Mittwoch, 3. Juni 2015

Erster Landgang in Anelghowhat

Mittwoch, 03. Juni 2015, Anelghowhat, Aneityum, Vanuatu. Erster Landgang, aber Einklarieren nicht möglich. Kutterfockfall wieder installiert.

Die Nacht ist saukalt, morgens haben wir nur noch 20 Grad im Boot. Beim Yoga auf dem Vorschiff um kurz nach sechs muss ich mich noch "warm" anziehen. Wir frühstücken gemütlich an Deck und bereiten uns dann auf den Landgang vor, indem wir u.a. noch die Formulare ausdrucken, die wir vorab zur Anmeldung an die Behörden in Port Vila geschickt hatten. Aber das wäre gar nicht nötig gewesen, denn als wir gegen Zehn mit unserem Dinghy am Beach landen und nach dem Police Officer fragen, der hier die Formalitäten vornimmt, erfahren wir, dass der gar nicht hier ist, sondern seit gestern in der Hauptstadt und wohl erst am Samstag mit dem nächsten Flieger zurück kommt, von denen zwei pro Woche auf der kleinen Insel Inyeug landen, die mittlerweile in Mystery Island umgetauft wurde.

Also spazieren wir erst einmal am Strand entlang und treffen irgendwann auf einen Mann namens Kelly, dem ich beim Aufspannen einer langen Wäscheleine helfe. Es entwickelt sich ein langes Gespräch, im Laufe dessen wir im Sand Platz nehmen, und uns von ihm erzählen lassen. Das Dorf Anelghowhat hat ungefähr 600 Einwohner. Außerdem gibt es zwei weitere größere Dörfer auf der Insel mit etwa je 200 Personen, so dass die ganze Insel etwa 1000 Einwohner beherbergt. Der Zyklon Pam, der Anfang März so verheerende Auswirkungen in Vanuatu gehabt hatte, ist auch hier ordentlich zu Werke gegangen, aber es gab keine Verletzten und die Sachschäden halten sich offenbar in Grenzen. Uns fallen jedenfalls keine größeren Schäden auf. Die schlimmsten Auswirkungen scheint es bei den Anpflanzungen zu geben, denn die Ernten hat es erwischt und am dringendsten braucht man hier Lebensmittel. Da trifft es sich gut, dass Gestern Abend noch ein Schlepper mit einer Barke an der Schleppleine hier vor Anker gegangen ist. Noch in der Dunkelheit sind dann 15,5 Tonnen Lebensmittel mit kleineren Booten an Land gebracht worden, wie wir heute von Michael, einem Mitarbeiter der Hilfsorganisation Samaritan's Purse, erfahren, als wir uns im Westteil des Ortes einem Gebäude nähern, vor dem die Hilfsgüter, vor allem Reis und Suppe, ausgegeben werden. Jede Familie erhält pro Kopf 10 kg Reis, was das Verteilen manchmal schwierig macht, denn der Reis wurde in 25 kg Säcken geliefert. Später treffen wir dann eine Frau, die ihre 10 Kilo in einem Sarong auf dem Kopf über den Strand nach Hause trägt. Alles geht sehr gesittet und ruhig über die Bühne.

Überhaupt haben wir den Eindruck, dass die Menschen sehr sehr freundlich, aber etwas zurückhaltender als diejenigen in Fiji sind. Wenn man auf sie zugeht, nehmen sie sich aber viel Zeit, sich mit uns zu unterhalten. Alle hier sprechen offenbar recht gutes Englisch, wahrscheinlich deshalb, weil doch hin und wieder Kreuzfahrtschiffe hier ankern, mit denen man Geschäfte machen möchte. Eigentlich kaum vorzustellen, wie es hier aussieht, wenn in diesem Dorf plötzlich die 5-fache Anzahl der Bevölkerung an Touristen einfällt.

Bei unserem Gang durchs Dorf treffen wir auch die (männliche) Nurse des Dorfes. Es gibt eine kleine Pflegestation und der Pfleger erzählt uns, dass es hier auf Aneityum keine Malaria gebe, auch Dengue-Fieber sei sehr selten. Das ist doch schon mal positiv, denn Vanuatu gilt schon als Malaria-Gebiet. Wir haben uns entschieden, keine Prophylaxe zu nehmen, sondern besser gegen Mückenstiche vorzubeugen und notfalls die Pillen einzuwerfen, wenn es uns erwischen sollte. Auf dem Boot haben wir bis jetzt jedenfalls keine Moskitos und auch an Land hat uns nichts gestochen.

Es gibt sogar eine Bank hier im Ort. Welch Wunder, das beste Gebäude, wie so oft auf der Welt. Wir tauschen amerikanische Dollars gegen Vatu und siehe da: Das geht hier total einfach und zu einem viel besseren Kurs als in Fiji. Hätten wir uns den ganzen Aufwand in Nadi bei der ANZ Bank sparen können.

Internet gibt es hier übrigens keines, jedenfalls nicht auf Aneityum. Also wird es im Blog auch vorerst keine Bilder geben, auch wenn wir heute eine ganze Reihe toller Aufnahmen gemacht haben. Wahrscheinlich werden wir Netzzugang in Tanna haben, der nächsten Insel, auf der wir Station machen wollen. Irgendwann in der nächsten Woche, vermutlich.

Am Nachmittag nehmen wir uns das Fall des Kutterstags vor. Nach gut anderthalb Stunden haben wir es wieder in den Mast eingefädelt und die Fock aufgezogen. Über das Fall ziehen wir an der kritischen Stelle, wo es zur Durchschamfilung im Metallbügel, der das Fall vom Stag weghält, gekommen war, ein Stück Schlauch. Wird sich zeigen müssen, wie viel das taugt.

Diese Bucht und das Dorf strahlen eine unglaubliche Ruhe aus. Weil es derzeit so windstill ist, ist es auch tatsächlich ruhig. Autos gibt es nicht und auch sonst keinen Lärm. So genießen wir einen tollen Sonnenuntergang in idyllischer Atmosphäre an Bord und essen zu Abend von dem frischen Brot, das Christine heute Morgen gebacken hatte.

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