Gipsy IIII zur See: Buller Gorge Swingbridge

Montag, 19. Jänner 2015, NZ. Von Westport nach Murchison, 104 km. Längste Hängebrücke Neuseelands (Buller Gorge Swingbridge).

In der Nacht und am Morgen regnet es. Während wir vorm Wagen frühstücken, erreicht die Flut ihren höchsten Stand und die Wellen schwappen fast bis vor unsere Füße. Als wir uns im Nieselregen daran machen, unsere Siebensachen zusammenzuräumen, steht mir die salzige Brühe, versetzt mit kleinerem Treibholzgeraspel, plötzlich bis zu den Knöcheln. Fehlt nur noch, dass uns ein Baumstamm unters Heck gedrückt wird. Nein, ganz so schlimm wird es nicht, doch wir sehen zu, dass wir weg kommen. Offenbar ist das Morgen-Hochwasser höher, als das von gestern Abend.

Die nette 4-köpfige französische Familie neben uns, die gestern den Geburtstag ihres kleinen Mädchens feierte und wir deshalb noch zu einem leckeren Stück Kuchen als Dessert kamen, hat Pech mit ihrem Auto. Die Starterbatterie gibt keinen Mucks von sich. Glücklicherweise hat ein inländischer Camper, der mit seinem eigenen Mobilhome unterwegs ist, Starthilfekabel dabei und kann helfen.

Wir fahren ins Landesinnere. Während es zunächst noch regnet, bessert sich das Wetter im Laufe des Tages. Die Straße ist kurvenreich und führt meistens am Buller River entlang, mit tollen Ausblicken in die Schlucht, die der Fluss sich im Laufe der Jahrtausende gegraben hat. Irgendwann kommen wir auch zur längsten Swingbridge Neuseelands, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen, obwohl für die Begehung 10 Dollar pro Person fällig werden. Dafür gibt es auf der anderen Seite einige schöne Wanderwege, auf denen wir über eine Stunde marschieren. Das Besondere dieser Brücke ist nicht nur die Länge, sondern auch noch, dass sie sehr schmal ist und der Boden aus Gittergeflecht besteht, man also unter den Füßen freie Sicht aufs Wasser hat. Und wackelig ist es auch, aber das ist ja gerade das Schöne. Mit etwas Mühe gelingt es sogar, freihändig hinüberzuschaukeln.

Gegen 1400 kommen wir in Murchison an, machen uns erst mal einen Mittagssnack und landen dann in einem Café zu unserem obligaten – na, Ihr wisst schon ... Noch ein Stop beim Supermarkt und dann fahren wir am Ortsausgang auf den als toll beschriebenen Riverside Holiday Campground, wo wir wieder alle Annehmlichkeiten, wie Duschen, Küche, Strom, usw. haben. Die Lage ist schön, direkt am Fluss. Weil wir von den Kommentaren auf unserer Wiki Camps App schon vorgewarnt sind, sprühen wir uns überreichlich gegen die Sandflies ein. Hoffentlich hilft’s. Von hier aus machen wir noch einen kleinen, 40 minütigen Rundwanderweg durch den Wald, gehen anschließend im glasklaren Fluss baden und verbringen dann den Abend mit den Üblichkeiten (Essen zubereiten, Abwaschen, ein Glas Wein trinken (oder auch zwei), Lesen, Schreiben, Bilder sortieren und bearbeiten). Weil es draußen schon zu kalt ist, sitze ich mit dem Computer an einem großen Tisch in der Gemeinschaftsküche. Hinter mir bruzzelt ein einsamer Typ sein Abendessen, was exakt riecht wie Kitekat.

Eine Stunde vor Hochwasser sieht es heute Morgen schon so aus, wenn wir aus dem Heckfenster blicken. Weil wir nicht bis 10 Uhr einen Campingplatz verlassen müssen, schlafen wir heute etwas länger