder abfallen

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Bevor wir am Abend mit den Aluas ins Mikonia gehen, machen wir noch ein paar Abschiedsbilder auf der Promenade von Puerto Baquerizo Moreno

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