Freitag, 17. Mai 2013

Potluck

Donnerstag, 16. Mai 2013, Fatu Hiva, Potluck

Wir können uns doch nicht überwinden, uns die Nacht mit Ankerwache um die Ohren zu schlagen. Stattdessen schlafe ich im Vorschiff, damit ich schneller wach werde, wenn die Kette ungewöhnliche Geräusche von sich geben sollte, weil sie den Anker über die Steine am Grund rackert. In dieser Nacht gehen die Fallböen bis auf 40 Knoten hoch, doch diesmal scheint der Anker zu tragen. Mehrmals in der Nacht stehen wir unabhängig voneinander auf und nehmen einen Blick in die Runde, aber es scheint alles in Ordnung zu sein. Weder treibt von vorn jemand auf uns zu, noch driften wir in Richtung auf die Belissima. Also wieder hinlegen und weiterschlafen. Als es hell wird, stellen wir dann doch fest, dass die Jiloume, die in Luv liegt, uns wohl 15 oder 20 Meter näher gekommen ist. Der Abstand ist aber immer noch groß genug, so dass wir diesbezüglich sorgenfrei sind. Ich gehe ins Wasser und versuche, unseren Anker zu finden, weil ich gern wissen würde, wie er nun zwischen den Steinen liegt. Aber zwei Meter über dem Grund, also in etwa 10 Meter Tiefe, wird das Wasser so trüb, dass man keinen Meter weit sieht. Also ist es aussichtslos, den Anker finden zu wollen.

Am Vormittag kurzer Abstecher zur Alua hinüber. Sie liegen relativ dicht an den Felsen im Süden der Bucht und fürchten eine Winddrehung nach Norden, der sie auf die Rocks treiben würde. Eine Winddrehung ist aber nicht angekündigt und außerdem weht es hier ohnehin immer aus dem Tal heraus. Am Ende entschließen sie sich dann doch, ihr Boot über Mittag zu verlassen, denn an Land findet heute ein großes Potluck statt.

Ein Potluck ist so eine Art Picknick, bei der jede Besatzung etwas zu essen, sowie Teller und Besteck mitbringt. Die Sweet Surrender haben zusammen mit der Familie von Jacques und Desirée die Organisation übernommen, so dass uns von den Locals ein Grill und ein großer Tisch zur Verfügung gestellt werden, auf dem die verschiedenen Speisen wie auf einem Buffett angerichtet werden können. Ich glaube, es sind wirklich alle 20 Bootsbesatzungen, die derzeit hier ankern, viele auch mit ihren Kindern, vertreten. Dafür, dass die Schiffsvorräte ja überall nach fast 4 Wochen auf See ziemlich am Ende sind, ist die Auswahl und die Qualität der Speisen hervorragend. Jeder bringt natürlich mehr mit, als er selber essen könnte, also ist von allem reichlich vorhanden. Am Ende sind wir jedenfalls gut gesättigt. Die An- und Abfahrt zu dem Spektakel ist gar nicht so ohne, denn der Schwell, der in die Bucht läuft, bricht sich unmittelbar vor der Einfahrt in den kleinen Hafen. Man muss aufpassen, nicht mit dem Dinghy von einer brechenden Welle auf den Steinstrand geworfen zu werden, aber es geht natürlich alles gut. Der Pulk von Beibooten an der Betonpier schwappt allerdings mit den Wellen sehr stark hin und her, was dazu führt, dass eines der Dinghies aufgerissen wird und die Luft aus einem Schwimmkörper verliert. Ist glücklicherweise nicht unseres, sondern das der Belissima.

Im Anschluss sitzen wir mit den Aluas bei uns im Cockpit und tauschen uns über unsere drei Wochen auf See aus. Nelly und Peter fühlen sich immer noch etwas geschlaucht, aber das wird sich in den nächsten Tagen wohl geben. Vielleicht bindet Peter deshalb das Beiboot nicht ordentlich fest. Dass es bereits 100 Meter hinter uns schwimmt, erfahren wir über Funk von der Interlude (die heute eingelaufen ist und deren Besatzung aus drei Frauen besteht). Bevor ich unser Dinghy mit dem Davit wieder zu Wasser lassen kann, ist schon der Skipper der Flour Girl (die Capitana ist Bäckerin, deshalb geht es bei dem Namen eben nicht um ein Blumenmädchen) unterwegs und bringt den Aluas ihr Bötchen zurück.

Der Wind lässt am Abend weiter nach und deshalb hoffen wir heute auf eine ruhigere Nacht als gestern.

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