Mittwoch, 28. Oktober 2015

Brisbane - Noumea, 2. Seetag

Dienstag, 27. Oktober 2015, von Noumea nach Brisbane, 2. Seetag, 114 sm üG, 111 dW

Wir fahren Schlangenlinien um unseren Idealkurs, um den Wind möglichst günstig auszunutzen. Als er über Ost auf 080 und 070 dreht, wird unser Kurs zu weit südlich, denn mit den beiden Segeln können wir nicht zu weit abfallen, ohne dass die Genua einfällt. Also Segelmanöver. Weil ich dafür um 0130 auch aufs Vorschiff muss und wir vereinbarungsgemäß immer zu zweit an Deck sind, wenn das nötig wird, muss Christine ihren Schlaf unterbrechen und aufstehen. Großsegel weg, Spi-Baum in die Genua, abfallen. Der Kurs ist besser jetzt, aber die Speed geht von 5,5 auf 4,5 kn runter. Eine Stunde später setzen wir deshalb das Groß wieder dazu. Es folgen mehrere dieser Aktionen im Laufe des Tages bis der Wind gegen Mittag so schwach wird, dass wir nur noch 3 kn durchs Wasser machen. Die Segel schlagen mit jeder Welle, die das Boot erneut ins Taumeln bringt. Also entscheiden wir uns schweren Herzens den Motor anzuwerfen und die Segel so weit wegzureffen, dass sie nur das das Schlingern etwas verringern.

Ich hatte gehofft, erst morgen den Motor zu brauchen. Nun werden wir wohl tatsächlich volle zwei Tage dieseln müssen und viel mehr geht auch nicht, wenn wir für die Moreton Bay und den Brisbane River am Ende der Reise 40 Liter Sprit als Reserve behalten wollen.

Christine ist noch nicht ganz im Seemodus angekommen. Nachdem sie gestern Tabletten genommen hat (Bahia-Bombs aus NZ), verzichtet sie heute darauf. Unter Deck muss sie trotzdem sehr achtgeben beim Ankleiden und anderen Dingen, dass ihr nicht schlecht wird. Die Kocherei übernehme ich, allerdings ist das derzeit kein Kunststück, weil Christine jeweils für zwei Mahlzeiten Eintopf und Currygeschnetzeltes vorgekocht hatte. Heute Mittag gibt es das Letztere, was wir an Deck begeistert genießen. Da die Maschine läuft, haben wir sogar kochend heißes Wasser zum abwaschen.

Bis auf den Wind, der mit 8 Knoten zu schwach ist, ist das Wetter aber schön; stundenlang wolkenloser Himmel, nachmittags mit 30% Passatwölkchen bekleckert. Die Wellenhöhe geht auf 1,5 m und bis Mitternacht sogar auf 1 m runter, läuft aber konfus. An Deck ist es so warm, dass man im Cockpit tagsüber gut in kurzer Hose und T-Shirt sitzen kann, am späteren Nachmittag wird es aber wieder kühler und man muss auf lange Hose und Pulli umsatteln.

Der Mond sieht immer noch voll aus und leuchtet hell. Die schöne Konstellation zweier heller Planeten, die dicht beieinander stehen, kann ich heute nicht mehr entdecken (vielleicht tauchen sie ja auch erst später auf). Es werden wohl die Venus und der Jupiter gewesen sein, die da gestern so einträchtig miteinander gekuschelt haben. Das vermute ich zumindest aufgrund der Helligkeit der Gestirne. Um Mitternacht liegen noch 632 Meilen vor uns.

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