Sonntag, 10. März 2013

Panama-Galapagos, 7. Seetag

Samstag, 09. März 2013, von Panama nach Galapagos, 7. Seetag, 174 Seemeilen, letztes Stück Milka Schokolade, einige Gedanken zum Energie-Management

Der Wind legt kontinuierlich zu und erreicht mittags 20 Knoten aus 110 Grad. Mit halbem Wind und Vollzeug (am Nachmittag refft Christine mal für ein paar Stunden das Großsegel weg, als ich einen Mittagsschlaf halte) erreichen wir tolle Geschwindigkeiten von 7 Knoten durchs Wasser und 8,5 über Grund. Ein prima Segeltag, auch wenn der stärkere Wind die Wellenhöhe auf 2,5 Meter hochtreibt und es zeitweilig ganz ordentlich schaukelt. Extreme Krängungen tauchen immer dann und ganz plötzlich auf, wenn eine Böe das Schiff kurzzeitig nach Luv drückt und eine Welle quer aufs Heck trifft. Durch den großen Hebel des voll gesetzten Großsegels lässt sich das nicht vermeiden, auch wenn wir seit Tagen eigentlich nur noch den elektrischen Autopiloten im Einsatz haben. Die Hydrovane ist bei halbem Wind plus minus 20 Grad relativ an unserem Schiff offenbar überfordert. Ich führe das auf die niedrige Windfahne zurück (wir haben die kurze, breitere Variante, weil die standarmäßige, lange und schmale Form auf manchen Kursen an die Solarpaneele auf dem Geräteträger gestoßen wäre), die aufgrund der diversen Windbremsen, wie Geräteträger und Außenborder, augenscheinlich zu stark verwirbelten Wind bekommt, so dass sie nicht zuverlässig steuern kann. Bisher war das nicht so aufgefallen, weil wir auf dem Atlantik doch meistens mit achterlichen und raumschots Winden gefahren sind, bei denen die Anströmung besser funktioniert.

Nun frisst also auch der Autopilot Strom, und zwar 24 Stunden am Tag. Unser Strombedarf lässt sich aber nach wie vor aus den Solarpanelen (hauptsächlich) und dem Windgenerator (zum viel kleineren Teil) decken. Weil auch der Wassermacher täglich läuft (zur Zeit brauchen wir allerdings nicht mehr als 15 Liter pro Tag) und unter Segeln die Bordelektronik ständig eingeschaltet ist, wird das Tee- (morgens) und Kaffeewasser (nachmittags) jetzt nicht mehr elektrisch, sondern auf dem Gasherd gekocht. Etwas lästig beim Strom- und Batteriemanagement ist jetzt auch, dass sich der Batteriemonitor, der mittels einer Saldierung von Stromverbrauch und -produktion den Ladezustand der Batterien in Amperstunden anzeigt, beim Funken auf Kurzwelle (mit der Alua bzw. beim Absetzen der täglichen postings und dem Empfang der Wetter-Grib-files) gerne resettet. Er zeigt dann die Meldung, dass er keine Messdaten vom Shunt bekommt und dann springt die Anzeige irgendwann auf "Voll", was aber nicht der Realität entspricht. Verursacht wird das Problem durch die starke Sendeleistung der SSB-Anlage, die auch ein paar andere Leuchtdioden zum "Glühen" bringt, auch wenn deren Stromkreise gar nicht geschlossen sind. Da in der Nacht mehr Strom verbraucht, als produziert wird, sind morgens, bevor die Sonne wieder Energie liefert, durchschnittlich 50 bis 60 AH aus den Batterien entnommen, die im Laufe des Tages, bei vollem Sonnenschein bis ca. 13 oder 14 Uhr, wieder nachgeladen werden. Da der Batteriemonitor das aber nicht korrekt anzeigt (weil er schon den ganzen Vormittag "voll meldet), kann man nur aufgrund des geringer werdenden" Ladestroms und der hohen Ladeschlussspannung von über 14 Volt darauf schließen, dass die Batteriebänke nurn wirklich wieder voll sind. Ich weiß schon, das ist Stoff für ein paar Technikinteressierte und Segler. Die meisten Blogleser wird das nicht interessieren, kann aber vielleicht verdeutlichen, dass das Energiethema extrem wichtig ist und durchaus etwas Gehirnschmalz erfordert. Zum Drüberstreuen: Natürlich läuft auch der Laptop nur, wenn er gebraucht wird, und nicht den ganzen Tag (der würde nämlich allein mindestens 50 AH/Tag verschlingen) und der Wassermacher wird eingeschaltet, wenn die Batterien nahezu voll sind und sie deshalb nicht mehr den vollen, zur Verfügung stehenden Ladestrom aufnehmen können. Dieser Überschuss wird dann dem Wassermacher "zur Verfügung gestellt", der bei Betrieb 40 Amperestunden konsumiert. So, genug davon.

Heute essen wir die letzten Stücke Milka Schokolade. In Curacao hatten wir beim Albert Hejn drei 300 g Tafeln gekauft (Toffee Ganznuss, Nuss, Alpenmilch). Nun ist also auch die letzte Rippe verbraucht. Vielleicht kriegen wir ja in Französisch Polynesien diese Marke wieder. Bis dahin werden wir mit Lindt Schokolade auskommen müssen. Davon hatten wir im El Rey in Colon 10 Tafeln eingesteckt. Beim späteren Blick auf den Kassenbon war ich dann doch etwas überrascht über die unterschiedlichen Preise der verschiedenen Sorten. Die Variante mit einer Orangenfüllung schlug sich jedenfalls mit 6,83 Dollar nieder. Das kostet zu Hause nicht mal eine Zotter oder Leysieffer Schokolade.

Heute sind wir unserem Ziel mit großen Schritten nähergekommen und wir machen uns langsam Gedanken über das Ankommen, die Formalitäten, den Ankerplatz (dessen Grund nicht besonders gut sein soll. Die Anni Nad hat sechs Ankerversuche gebraucht, bis der Anker gut hielt). Wäre doch am schönsten, wenn wir unter Segeln, ohne zu bremsen, am Montag während des Tages ankommen würden. Wir erwarten, dort Kay von der Frangipani zu treffen, der 2010 aus der deutschen Bucht gestartet ist und die Route um die Welt "verkehrt" herum fährt, also von West nach Ost. Ihn und seine Frau hatten wir 2009 auf Helgoland kennengelernt, als wir mit den beiden dort nebeneinander im Päckchen lagen.

Die gribfiles verheißen für die nächsten Tage Flaute und es wird sich dann zeigen, ob wir auf den letzten Meilen doch noch die Maschine anwerfen. Die Alua hat übrigens nach wie vor weniger Wind als wir und liegt mittlerweile 130 Meilen zurück. Unser heutiges etmal (von Mitternacht bis Mitternacht): 145 sm dW, 174 sm üG. Noch 170!

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