Freitag, 9. Januar 2015

Bungeeeeeeee!!!

Freitag, 09. Jänner 2015, NZ. Von Mossburn nach Queenstown. Bungy Sprung von der Kawarau Bridge. 166 km.

Es ist gestern Abend tatsächlich erst um 23 Uhr richtig dunkel gewesen, als ich das Lagerfeuer gelöscht habe. In der Nacht quält mich dann die Juckerei genauso wie Christine, nicht nur an den Knöcheln, sondern auch an Armen und Hals. Die Biester sind so klein, dass man sie nicht sieht und das gemeine ist, man muss nicht nur 15 Minuten „durchtauchen“, wie bei Mückenstichen, sondern hat tagelang was von den Bissen, oder was immer es ist. Vermutlich von sandflies.

Aber auch sonst werden wir unsanft geweckt am Morgen, denn ein stürmischer Wind schüttelt unseren Camper ganz schön hin und her. Um beim Frühstück nicht davon geweht zu werden, drehe ich den Wagen um 90 Grad und mache Lee für unseren breakfast-table. Gegen Zehn brechen wir von diesem schönen Platz auf in Richtung Queenstown. Als wir an die Stadtgrenze kommen, fahren wir zunächst auf die Halbinsel bis zum Golfplatz, picknicken dort zu Mittag und fahren anschließend weiter Richtung Kawarau Bridge.

Ich wollte ja immer schon mal Bungy Springen, hatte mich bisher aber nie überwinden können. Vielleicht fehlte auch die Gelegenheit oder der Mut oder beides. Wie auch immer. Jedenfalls glaube ich seit langer Zeit, dass ich mir diese Challenge in diesem Leben einfach noch abverlangen sollte. Und mit 80 macht man das ja eher auch nicht mehr. Wo, also, wäre das besser umzusetzen als im Ursprungsland des kommerziellen Bungy Springens. Das urtümliche Springen mit Lianen an den Füßen kommt zwar aus Vanuatu. Aber hier, in der Nähe von Queenstown, eben genau an der Kawarau Bridge, liegt die Wiege des Gummiseiltauchens für jedermann. Eigentlich wollte ich heute nur mal gucken und dann Morgen noch mal kommen. Aber Christine meint, das käme ja wohl nicht in Frage. Jetzt seien wir schon 25 km hergefahren. Also, wenn springen, dann jetzt. Na gut. Das Wetter ist super, der Andrang mäßig. Das heißt, auch ohne Buchung komme ich an die Reihe. Das Ganze ist hochprofessionell aufgezogen. Man wird gewogen, muss einen Wisch unterschreiben, dass man den Veranstalter von allen Verpflichtungen freistellt (aber mit deutlich weniger Text, als bei Tauchschulen), zahlt seine 195 Dollar und kann sich in die Schlange einreihen. Also dann los. Christine muss noch meinen gesammelten Krimskrams, den ich in den 7 Taschen meiner Hose herumtrage, an sich nehmen. Auch die Brille bekommt sie überreicht. Und schon bin ich auf der Brücke.

Und die Schlange ist gar nicht lang. Ich werde ziemlich sofort verarztet. Jedenfalls kommt es einem so vor. Bauch- und Beingurt anlegen. Dann werden die Unterschenkel mit einem dicken Badetuch umwickelt und mit Klettband zusammengehalten. An das Geschirr werden zwei gesicherte Karabinerhaken geklinkt und dann kann man langsam bis an den Abgrund trippeln. Große Schritte lassen sich mit den zusammengewickelten Beinen nicht mehr machen. Während der ganzen Vorbereitungsprozedur quatschen einen die Mädels und Jungs dort oben auf der Plattform die Ohren voll, bzw. wollen alles Mögliche von einem wissen. (Woher kommst Du, bist Du schon mal gesprungen, wie hieß Deine Mutter mit Vornamen (nein, das letzte nicht wirklich)). Psychologische Kriegführung, um den Delinquenten von dem, was gleich kommt, abzulenken. Aber das wäre bei mir nicht nötig. Ich bin mittlerweile so weit, dass ich da wirklich runter will und mich darauf freue. Noch mal checken,ob die GoPro läuft, die ich in der rechten Hand halte.

Und ab geht die Post. Das Gefühl ist wahnsinnig. Anders, als bei einem Sprung aus dem Flugzeug (habe ich ja früher auch schon mal gemacht), bei dem man ja schon beschleunigt ist, geht es einem hier eher, wie beim steilen Absturz z.B. in einer Achterbahn. Der Magen saust in dem Fall allerdings nicht nach oben, sondern Richtung Knie. Der freie Fall dauert aber nicht sehr lang. Man wird ganz langsam abgebremst. Ich warte vergeblich darauf, ins Wasser einzutauchen. Oben wurde ich gefragt, ob ich das wollte, und wie weit. Ja, ich wollte. Und zwar brusttief mit dem Kopf voran ins Wasser des Kawarau River. Später erfahre ich, dass ich an einem relativ neuen Seil hänge (Seile werden alle 400 Sprünge ausgetauscht), und da hätten sie die Parameter noch nicht so genau drauf. Schade eigentlich. So werde ich knapp oberhalb der Wasserlinie abgebremst und wieder noch oben geschleudert. Toll. Einfach himmlisch. Ich juchze vor Begeisterung. Irgendwann pendelt das Seil aus und ich werde unten von einem Schlauchboot aufgenommen. Wenn das Ganze nicht doch eine Stange Geld kosten würde und es mir ja schließlich darum ging, diese Aktion überhaupt einmal zu erleben, würde ich mich gleich wieder anstellen.

Später kann man dann noch ein Video und Fotos kaufen, die mit ziemlich professionellen Gerätschaften gemacht werden. Jeder Sprung wird von einem Kameramann und einem Fotografen, sowie von fest installierten Kameras aufgezeichnet. Vor dem Kauf kann man sich alles an Bildschirmen anschauen. Auch hierfür sind ein paar Dollars fällig, aber solche Aufnahmen bekommt man selbst nicht hin.

Wir fahren nach Queenstown auf einen Campingplatz ziemlich im Stadtzentrum. Queenstown ist wohl das Urlaubspflaster und Action-Paradies auf der Südinsel schlechthin. Deshalb ist hier bestimmt auch alles etwas teurer. Heute geben wir jedenfalls noch ein paar Dollars für die Fahrt auf den Hausberg mit einer Doppelmayr Kabinenseilbahn aus. Der Ausblick von oben auf den Lake Wakatipu ist atemberaubend schön.

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Auf dem Weg von Mossburn nach Queenstown

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Fußgänger und Fahrradbrücke, überwiegend aus Holz gebaut

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Der Lake Wakatipu, an dem Queenstown liegt, ist der größte See Neuseelands und s-förmig geschwungen

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Mittagspicknick auf der Peninsula vor Queenstown

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Die alte Brücke über den Kawarau River wird heute nur noch für das Bungy-Jumping genutzt

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Vor dem Sprung kriegt man sein “Brandzeichen”: Gewicht und Sprungnummer des heutigen Tages

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Jeder Sprung wird gefilmt und fotografiert

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Suchbild. Auf diesem Foto ist auch Christine mit drauf

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Mit der Seilbahn auf den Hausberg. In Bildmitte die Peninsula, auf der wir mittags gerastet hatten

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Auch hier kann man Bungyjumpen. Sogar mit noch etwas größerer Fallhöhe

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Natürlich gibt es hier oben professionelle Gastronomie. Wie üblich, bezahlt man hier gleich bei der Bestellung am Tresen. Essen und Getränke werden dann später entweder gebracht, oder man muss sie sich, wie in diesem Fall, selbst von der Theke abholen. Man bekommt dieses kleine Technikwunder in die Hand. Und wenn es leuchtet und piepst, ist die Bestellung abholbereit.

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Heutige Tour von Mossburn bis Queenstown über Kawarau Bridge. 166 km

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