Samstag, 29. März 2014

Sisyphus-Job Dachluken

Freitag, 28. März 2014, vor Mataea (Tahaa), rückenstrapazierende Arbeit an den Dachluken

Schon um halb Sieben sitze ich auf dem Kajütdach und setzte die Sisyphus-Arbeit fort, die ich gestern Abend begonnen hatte. Vor zwei Jahren in Puerto Rico hatten wir die tolle Idee gehabt, unsere Skylights mit reflektierender Folie zu bekleben, damit zwar Licht rein kommt, aber die meisten Sonnenstrahlen wieder reflektiert werden und es ergo nicht so warm wird im Schiff. Diese Folien gibt es natürlich nicht speziell für Boote, sondern prinzipiell für Häuser. Diejenige, die ich im Internet für diesen Zweck damals gekauft hatte, sollte sogar für Veluxfenster geeignet sein. Nun, ein paar Monate waren sie das ja auch, aber bereits nach der Liegezeit in Curacao konnte man nicht mehr hindurchsehen. Und jetzt, als wir aus unserem Winterurlaub zurück kamen, war das Salonskylight ziemlich scheußlich anzusehen, weil die Folie brüchig geworden war und sich teilweise zu lösen anfing. Wohl nicht für tropische Verhältnisse gemacht.

Also muss das Zeug wieder runter. Aber geht das so leicht? Um womit macht man das? Bereits gestern Abend wurde mir nach kurzer Zeit klar, der Job dauert etwas länger. Wegen der Brüchigkeit lassen sich nämlich nur ganz kleine Partikelchen auf einmal ablösen. Anfangs traue ich mich überhaupt nicht mit Werkzeug heran, weil ich Angst habe, das Plexiglas zu zerkratzen. Aber die Fingernägel machen das nicht lange mit und quadratmillimeterweise dauert das auch einfach zu lange (die Fläche hat immerhin ca. 250.000 Quadratmillimeter). Schließlich lande ich dann nach Taschenmesser und Kunststoffspachtel doch bei einem breiten Stecheisen, das man sehr vorsichtig einsetzen muss, aber damit verzehnfacht sich die Ausbeute immerhin, denn die Stückchen, die ich ablösen kann, sind nun im Schnitt etwa einen Quadratzentimeter groß. Also immer noch 2500 Arbeitsgänge!

Tatsächlich bin ich heute den ganzen Tag damit beschäftigt. Insgesamt etwa 8 Stunden sitze ich auf dem Kajütdach und kripfle die Folie ab. Am Ende muss noch der Kleber vom Plexi runter, aber dafür haben wir glücklicherweise die richtige Chemikalie an Bord.

Gegen 17 Uhr ist das Werk geschafft, da kommt Christine auf die Idee, dass wir uns doch heute auch noch das vordere Luk vornehmen könnten. Da hatte 4 Monate das Dinghy draufgelegen, und diese Folie sieht zwar auch nicht mehr schön aus, allerdings besteht sie noch aus einem einzigen, zusammenhängenden Teil. Und siehe da, in 5 Minuten sind wir fertig. Die ganze Folie lässt sich in einem Stück herunterziehen und viele Kleberrückstände sind auch nicht darunter. Nun haben wir wieder klare Sicht durch die Luken und mein Rücken ist etwas lädiert von der unbequemen Haltung den ganzen Tag. Hatte schon mit der Headline „Ich hab’ Rücken“, frei nach Horst Schlämmer, geliebäugelt, aber so schlimm ist es dann ja doch nicht.

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Das war mal eine reflektierende Folie, die mittlerweile scheußlich aussieht, brüchig, und nicht mehr durchsichtig ist. Das Entfernen dauert insgesamt geschlagene Neun Stunden

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Trotz schattenspendendem Dach habe ich am Abend einen Sonnenbrand

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Mit dieser Ausbeute pro Arbeitsgang bin ich schon zufrieden. Selten sind die Stücke größer, die ich ablösen kann, meistens kleiner. Lästig ist außerdem, dass man jedes Stückchen einzeln in den Mülleimer werfen muss, denn sonst verteilt der Wind die immer noch klebenden Fitzelchen auf dem ganzen Deck.

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Geschafft, es gibt wieder klare Sicht

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Bei der gleich großen Luke im Vorschiff haben wir Glück. Hier lässt sich die Folie in einem Stück abziehen und dieser Job ist deshalb in ein paar Minuten erledigt

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Irgendwann zwischendurch kümmere ich mich auch noch kurz um diese Winsch, die neulich durch unangenehmes quietschen aufgefallen ist. Etwas putzen und frisches Fett aufbringen, das sind Dinge, die relativ schnell erledigt sind

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