Freitag, 4. September 2015

Tomatenabgabe

Freitag, 04. September 2015, Noumea, Neukaledonien. Apfel- und Tomatenabgabe und der Kampf ums Internet

Als erstes machen wir uns auf zur Immigration, wo wir zügig abgefertigt werden. Es gibt nicht mal einen Stempel in den Pass. Wenn wir einen wollten, können wir aber einen bekommen. Nein, wir sparen uns lieber den Platz in den Pässen, damit sie nicht vollgestempelt sind, bevor sie ablaufen. Dann weiter zur Bio-Security, wo wir unsere paar Äpfel und Tomaten abgeben. Danach bekommen wir von denen einen Zettel, mit dem unsere Unbedenklichkeit bescheinigt wird. Wenn das nicht ein Witz ist, weiß ichs nicht. Von den anderen Behörden, also Zoll und Immigration, bekommen wir kein einziges Dokument. Als Personen können wir hier übrigens unbegrenzt bleiben, nur das Schiff muss nach spätestens einem Jahr ausgeführt werden oder man muss Einfuhrsteuer entrichten, was ja zunächst mal seltsam erscheint, wo Neukaledonien doch zu Frankreich gehört. Aber es scheint da einige Besonderheiten zu geben, denn hier hat man ja auch den Pazifischen Franc und keinen Euro.

Dann rufen wir Bertel über die Handfunke an, woraufhin er sich ins Dinghy schwingt und wir uns etwas später in der Marina treffen. Ist schon fein, wenn es jemanden gibt, der sich schon auskennt und gleich die richtigen Tips bezüglich der besten Internetverbindungen parat hat. Die Sache hier ist relativ kompliziert und da ist ein Guide wirklich Gold wert. Zunächst mal besorgen wir uns also Aufladekarten für ein WLAN-Netz in einem kleinen Laden, den wir ohne Hilfe nie gefunden hätten. Ein Monat freies Surfen (halt nur dort, wo das WLAN eine Abdeckung hat) für 30 Euro. Na, das geht ja. Später müssen wir dann aber feststellen, dass die Verbindung dauernd zusammenbricht und die Investition vielleicht doch nicht so gut war.

Dann noch SIM-Karten für die iPhones. Dafür muss man zur Post, wie Bertel weiß. Mitten in der Stadt, wo wir da schon mal hingetapert sind, gehen wir also in ein schniekes Gebäude und ziehen eine Nummer. Schon nach 40 Minuten kommen wir an die Reihe, allerdings bloß, um zu erfahren, dass es die SIM-Karten in diesem Postamt nicht gibt, sondern nur in der anderen Post, die glücklicherweise in Marina-Nähe ist. Auch dort müssen wir wieder eine Nummer ziehen und diesmal nur 30 Minuten warten. Die Prozedur, bis die Karten dann in unseren Smartphones stecken, dauert am Schalter aber sicher noch mal eine halbe Stunde. Die Daten unserer Personalausweise werden eingegeben und was weiß ich nicht noch alles veranstaltet. Schließlich müssen wir einen Vertrag unterschreiben. Das SIM-Karten Startpaket mit 26 Euro Datenvolumen kostet 55 Euro. Im Vergleich zu Fiji und Vanuatu, wo einem die SIMs an jeder Straßenecke für 2 Euro nachgeschmissen werden, ist das ziemlich grotesk, zumal, wenn man ansonsten den Eindruck hat, wieder in der modernen Welt angekommen zu sein. Wenn man das Internet vom iPhone aus nutzen will, muss man erst eine SMS an die Post schicken, woraufhin etwa 90 Cents vom Guthaben abgebucht werden und man eine Stunde lang surfen kann. Datenvolumen spielt keine Rolle. Ziemlich steinzeitmäßig, das Ganze.

Gar nicht Steinzeit ist das Innere eines Casino-Supermarkts. Das haut uns glatt von den Socken. Das Ding hat nun wirklich heimisches Merkur- oder Interspar-Niveau. Interessant sind die Preise der verschiedenen Produktgruppen: Bananen kosten das Sechsfache des Vanuatu-Preises. Eine 100g Tafel Milka 5 Euro (die stehen aber nicht etwa in der Apothekenecke, sondern ganz normal im Regal), eine 100 g Tafel Cote d’Or (auch von meinem ehemaligen Arbeitgeber) 9 Euro. Dafür ist Alkohol im Vergleich zu Fiji und Vanuatu spottbillig. Bier, Wein und harte Sachen sind jedenfalls günstiger, als wir sie zollfrei in Port Vila eingekauft haben. Hätten wir uns den Zirkus dort glatt sparen können. Auch Schafskäse, den wir so gerne im Salat essen, kann man hier wieder zu halbwegs normalen Preisen von 5 Euro für 180 g kaufen und muss nicht mehr als das Doppelte bezahlen, wie in Vanuatu (für dieselbe Marke aus Neuseeland, wohlgemerkt). Obwohl wir gar nicht auf Einkaufen, sondern nur auf Schauen eingestellt sind, können wir am frischen Baguette und dem Roquefort-Käse nicht vorbeigehen. Das erste Baguette ist schon „alle“, als wir wieder am Dinghydock ankommen.

Ansonsten ist es einfach schön hier, zumal wir nun den dritten Tag mit strahlendem Sonnenschein erleben. Trotzdem fahren wir nachmittags wieder aufs Schiff und versuchen, das Internet ans Laufen zu kriegen, emails zu lesen, ein paar administrative Dinge zu erledigen (gerade, als ich die TAN einer Überweisung eingeben will, bricht das Internet zusammen). Beim Sundowner (wunderschönes Abendrot) können wir noch 4 Boote der Segelschule beobachten, die eine Regatta nach der anderen auf einem kleinen Kurs segeln. Eigentlich erwarten wir für heute auch die Ankunft der Hana Iti, aber die lassen sich noch nicht blicken.

 

Nachfolgend einige Fotos der letzten Tage

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Blick auf den kleinen Hafen von Tadine auf Maré (die südlichste der Loyalitätsinseln). Das Wasser hier ist unglaublich klar mit Sichtweiten von über 30 Metern.

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Sonnenuntergang vor Maré. Die Hana Iti liegt 50 Meter hinter uns

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Am 2.9., 17 Uhr Lokalzeit, auf dem Weg von Maré nach Noumea. Die Hauptinsel Neukaledoniens ist schon in 45 Meilen Abstand zu sehen.

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Vor Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Wir befinden uns im Havannah-Pass. Die Venus, in Bildmitte zu sehen, hatte ich, als ich sie zuvor etwas dichter über dem Horizont ausgemacht hatte, zunächst für das Mastlicht eines Seglers gehalten. Aufgenommen um 05.25 Uhr

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13 Minuten später

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Die südliche Lagune wirkt mancherorts, als würde man durch Fjorde fahren

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Zehn Uhr in der Lagune. Nachdem ich in der Nacht kein Auge zugemacht hatte, hole ich mir am Vormittag zwei Stunden Schlaf im Cockpit

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Die Delphine verschlafe ich und kann sie mir selbst nur auf den Fotos ansehen, die Christine gemacht hat

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Die südlichen Ausläufer von Noumea. Sieht aus wie am Mittelmeer. Auch wenn man die Stadt näher kennenlernt, bestätigt sich der französische Lebensstil

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Marina mit Dinghydock. Von unserem Ankerplatz bis hierher müssen wir fast eine Meile mit dem Beiboot fahren

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Tafel vor dem Marinemuseum: Auf den Tag genau vor 241 Jahren hat James Cook Neukaledonien entdeckt

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Auf dem Markt kosten die Bananen fast sechs mal soviel wie in Vanuatu oder Fiji. Dafür ist Käse und Alkohol deutlich billiger. Alkohol allerdings nur im Supermarkt. In der Gastronomie ist wieder das Gegenteil der Fall

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