Donnerstag, 14. März 2013

Galapagos, Seelöwen satt

Montag, 11. März 2013, von Panama nach Galapagos, 9. Seetag, 33 Meilen, Ankunft in San Cristobal

Fast spiegelglattes Wasser, die See wird immer ruhiger, als wir nach Mitternacht langsam ins Lee der Insel segeln, von der noch immer nichts zu sehen ist. Erst gegen drei Uhr ist voraus ein Lichtschein zu erkennen, der von der administrativen Hauptstadt des Galapagos Archipels, Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristobal, herrührt. Christine ist heute durchgehend bis Mitternacht an Deck geblieben, ich habe Wache von Null bis Fünf Uhr gehalten und um 0430 auch noch die Genua weggenommen. Nun driften wir mit dem Strom im Westen der Insel mit 2 Knoten in Richtung 240 Grad. Ich möchte auch noch zwei Stunden schlafen, bevor wir dann im Tageslicht an den Ankerplatz gehen.

Um 7 Uhr stehe ich wieder auf und wir machen schon mal Seeklar zurück (Hydrovane einpacken, Leinen klarieren, Lifelines wegnehmen, u.v.m.) und frühstücken in Ruhe. Dann wird noch mal die kleine Fock ausgerollt und wir segeln noch ein paar Meilen Richtung Wreck Bay, unserem angestrebten Ankerplatz. Um 10 Uhr fällt dort der Anker 100 Meter neben der Freydis auf 11 Meter Wassertiefe. Das Wasser ist knatschgrün, also können wir Sandgrund erwarten. Und tatsächlich: Obschon wir bei der Anni Nad in den Reiseberichten gelesen hatten, dass der Ankergrund schlecht sei und sie 6 Anläufe gebraucht haben, bis der Anker gefasst hatte, klappt es auf Anhieb. 2000 Touren retour, der Anker sitzt wie angeschweißt. Ein späterer Tauchgang bestätigt die Vermutung. Alles feiner Sand da unten. Mit 60 Metern Kette sollten wir sicher liegen. Aber das braucht es auch, denn so ruhig, wie es beim ankern war, bleibt es nicht. Über Mittag haben wir drehende Winde und mal liegen wir mit dem Bug nach Osten, mal nach Westen. Außerdem ist plötzlich ein irrer Schwell und es wird ungemütlich an Bord. Bei einer Kennenlernrunde vor dem Ankern fahren wir auch an der Frangipani von Kay vorbei, aber leider ist er nicht er an Bord. Für die 939 Meilen haben wir ziemlich genau 8 Tage benötigt, ohne einmal die Maschine zu benutzen. Diese Strecke hatte es aber in sich, zumindest sieht der Wasserpass so schlimm aus, wie noch nie. Extrem starker Algenbewuchs, den wir schwimmend mit Bürsten entfernen. Nach einer Stunde Schwerarbeit sieht er wieder halbwegs sauber aus.

Wir stellen die Uhren eine Stunde zurück und passen uns der Galapagos-Uhr an. Nun sind wir sieben Stunden hinter der heimatlichen Zeit. Nach neuer Zeitreichnung um 14 Uhr lassen wir uns von einem Wassertaxi abholen. Pro Person wird pro Fahrt 1 Dollar berechnet. Wir vermuten zunächst, dass es an Land kein Dinghydock gibt und deshalb niemand sein eigenes Beiboot benutzt, aber der Grund wird uns während des Taxirides von anderen Yachties verdeutlicht. Die Seelöwen, die es in dieser Bucht zu hunderten gibt, legen sich überall hin, besonders gerne auch in Dinghies. Wir hatten bereits einige beobachten können beim passieren einer Untiefentonne in der Zufahrt zur Wreck-Bay. Mehrere Tiere lagen auf dem Sockel der großen Tonne und führten geräuschvolle Kämpfe um die besten Plätze aus. Bei der Frage, ob wir unser Boot gut gegen die Viecher gesichert hätten, schwant mir schon schlimmes.

Als wir mit dem Taxiboot am Steg anlanden, liegen Seelöwen überall herum. Auf dem Anleger, den Treppen, dem Strand. Sieht ja prima aus, riecht aber leider nicht so gut. Die Tiere lassen sich durch die Menschen in keinster Weise stören. Wir machen einen Bummel durch den Ort. 5000 Einwohner leben hier. Alles wirkt sehr südamerikanisch. Schließlich gehört Galapagos zu Ecuador. Wir sind natürlich in der ärgsten Hitze unterwegs und alle Geschäfte halten noch Siesta. Als wir auf ein Internetcafé stoßen, packe ich den Laptop aus und wir genießen einmal eineinhalb Stunden Klimaanlage. Leider ist das Netz dort extrem langsam, aber die wichtigsten Dinge können wir erledigen (Bilder in den Blog hochladen, emails checken (Gott sei Dank, keine Katastrophen), schauen, ob wir noch nicht pleite sind. Als es dunkel wird, landen wir in einer Bar, trinken einen Caipi (leider nicht ganz so, wie er sein sollte) und essen ein paar Kleinigkeiten. Dabei treffen wir Kate und Paul von der Iolea wieder, die wir in Panama City kennengelernt hatten. Es ist schon Nacht, als wir uns vom Taxiboot wieder zur Gipsy zurückbringen lassen.

Auf der Fahrt spekulieren wir schon, ob wir unliebsame Gäste an Bord haben und als wir dann ankommen, ist es tatsächlich so. Ein Seelöwe liegt quer auf der Badeplattform, ein zweiter hat es sich im Cockpit auf dem Boden gemütlich gemacht. Also können wir nicht am Heck einsteigen, sondern müssen über die Seite an Bord. Mit ein paar gellenden Schreien vertreibe ich die Biester und hoffe, dass es sich keiner von denen auf den Cockpitpolstern bequem gemacht hat. Aber diese Befürchtung ist unberechtigt, auch Exkremente finden wir glücklicherweise nicht. Wie das aussieht, haben wir heute Nachmittag nämlich live mitbekommen und das möchte man sich wirklich nicht in der Plicht wünschen. Wir müssen den „Eingang“ am Heck sichern und das tun wir mit Fendern. Unser erster Ansatz ist aber unzureichend, denn eine halbe Stunde später hat es sich ein Seelöwe schon wieder auf der Badeplattform gemütlich gemacht und die Fender zur Seite geschubst. Also noch mehr Fender. Hoffen wir mal, dass das ausreicht. Wir können schließlich kein Nagelbrett dort auslegen. Wir freuen uns heute aufs Durchschlafen und hoffen, dass wir daran weder von den Sea-Lions noch von übermäßigem Schwell gehindert werden.

Da der Agent, der uns für die Einklarierung empfohlen wurde (Bolivar Pesantes), heute auf einer anderen Insel unterwegs ist, werden wir den ganzen Formalismus erst morgen abwickeln.

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Schon bei der ersten Untiefentonne erwarten uns die Seelöwen

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Bei einer Runde in der Wreck Bay, um den besten Ankerplatz zu erkunden, kommen wir auch an der Frangipani von Kay vorbei. Er ist aber nicht an Bord

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Weil wir noch nicht einklariert sind, setzen wir erstmals die gelbe Q-Flag

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Überall liegen Seelöwen herum. Des nachts liegen sie wie Penner auf den Bänken an der Uferpromenade

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Ein schwarzer Leguan, typisch für San Cristobal. Dahinter eine Krabbe

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Als wir an Bord zurückkehren, haben wir zwei Gäste. Einen im Cockpit, einen auf der Badeplattform. Es riecht etwas, aber Exkremente haben sie uns glücklicherweise nicht hinterlassen und auf den Polstern sind sie wohl auch nicht drauf gewesen.

 

Dienstag, 12. März 2013, Galapagos, San Cristobal, Wreck Bay, Seelöwen an Bord

Wir hatten eine ruhige Nacht und haben gut geschlafen. Am Vormittag Arbeitsprogramm an Bord: Brot backen, ein neues Hecklicht anbringen (haben wir zufällig an Bord, weil ich das Ding eigentlich als Ersatz für das Dampferlicht gekauft hatte, dessen Scheibe einen Sprung hat. Erst nach dem Kauf hatte ich bemerkt, dass der Leuchtwinkel 135 Grad beträgt und damit nur als Hecklaterne, aber nicht als Dampferlicht taugt), alle Seeventile ölen, eine neue Dichtung für den Dieseltank aus einer Gummimatte schneiden, die Badeplattform seelöwensicher machen. Allerdings taugt die Sicherung mit Leinen und Fendern offensichtlich nicht so besonders, denn kurze Zeit später zwängt sich ein kleineres Exemplar doch auf die Backbordseite der Plattform und hält ein Schläfchen. Na gut, gönnen wir es ihm.

Mittags läuft die Alua ein und ankert in der Nähe. Zwischendurch funken wir mit Kay von der Frangipani. Er ist schon länger hier und wartet immer noch auf seine Wanten aus Deutschland. Sechs Stück sind ihm sukzessive gebrochen. Der Transport hat offenbar schnell geklappt, aber nun liegt das Material schon 5 Wochen beim Zoll. Wir werden ihn wohl heute oder morgen an Land treffen. Der gegenseitige Besuch auf den Schiffen ist ja etwas eingeschränkt, weil niemand sein Beiboot ins Wasser geben will (wegen der Seelöwen, die es sich ruckzuck darin bequem machen würden). Laut Auskunft unseres Agenten, der um 1630 kurz an Bord kommt, um Pässe, Crewliste, ZARPE und Schiffspapiere abzuholen, gibt es in der Wreck Bay an die 3000 Sea-Lions. Auf jedem Schiff mit Badeplattform liegt mindestens einer davon.

Am Nachmittag spannen wir erstmals unsere in Panama gekaufte Hängematte auf. Einen Platz dafür so finden, ist gar nicht so leicht. Das Vorschiff fällt aus, so lange das Dinghy drauf liegt, aber es geht auch querschiffs zwischen den senkrechten Holmen des Geräteträgers. Obwohl das Boot nicht sehr stark schaukelt, wird Christine beim Lesen in der Hängematte übel. Hätte sie vielleicht doch noch nicht die Pericephal absetzen sollen.

Gegen 18 Uhr kommt unser Agent zurück, begleitet vom Hafencaptain und einer Lady von der Gesundheitsbehörde, die gleich ihre ganze Familie mitbringt. Es werden ein paar Papiere ausgefüllt. Die Kinder wollen was zu trinken und auch der Hafenkapitän und die Lebensmitteltante verlangen nach einem Bier; interessanterweise erst dann, als die Arbeit schon erledigt ist. Das Bier wird auch nicht etwa an Bord getrunken. Nein, die Dosen verschwinden in den Taschen und werden mitgenommen. Die ganze Prozedur dauert nicht besonders lange, erscheint aber extrem umständlich. Alle sind jedenfalls sehr freundlich und „Lady Health Security“ schaut einmal kurz in alle Räume des Schiffes, greift das Obst an und findet alles in Ordnung. Möchte wissen, was sie getan hätte, wenn etwas nicht ok gewesen wäre. Irgendwelche Behältnisse zum Abtransport hat die nämlich nicht dabei gehabt. 20 Minuten später ist das Theater vorbei. Unser Agent will morgen wieder vorbeikommen und uns die Pässe zurückbringen. Dann geht es wohl auch ans bezahlen. Irgendwas um 550 Dollar erwartet uns.

Anschließend mit dem Wassertaxi an Land. Die Aluas sind auch dabei. Wir wissen, wo wir Kay treffen können. In diesem Restaurant sitzen wir im ersten Stock, trinken, essen, erzählen. Nach zwei Monaten Aufenthalt ist Kay schon fast ein Einheimischer und kann uns einiges über die Möglichkeiten hier vor Ort berichten. Er selbst ist nonstop von den Marshall Islands hierher gesegelt. 10.000 Meilen gegen den Wind. 3 Monate hat er dafür gebraucht. Schöner Abend. Morgen früh treffen wir uns im Lokal des Linzers, der auch mit am Tisch sitzt, zum Frühstück.

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Auch auf der Amel vor uns hat sich einer der Seelöwen auf der Badeplattform eingerichtet

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Das Versorgungsschiff ankert in der Bucht und wird den ganzen Tag entladen. Finden wir hochgradig erstaunlich, dass das Schiff nicht an die Pier fährt. Aber dann hätten die Leute, die die Prähme fahren, weniger zu tun. Da scheint es eine starke Gewerkschaft zu geben. Schon erstaunlich, dass sämtliche Waren, von Lebensmitteln bis zu Hausbaumaterialien, so umständlich auf die Inseln kommen

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Materialtransport an Land. So geht es den ganzen Tag lang

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Mittags kommt auch die Alua an. Sind zwei Stunden später als wir in Panama City gestartet und haben eine leicht andere Route gewählt. Sie haben 150 Liter Diesel verfeuert, wir vielleicht 5 Liter für die Ankermanöver

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Lesestunde in der Hängematte. Leider geht das bei Christine nicht lange gut. Dann wird ihr übel. Das Problem ist aber schnell behoben. Aufhören mit Lesen und raus aus der Matte

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Unsere Barrikade hält nicht lange, dann schafft es dieser hartnäckige Seelöwe auf unsere Badeplattform

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Die neue Unterwasserkamera hat im Schnorchelmodus bei Überwasseraufnahmen leider einen Gelbstich

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Auch aus diesen Wolken fallen nur ein paar Tropfen Regen. Ungewöhnlich, wie wir später erfahren. Normalerweise regnet es etwa eineinhalb Stunden pro Tag.

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Agent (2.v.l.), Hafencaptain und “Gesundheitstante” mit ihren Kindern. Alles ganz nett und familiär. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es letztlich nur darum geht, den Besuchern einige Dollars aus der Tasche zu ziehen. Alle sprechen nur ein paar Worte Englisch und die Formulare sind ausschließlich in Spanisch verfasst. Allerdings brauchen wir sie weder selbst auszufüllen, noch zu lesen. Nur unterschreiben, das reicht schon.

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