Sonntag, 20. Juli 2014

Methodistischer Gottesdienst

Sonntag, 20. Juli 2014, Daliconi, Vanua Balavu, Northern Lau, Fiji. Wir besuchen zwei methodistische Gottesdienste

Hier im Ort sind fast alle methodistischen Glaubens. Um 10 Uhr morgens ist Gottesdienst und wir sind dabei. Bevor der eigentliche Service beginnt, lesen einige ältere Frauen laut und gemeinsam aus dem Gebetbuch. Viele Kinder sind auch schon zu diesem frühen Zeitpunkt in der Kirche. Die meisten Frauen tragen weiße Kleider und Kostüme, fast alle Männer Wickelrock und Kravatte, manche sogar ein Sakko.

Der eigentliche Gottesdienst ist außer den Gesängen, die nicht so wohltuend klingen wie in Französisch Polynesien, stinklangweilig. Es wird nur gesprochen, und das in Fijianisch, d.h. wir verstehen mal wieder nichts. Interessant wird es erst, als der Prediger, der aus einem anderen Ort der Insel, also als Gastredner, ans Pult tritt. Auch er wirkt zunächst wie eine Schlaftablette, aber das ändert sich bald, als er zu sprachgewaltigen Höhenflügen ansetzt. Mal leise, mal lauter, mal ganz laut. Alles unterstützt durch die wildesten Gesten. Und in einem Affentempo. Für uns hört sich das an wie ein Maschinengewehr. „Ratatata tikitakitikitaki rufufuf ...“ Sprich das mal ganz schnell 10 mal hintereinander und stell es Dir dann drei mal so schnell vor. So ungefähr jedenfalls. Außer bei „Wetten dass“ haben ich noch nie jemanden so schnell reden hören. Ich fühle mich an die Persiflage „Der große Diktator“ von und mit Charlie Chaplin erinnert, in dem die Sprache Anton Hynkels unkenntlich gemacht ist und wie Entengeschnatter klingt. Jedenfalls müssen Christine und ich uns fast zeitgleich ziemlich zusammennehmen, um nicht laut loszuprusten. Später erfahren wir, dass der gute Mann vom Alten Testament gesprochen hat. Jedenfalls ziemlich leidenschaftlich und eine halbe Stunde lang! Alle hören gebannt zu.

Nach der Kirche werden wir von mehreren Familien, u.a. von Emiliy, zum Mittagessen eingeladen. Aber man drängt uns in das Haus des Pastors, in dem der Gastprediger und die Segler (außer uns noch ein amerikanisches Paar) bewirtet werden. Man sitzt auf dem Boden und isst mit den Händen. Wir bekommen Besteck. Alles schmeckt hervorragend. Es gibt Lagunenfisch, diverse Gemüsesorten, die an Spinat erinnern und mit Kokosmilch gekocht sind, dazu Taro-Wurzeln und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Für dieses Essen ist reihum jeden Sonntag eine andere Familie verantwortlich. Heute haben zwei Jungs gekocht, die sicher nicht älter als 15 Jahre sind. Kompliment. Als Geschenk bekommen wir noch 4 Kokosnüsse überreicht.

Eigentlich sollten wir in der Kirche aufgefordert werden, vor der Gemeinde ein paar Worte über uns zu erzählen. Aber irgendwie hat das nicht hingehauen, und so werde ich gebeten, das doch am Nachmittag um Drei im zweiten Gottesdienst des Tages zu tun. Also fahren wir nach der Mittagspause an Bord tatsächlich noch einmal in den Ort, um uns bei unseren Gastgebern zu bedanken. Zum Einen bringen wir der Familie, die so gut für unsere Mittagsverpflegung gesorgt hat, ein paar Geschenke mit, zum Anderen rede ich dann im Gottesdienst vor gut 50 Gemeindemitgliedern 5 Minuten lang über uns. Bei der Gelegenheit können wir uns bei einem Großteil des Dorfes für die erwiesene Gastfreundschaft bedanken. Anschließend wurde uns für unser Kommen und die Rede gedankt und betont, wir würden als Teil der Dorfgemeinschaft angesehen und wären jederzeit wieder willkommen, auch ohne Sevusevu oder andere Formalitäten. Ist schon etwas Besonderes: Nach ein paar Tagen fühlt man sich tatsächlich zugehörig zu diesen freundlichen Menschen vom anderen Ende der Welt.

Als wir an Bord zurückkehren, sind wir die einzige Yacht am Ankerplatz, die beiden amerikanischen Boote sind auf und davon. Nachdem wir so lange mit deutschsprachigen Freunden unterwegs waren, ist es zur Abwechslung auch wieder einmal schön, etwas mehr Englisch reden zu müssen oder allein einen Sundowner an Bord zu trinken.

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Dieser methodistische Gottesdienst ist eher langweilig. Es reden ein paar Gemeindemitglieder (hier gerade derjenige, der gestern im Freien barbiert wurde), und außer drei Blumengestecken ist alles sehr schmucklos. Aber die Menschen haben sich in Schale geworfen. Der Gesänge sind mehrstimmig, laut und offensichtlich gut einstudiert. Auch schön, aber nicht so wie diejenigen in Französisch Polynesien

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Dieser Prediger ist ein gewaltiger Redner. Wir verstehen zwar nichts, aber das, was er sagt, bringt er mit Vehemenz und Eloquenz an den Mann bzw. die Gemeinde. Der absolute Hammer.

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Nach der Kirche “strömen” die Menschen nach Hause

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Lautes Gebellvor der Kirche. Die beiden Hunde liefern sich einen echten Kampf, bei dem sich der eine in den Hals des anderen verbeißt

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Zum Mittagessen werden wir in das Haus neben der Kirche eingeladen. Man sitzt auf Pandanusmatten am Boden und isst mit den Händen (wir bekommen Besteck). Die Speisen schmecken ausgesprochen gut …

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… und es ist reichlich davon vorhanden

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Das komplette Essen wurde von diesen beiden Jungs gekocht. Alle Achtung!

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Dieses wunderschöne Mädchen ist kaum zu einem Lächeln zu bewegen

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Am Nachmittag bringen wir der gastgebenden Familie des Mittagessens ein Geschenkpaket mit

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Ersatz für eine Kirchenglocke. Kurz vor Drei werden die Trommeln geschlagen. Die Menschen müssen nicht weit anreisen. 80 Prozent der Dorfbewohner haben nicht weiter als 100 Meter zu gehen.

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Ich komme der Bitte nach, vor der Gemeinde ein paar Worte über uns zu erzählen. Bei der Gelegenheit kann ich mich auch gut für die ausgesprochen herzliche Aufnahme und Gastfreundschaft bedanken

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Mal schnell ein Blick mit Foto in eines der kleineren Häuser. Nach dem, was wir durch Türen und Fenster gesehen haben, dürfte dies hier eine Behausung der Mittelklasse im Dorf sein. Es gibt deutlich einfachere Hütten, aber auch ein paar bessere

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