Donnerstag, 16. Juli 2015

Dance Festival Fanlo

Donnerstag, 16. Juli 2015, Ranon, Ambrym, Vanuatu. Dance und Magic Festival in Fanlo

Alle Bootsbesatzungen sind pünktlich um 8 Uhr am Strand. Kurz darauf setzt sich der ganze Trupp in Bewegung und es geht über schattige Waldwege etwa 40 Minuten bergauf zum kleinen, 140-Seelen-Dorf Fanlo, wo heute und morgen das Dance und Magic Festival stattfindet, bei dem uns lokale Bräuche und Riten nähergebracht werden sollen. Neben den Yachties sind auch noch ein paar Leute aus den Beach-Bungalows (hört sich toller an, als sie sind) dabei, alles in allem sind wir zusammen vielleicht 30 Zuschauer.

Pro Tag und Nase sind etwa 40 Euro zu berappen und bis alle bezahlt haben, vergeht eine ganze Weile, denn es wird jedem ordentlich eine komplette Quittung ausgestellt. Das, was wir an diesem Tag zu sehen bekommen, lässt sich natürlich am besten durch Bilder darstellen (ich hoffe, dass wir ab Sonntag oder Montag in Luganville mal wieder ordentliches Internet haben, so dass ich Fotos hochladen kann). Wir bekommen jedenfalls traditionelle Tänze und andere Riten vorgeführt, allerdings ausschließlich von Männern. Das Gelände, wo die Vorführung stattfindet, ist für einheimische Frauen tabu (das gilt aber offenbar nur für Frauen aus dem Ort, denn unter den Zuschauern befindet sich eine einheimische Schulklasse, und darunter sind auch Mädchen). Außer einigen Tänzen, die unterschiedlichen Zwecken dienen (für uns sehen sie trotzdem alle ziemlich ähnlich aus und der Gesang dazu ist auch nicht sehr verschieden), wird auf der Bamubsflöte gespielt, das sand drawing gezeigt (bei dem Ornamente, die z.B. ein Herz darstellen sollen, mit dem Finger, ohne abzusetzen, in einer Linie in den Sand gezeichnet werden) und einige „Zaubereien“ vorgeführt. Nach einer Dorfbesichtigung und Rundgang gibt es einige lokale Kleinigkeiten zu Mittag. Später werden Schnitzereien zum Verkauf angeboten, für die Fanlo sehr bekannt ist. Angeblich sind hier die besten carver Vanuatus zu Hause. Es sind wirklich schöne Arbeiten dabei, aber wir verzichten aus den bekannten Gründen.

Gegen 15 Uhr sind wir wieder in Ranon zurück und laufen gleich weiter zur Schule, um die Brote abzuholen, die wir im Gegenzug für unsere gestrigen Geschenke aus der schuleigenen Bäckerei erhalten, und zwar ganz frisch aus dem Backofen. Als wir an Bord zurück kommen, hat sich ein Charter-Kat relativ dicht neben uns vor Anker gelegt. Wir schauen uns das eine Weile an, aber dann bringe ich doch das Dinghy zu Wasser und fahre rüber. Ich kann die russische Crew überzeugen, dass wir alle besser schlafen, wenn sie sich etwas weiter von uns entfernen, was sie auch unmittelbar tun, wofür sie von uns mit einem frischen Brot belohnt werden, denn so viel können wir selbst gar nicht essen, bevor es entweder zu trocken oder schimmlig wird.

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Welcome Dance zur Begrüßung

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Einfache, rhytmische Gesänge, begleitet vom Schlagen eines Bambusrohrs und dem starken Aufstampfen mit den Füßen

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Beim Sand Drawing werden Ornamente in den Boden gezeichnet, ohne die Linie zu unterbrechen

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Bevor es Handies gab, wurden Nachrichten durch den Busch getrommelt, auf hohlen Baumstämmen, wie diesen hier

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Der Chief des Ortes trägt zwei Schweine-Stoßzähne als Schmuck. Für manche Riten werden nur Männer zugelassen, die selbst schon mindestens ein Schwein getötet haben, was hier so vor sich geht, dass man ihnen mit riesigen Keulen den Schädel einschlägt. Nur durch die Tötung von Tieren, angefangen mit einem Huhn, später folgen dann größere Tiere, kann man seinen Aufstieg in der Hierarchie des Dorfes sicherstellen. Allerdings müssen auch noch andere Voraussetzungen erfüllt sein (z.B. ein älteres Familienmitglied gestorben sein, damit man dessen Stelle einnehmen kann)

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Flechten von Palmenblättern auf verschiedene Art und Weise

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Hier wird ein Feuer entzündet, auf dem dann Yams-Wurzeln gegart werden

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Auch so ein Bild muss natürlich auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame gemacht werden

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Hier werden die Masken für den morgigen ROM-dance enthüllt

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Am Ende des Tages kann man Schnitzereien aus dem Dorf kaufen

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Edith (rechts) führt uns zur schuleigenen Bäckerei, wo wir pro Crew zwei frische Brote bekommen. Der Bäcker erzählt stolz, dass er vor 20 Jahren einmal für 4 Wochen in Hamburg gewesen sei, um dort in einem kulturellen Austauschprogramm die vanuatische Schnitzkunst vorzuführen. Er habe es dort als schrecklich kalt empfunden. Wann er da war? Im Juni.

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