Sonntag, 21. April 2013

Galapagos - Marquesas, 6. Seetag

Samstag, 20. April 2013, Galapagos - Marquesas, 6. Seetag, 155 sm, noch 2324 sm, Passatsegeln vom feinsten, Fieber weg, anderer Segler in Sicht

Als ich in meiner Nachtwache um kurz vor zwei mal wieder an Deck gehe, um einen Rundumblick zu nehmen, erschrecke ich plötzlich wegen des großen, hellen Feuers Steuerbord voraus. Es dauert natürlich nur eine halbe Sekunde, bis mir klar wird, dass ich da den Mond sehe, der, von den zerfurchten Umrissen einiger Passatwolken teilweise verdeckt, goldgelb untergeht. Ein tolles Bild. In der Nacht piept hin und wieder einmal der Alarm des Echomax, was so viel bedeutet, dass irgendwo hinter dem Horizont, gerade an der Empfangsreichweite, ein fremdes Radar sendet. Weder optisch noch auf dem AIS ist irgend etwas zu sehen. Nach zwei Stunden ist wieder Ruhe.

Mit dem neuen Tag hat auch die Strömung ein Erbarmen und setzt wieder in unsere Richtung. Insgesamt verdanken wir heute 11 sm diesem Schub.

Auch hinsichtlich unseres persönlichen Befindens ist dies ein guter Tag. Christine ist endlich ihre Kopfschmerzen los, kommt mit den Bedingungen jetzt gut klar, und ist im Wohlfühlmodus angekommen, was sich u.a. in ihrer guten Laune und ihrer Prduktivität dokumentiert. Sie backt ein frisches Brot, was ausgesprochen gut gelingt und zu Mittag gibt es einen großen, gemischten Salat mit Thunfisch und Oliven. Allerdings müssen wir feststellen, dass nun erste Ausfälle beim Gemüse zu verzeichnen sind. Eine Gurke und eine große Karotte sind von innen verfault. Auch eine Paprika können wir über Bord werfen. Erstmals auf diesem Törn trinken wir am Nachmittag Kaffee im Cockpit und gönnen uns dazu ein paar Kekse. Mein Fieber bin ich wohl los, die Ohrenschmerzen nehmen weiter ab und ich fühle mich wieder halbwegs fit. Nur der Husten weitet sich etwas aus. Wäre schon interessant zu wissen, was ich mir da eingefangen habe.

In der Funkrunde am Morgen ist die Verbindungsqualität ausgesprochen gut. Ein Schnack mit der Alua, die nun immerhin mehr als 1000 Kilometer von uns entfernt sind, bringt ein paar Neuigkeiten; unter anderem, dass sie selbst und die Voyageur morgen starten wollen, sowie die Nachricht, dass Kay seine Wanten endlich bekommen und physisch in den Händen hat. Nun wird er die Reparatur angehen und Galapagos nach mehr als 3 Monaten in der nächsten Woche verlassen. Wir bekommen Grüße von ihm und Herbert ausgerichtet.

Um 1720 sichtet Christine doch glatt ein anderes Segel. Backbord querab am Horizont. Ob der uns auch schon gesehen hat? Auf Kanal 16 reagiert er auf einen Anruf jedenfalls nicht. Das Radar sagt 5 sm Abstand, also fast 10 km. Ziemlich weit weg also noch und nicht sehr deutlich zu erkennen, aber da die Segel von der tief stehenden Sonne angeschienen werden, können wir mit dem Fernglas doch ausmachen, dass es sich um eine Ketch (Zweimaster) handelt. Den Positionsmeldungen auf dem Beagle Netz zufolge kann es jedenfalls keines dieser Schiffe sein. Erst eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit schalten die ihr Navigationslicht ein, allerdings etwas unvorschriftsmäßig das Ankerlicht. Eigentlich sollten wir ein grünes Seitenlicht sehen. Nun müssten sie unser Licht doch auch deutlich sehen können, zumal der Abstand um 21 Uhr auf 1,8 sm gesunken ist. Aber auf 16 antwortet immer noch niemand. Dabei haben die jetzt im Dunkeln ihr Radar eingeschaltet, und zwar permanent, wie uns das wiederkehrende Signal am Echomax zeigt. Wegen uns? Weil sie Angst haben, dass sie uns zu nah kommen könnten? Oder weil die das immer nachts einschalten (dafür spricht, dass wir auch schon in der vorigen Nacht ein unregelmäßiges Radarsignal aufgefangen haben)? Oder weil da ein Einhandsegler unterwegs ist, der schlafen geht und in seinem Radar einen Warnsektor eingestellt hat? Ist für mich jedenfalls völlig unverständlich, dass da offenbar das Interesse fehlt, mal mit einem anderen zu plaudern, den man völlig überraschend auf hoher See trifft. Wir scheinen etwas schneller zu sein und einen leicht südlicheren Kurs zu laufen, denn um Mitternacht liegen sie bereits achteraus und die Entfernung ist deutlich größer geworden. Unser Kennenlerninteresse ist allerdings auch nicht so groß, dass wir "Gas wegnehmen" und näher an sie heranfahren. Vielleicht sehen wir die ja auf den Marquesas wieder.

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