Sonntag, 27. März 2016

Devil’s Marbles

Oster-Sonntag, 27. März 2016. Von Alice Springs nach Tennant Creek, 509 km. Hauptattraktion am Weg sind die Devil’s Marbles

Weil wir 500 km vor uns haben, sitzen wir schon um 0715 im Auto. Es wird wieder ein heißer Tag mit Sonne pur und 36 Grad von mittags bis etwa 18 Uhr. Auf der Route nach Tennant Creek gibt es einige kleinere Sehenswürdigkeiten, die zumindest dazu verleiten, einmal anzuhalten und für ein Foto kurz auszusteigen. Highlight auf dem Weg sind die Devils Marbles. Das sind Granitblöcke, teilweise durch Erosion zu Kugeln geformt, die sich imposant übereinander türmen. Manche sind gespalten, andere auseinander gebrochen, einige gestapelt. Man fragt sich unwillkürlich, wie so eine große Steinkugel da oben auf die anderen Felsbrocken draufgekommen ist. Aber die Frage ist schon falsch, denn sie war immer schon da. Das erinnert mich an Michelangelo, der gesagt haben soll, als man ihn fragte, wie er so eine perfekte Skulptur wie den David habe schaffen können, das sei doch kein Problem, der David sei schließlich immer schon da gewesen. Er habe nur den überflüssigen Stein wegmeißeln müssen. Genauso verhält es sich hier. Nur, dass in diesem Fall die Natur den Meißel angesetzt hat.

Auf dem Stuart Highway im Northern Territory gibt es Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Wir hatten gar nicht gewusst, dass es das auf der Welt außerhalb Deutschlands überhaupt noch gibt. Die Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung wird durch Tafeln schon 2 Kilometer vorher angekündigt und auf das Ende wird man ebenfalls durch riesig große, rote Tafeln mit weißer Aufschrift vorbereitet. Die eigentliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h wird dann, wie bei uns, mit den bekannten Schildern markiert. Nur, dass diese Schilder hier die dreifache Größe haben, wie bei uns zu Hause. Man scheint hier wohl davon auszugehen, dass die Fahrer meistens träumend oder im Halbschlaf unterwegs sind, dass sie solch intensive Beschilderung benötigen. Wir fahren übrigens trotzdem nicht schneller als 120, denn das Risiko, dass einem plötzlich irgendein Viech vor die Karre rennt, ist uns zu groß. Heute sehen wir zwei tote Rinder am Straßenrand. Man kann nur hoffen, dass die von einem Road Train erwischt worden sind. Mit einem PKW könnte das leicht tödlich enden. Außer Rindern wären da noch wilde Pferde, Kamele, Känguruhs, die man aufgabeln könnte. Alles Massen, die einen PKW bei Kollision schon ordentlich von der Bahn abbringen können.

Als wir Mittagsrast machen, und unsere Sandwiches im Schatten eines Unterstandes essen, kommen wir mit einem australischen Paar etwa unseres Alters ins Gespräch, die mit einem „Standardgespann“, bestehend aus einem Four Wheel Drive Pickup mit Aufsatz und Caravan (Wohnwagen), unterwegs sind. Seit 6 Jahren reisen die beiden durch Australien und suchen sich dort, wo sie etwas länger bleiben wollen, eine Arbeit. Das sei überhaupt kein Problem, man dürfe sich nur nicht zu schade sein und halt die Arbeit annehmen, die verfügbar ist. Auf Campingplätzen werden immer Office Personal, Putzfrauen, Gardener, Männer für alles gesucht. Auch in Bars oder der sonstigen Gastronomie gibt es viele Möglichkeiten. Sie wohnen dann auf einem Campingplatz in ihrem Caravan. Außerdem haben sie noch ein Zelt dabei, um mit ihrem Allradwagen auch auf Schotterpisten in abgelegene Gebiete fahren zu können, in die sie den Wohnwagen nicht mitnehmen können. Eine unkomplizierte Art, zu leben. Man darf nur keine allzu großen Ansprüche stellen. Der Erlebniswert ist aber sicher groß.

Um 16 Uhr beziehen wir unsere Cabin im Tennant Creek Caravan Park. Erstmals entscheiden wir uns für eine Bleibe, die nicht self contained ist, also ohne eigene Dusche und WC. Denn der Preisunterschied beträgt 40 Dollar. Schon für die Standard Cabin ohne Du/WC müssen wir hier 100 AUD berappen. Dafür ist es halt erforderlich, ein paar Meter bis zu den Gemeinschaftsduschen und Toiletten des Campingplatzes zu laufen, die allerdings relativ neu und gut sind. Das Ganze ist umso erstaunlicher, als wir von der Managerin erfahren, dass diese Anlage dem gleichen Typen gehört, auf dessen schönem grünen Platz wir in den letzten drei Tagen in Alice Springs gewesen sind. Und das war eine voll ausgestattete Cabin, für immerhin 50 Dollar weniger, als hier. Die Managerin lässt nicht mit sich verhandeln, weil sie das offenbar nicht darf. Und mit dem Eigentümer in Alice zu telefonieren habe ich jetzt keine Lust. Also heute mal ohne eigenes Klo.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Kleine “Denkmäler” für dies und das. Hier handelt es sich um den Hinweis darauf, dass wir uns am höchsten Punkt des Stuart Highways befinden, der immerhin 2700 km lang ist und Port Augusta im Süden mit Darwin im Norden verbindet. Auf welcher Höhe das allerdings genau ist, wird nicht verraten, dabei wäre das doch jetzt interessant (in Wikipedia kann man nachlesen, dass es 731 m sind)

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Auch dem Wendekreis des Steinbocks hat man ein Denkmal gebaut. Für diejenigen, die damit nicht so vertraut sind: Auf diesem Breitengrad steht die Sonne zu Winteranfang, am 21. Dezember, senkrecht und erreicht damit ihren südlichsten Punkt, bevor sie wieder nach Norden wandert und am 21. Juni den Wendekreis des Krebses erreicht

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Ab hier darf man jetzt so schnell fahren, wie man möchte. Aber es machen wohl nur wenige davon Gebrauch. Uns überholt jedenfalls niemand

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Die Mini-Siedlungen mit ein paar Häusern um eine Tankstelle herum, versuchen offenbar, kleine Attraktionen zu schaffen, um die Leute zum Anhalten zu bewegen. Hier in Aileron sind es große Statuen, wie diese Frau mit Kind (außerdem gibt es noch einen Krieger in gleicher Größe auf einer Anhöhe)

P3270929

Windkraft wird hier offenbar immer noch genutzt, um Wasser zu fördern

P3270930

Wir überholen einen Road Train (allerdings die kurze Variante mit nur 2 Anhängern)

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Dieses “Wohnklo mit Tankstelle”und angeschlossenem (geschlossenem) Campingplatz in Wycliffe Well nimmt für sich in Anspruch, die UFO-Hauptstadt Australiens zu sein, wie einem Schild zu entnehmen ist

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Und dann kommen wir zu den eindrucksvollen Devil’s Marbles, etwa 120 km südlich von Tennant Creek

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Und damit uns nicht langweilig wird, bewegen wir zwischendurch mal ein paar Steine, …

P3270994

… oder spalten sie …

P3270991

… wie dieses Osterei. Apropos: Frohe Ostern!!

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

ehOLYMPUS DIGITAL CAMERA

Termitenbauten, wie diesen hier, sehen wir heute zu zehntausenden

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Immer wieder sehen wir auch diese gelben Schilder, die vor Überflutungen warnen. Derzeit haben wir allerdings kein Problem damit. Alles ist knochentrocken

P3271018

Vor dem Minenmuseum von Tennant Creek, das heute allerdings geschlossen hat

z31 von Alice Springs nach Tennant Creek

Alice Springs bis Tennant Creek, 509 km

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen