Mittwoch, 3. Juli 2013, Tahiti, Marina Taina, Hautarzt, Admin, Sturm und Feuerlauf
Es geht früh aus den Federn; der Wecker klingelt schon um Sechs, weil Christine in die Stadt zum Hautarzt fahren will. Um sieben Uhr ist sie von Bord und ich sitze vorm Computer, um mich meinen Steuererklärungen zu widmen, die ich endlich angehen kann, da ich seit gestern alle Informationen dafür beisammen habe. Bis Mittag ist dieses Thema erledigt.
Um halb Elf kommt schlagartig Wind auf, wie die Wetterberichte vorausgesagt haben. Innerhalb kürzester Zeit dreht der Wind auf Süd und ballert los mit bis zu 40 Knoten. Bin froh, in der Marina zu liegen, denn im Mooringfeld und auf den Ankerplätzen geht es hoch her. Wie auf der Funke zu hören ist, gehen mehrere Boote auf Drift und eine Yacht landet gar auf den Felsen. Die Crew ist nicht an Bord und niemand kümmert sich um das Boot. Wolfgang von der Felice schaut kurz bei uns vorbei, bevor der Tanz mit dem Wind losgeht. Er wird wohl noch trockenen Fußes auf sein Schiff gekommen sein, aber der Crew der Flapjack ergeht es nicht ganz so gut. Am Nachmittag stehen Pauline, Karen und Miles vor unserem Schiff, ziemlich durchgefroren, weil regennass, und in Wartestellung. Wir laden sie ein zu einem Kaffee und Christine hilft den Ladies mit ein paar trockenen Klamotten aus. Robin war schon vor der Windzunahme an Bord gefahren und kann die anderen wegen der hohen Wellen nun nicht abholen, obwohl diese mit vier neuen Batterien (a 260 AH, also gewaltig schwere Dinger) und zwei Sack frisch gewaschener Klamotten warten.
Christines Besuch bei der Hautärztin, die für einen gründlichen Ganzkörpercheck übrigens nur etwa 35 Euro verlangt hat, war erfreulich. Kein Befund. In der Stadt macht sie dann auch noch den langen Weg ans Ende der kommerziellen Hafenpier zum Customs Office, um dort den Bezug steuerfreien Sprits zu beantragen. Jetzt kriegen wir den Liter Diesel für einen halben Euro billiger. Der Besuch im Baumarkt zwecks Einkaufs eines 70 mm Kreisbohrers (brauche ich für den Einbau der neuen Ankerwinsch) war dagegen nicht erfolgreich. Wo wir grad beim Basteln sind: Am Nachmittag installiere ich den sündteuren neuen Luftfilter und öle sämtliche Seeventile.
Um 1630 machen wir uns mit Nelly und Peter auf den Weg zum Bus, der uns zu einer Veranstaltung im Rahmen des Kulturfestivals Heiva 2013, dem „Marche sur le Feu“ (zu deutsch: Feuerlauf) zum Mahana Park Punaauia bringen soll. Inmitten einer durch Stellgitter abgegrenzten Fläche sind fußballgroße Steine auf etwa 10 mal 4 Meter ausgelegt, unter denen Flammen emporzüngeln. Jemand hat gelesen, die Steine hätten 2000 Grad und deshalb ist unsere Erwartungshaltung an die Feuerläufer entsprechend hoch. Die Tradition dieses „Marche sur le Feu“ ist sehr alt und gründet darin, dass man den Göttern für die Erkenntnis danken will, die Kraft des Feuers zur Erwärmung von Speisen entdeckt zu haben. Das ist jedenfalls die Übersetzung der Ansage durch die Aluas, die als Schweizer des französischen doch mächtiger sind, als wir. Man begeht diesen Akt jeweils am ersten Mittwoch des Juli eines jeden Jahres. Als nach den Zeremonienmeistern (der Chef-Feuerläufer ist so gut wie nackt und mehr oder weniger ganzkörpertätowiert) plötzlich auch Zuschauer über die Steine laufen, wird uns klar, dass diese keineswegs glühend heiß sein können. Nach und nach kriegen wir mit, dass der eigentliche Sinn der Veranstaltung darin besteht, selbst über die Steine zu laufen. Drei mal soll man das machen. Also ziehen wir Schuhe und Strümpfe (ich habe tatsächlich Strümpfe an, weil es bei dem Wind heute doch relativ kalt ist) aus und reihen uns in die Zeremonie ein. Die Steine sind angenehm warm. Wir waren auch dabei, aber geläutert kommen wir uns deshalb nicht vor.
Um 20 Uhr ist die Veranstaltung beendet. Wir sind vielleicht 15 Kilometer von der Marina entfernt, aber die Busse fahren nur bis 17 Uhr. Aber die Kartenverkäuferin hatte uns schon vorher versprochen, für eine Rückfahrgelegenheit zu sorgen. Ihr Cousin nimmt uns schließlich mit. Wir sind platt, als sich herausstellt, dass sein Großvater Schweizer gewesen ist, der vor langer Zeit mit dem Segelboot in Fatu Hiva (Marquesas, da waren wir auch) gelandet ist und sich dort in eine Einheimische verliebt und diese geheiratet hat. Die nächste Generation ist dann nach Tahiti gezogen.
Der Wind dreht am späten Vormittag auf, wie angeknipst. In den Böen um die 40 Knoten. Mehrere Boote gehen auf Drift, eines landet auf den Felsen
Ein Vorsegel hat es da schon zerfetzt
Von der ersten Saling nach Steuerbord fotografiert. Die Schiffe liegen ziemlich dicht beieinander. Viel Schwell darf es hier nicht geben, sonst gibt es Kleinholz
Marche du Feu. Unter den Steinen brennt mehrfach aufgeschichtetes Holz. Die Steine sind an der Oberfläche gut warm, aber nicht wirklich heiß
* Copyright für den Spruch: Santina Crew
Zu Beginn des Feuerlaufs gibt es ausschließlich Fackelbeleuchtung. Später werden Scheinwerfer zugeschaltet
Der Zeremonienmeister stellt seine Ganzkörpertätowierung ungeniert zur Schau
Auch wir marschieren drei mal über das Feuer. Was genau das bewirken soll, wird uns leider nicht klar. Jedenfalls fühlen wir uns danach super (also genau, wie vorher)
Gegen Ende der Veranstaltung gibt es dann noch ein paar Flammen und die Zeremoniengesellen und –lehrlinge laufen hindurch, ohne sich Füße oder Lendenschurz zu verbrennen
Noch ein Abschiedsbild mit dem “Chef von’s Janze”
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