Freitag, 21. November 2014

Zweiter Geburtstag

Freitag, 14. November 2014, Moana-i-Cake, Fulaga, Fiji. Geburtstagsfeier im Dorf

Den Vormittag verbringen wir, nachdem wir bis nach 9 Uhr geschlafen haben, an Bord. Christine backt einen Kuchen für das Geburtstagskind und ich hänge etwas in den Seilen, weil meine Halsschmerzen noch nicht verschwunden sind. Jo kommt mit seinem Boot und einer großen Crew kurz hallo sagen auf dem Weg zum Netz-Fischen. Sie werden einige Stunden damit beschäftigt sein und er wird erst später zur Geburtstagsfeier hinzustoßen.

Gegen 14 Uhr machen wir uns auf den Weg ins Dorf. Tara erwartet uns schon, aber wenn wir statt um Drei erst um Vier dort gewesen wären, hätten wir auch noch nicht viel verpasst, denn erst dann machen wir uns auf den Weg zum Geburtstagskind, der zweijährigen Tochter einer der Lehrerinnen, die wir gestern schon kennengelernt hatten. Die Lehrerin und ihr Mann sind über mehrere Ecken mit unserer Gastfamilie verwandt und die Einladung hat eigentlich auch unsere Gastfamilie ausgesprochen. Wir werden jedenfalls freudestrahlend begrüßt und gleich ins Haus gebeten, in dem ausgezeichnet Englisch gesprochen wird, weswegen auch kompliziertere Unterhaltungen gut möglich sind. Die Eltern des Geburtstagskinds Tupo und Messa, kommen von Viti Levu und sind erst seit 2 Jahren hier, also selbst zunächst als Gäste auf die Insel gekommen. Beide sind sehr angetan von Fulaga und versprechen uns, dass unsere Begeisterung für die Menschen hier wachsen wird, je länger wir bleiben. Sie berichten von Yachties, die 3 Monate am Stück hier verbracht haben und wenn wir nicht schon in der Cyclone Season wären, ständig die Wetterberichte vor Augen haben, und nicht doch bald wieder nach Savusavu zurück müssten, könnten wir uns das auch gut vorstellen. Falls uns hier ein Hurricane erwischen sollte, denke ich aber, dass es gut geschützte Stellen gibt, wo man einen Zyklon der Kategorie 1 und 2 vor Anker abwettern können müsste.

Es wird viel erzählt und jeder weiß interessante Geschichten zu berichten über Boote, die hier gewesen sind und die wir zum Teil kennen. Die Dorfgemeinschaft bemüht sich sehr, die Segler zu integrieren und gemeinsame Dinge zu unternehmen, wie große Picknickveranstaltungen, etc. Irgendwann werden wir in die Küche, die in einem kleinen Zweithaus untergebracht ist, gebeten, denn dort ist bereits Kava angesetzt worden. Nach und nach treffen weitere Freunde und Bekannte ein, so dass der Kava-Kreis größer wird. Wir bechern auch ordentlich mit, will heißen, wir lehnen nicht ab, sondern trinken bei jeder Runde unsere Portion, wobei ich bemerke, dass unsere Schalen nicht so stark gefüllt werden, wie die der anderen (half tide, nennen sie das). Irgendwann trudelt auch Jo ein. Sie haben 300 Fische gefangen und zwei davon kommen gleich für uns aufs Feuer. Tupo brät sie für uns und wir sollen sie mit an Bord nehmen. Keine Widerrede erlaubt!

Dann wird zu Tisch (also zu „Boden“, genauer gesagt) gebeten im Haupthaus, wozu außer der engeren Familie aber nur wir eingeladen sind. Es wird schon langsam dunkel und ich frage mich schon, ob wir es noch schaffen, mit dem letzten Tageslicht die 20 Minuten durch den Busch zu finden, da erklärt die Gastgeberin, dass wir nach dem Essen frei über unsere Zeit verfügen könnten. Wenn wir wollten, könnten wir hier übernachten, noch bleiben, aber auch gehen, wenn uns danach sei. Eine klare und tolle Ansage. Dann werde ich aufgefordert, dass Tischgebet zu sprechen. Nach dem Essen machen wir uns tatsächlich auf die Socken und niemand ist böse, als wir uns verabschieden. Wir können den schmalen Pfad kaum noch erkennen und leider lässt die Wirkung unseres Mückensprays nach 6 Stunden offenbar nach, denn jetzt werden wir reichlich gestochen. Das Dinghy liegt hoch im Trockenen und wir müssen es einige Meter weit ins Wasser tragen. Da wir kein Ankerlicht eingeschaltet haben, es null Beleuchtung und auch keinen Mond gibt, sehen wir die Gipsy erst, als wir fast dagegen stoßen. Es ist 20 Uhr.

Wieder mal liegt ein ereignisreicher Tag hinter uns, an dem wir neue Menschen und deren Kultur etwas näher kennengelernt haben. Am erstaunlichsten für mich war die Unterhaltung mit Messa, dem Mann der Lehrerin, der aus einer Feuerläufer-Familie vom Südwesten Viti Levus stammt. Er erzählt, dass er selbst, wie alle Mitglieder seiner Ahnenreihe, barfuß mehrere Minuten auf rotglühenden Steinen stehen könne. Das liege im Blut. Offenbar hat das Ganze nichts mit mentaler Stärke zu tun, denn als er erstmals von seinem Großvater aufgefordert wurde, sich auf einen glutheißen Stein zu stellen, habe er furchtbare Angst davor gehabt. Als er aber draufgestanden sei, habe sich das nicht anders angefühlt, als wäre der Stein gar nicht erhitzt. Seine Frau ergänzt, wenn man sich einmal irgendwo gebrannt habe, müsse man nur zu ihrem Mann gehen, der die verbrannte Fläche berühren würde und schon verschwänden die Schmerzen. Erklären können sie es selber nicht. Hört sich sehr überzeugend an, verleitet mich aber nicht dazu, meine Hand ins brennende Herdfeuer zu legen und die Probe aufs Exempel zu machen.

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Jo geht mit einigen anderen Dorfbewohnern auf Fischfang, der schließlich sehr erfolgreich verläuft. Nach 5 Stunden bringen sie 300 Fische nach Hause, die im Dorf verteilt werden

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Am Strand treffen wir Soki, der mit uns gemeinsam zum Dorf zurück geht und uns währenddessen interessante Dinge zu Fulaga erzählen kann

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Offenbar gibt es zu wenig Schränke im Haus unserer Gastgeberfamilie, denn die Dinge werden ziemlich konfus gestapelt

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Im Haus von Tara und Jo. Wir warten darauf, dass Tara und ihre Enkel mit Duschen fertig werden

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Frisch gebadet: Oma Tara und Enkel Peter, dessen Eltern in Suva leben. Erst, wenn der Wechsel zur Secondary School ansteht, kommen auch Peter und sein Bruder Johnny nach Suva zu ihren Eltern.

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Das Geburtstagskind ist das kleine Mädchen ganz rechts auf dem Bild. Tara wird offenbar als “Über-Dorf-Oma” verehrt. Auf Christines Geburtstagskuchen brennen zwei Kerzen

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Die Lehrerin und ihr Mann, Tupo und Messa, sprechen beide sehr gutes Englisch (wie auch Tara und Jo), so dass wir gute Unterhaltungen führen können

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Kava-Runde in der “Küche”, was eigentlich nur ein leerer Raum mit einer Feuerstelle ist

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Das jüngste Kind von Tupo ist 4 Monate alt. Insgesamt hat die Familie drei Kinder

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Jo ist vom Fischfang zurück

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Abendessen im Kreis der Familie

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