Mittwoch, 23. Juli 2014

Kaffee und Kuchen

Mittwoch, 23. Juli 2014, Bavatu Harbour, Vanua Balavu, Fiji. Ein Regentag an Bord, Kaffee und Kuchen mit Benny und zwei seiner Jungs auf der Gipsy

Es hat schon in der Nacht angefangen, zu regnen und das tut es den ganzen Tag hindurch, so dass wir das Schiff gar nicht verlassen. Zu Mittag köpfen wir wieder eine Kokosnuss aus dem Kühlschrank. Die „Milch“ schmeckt noch besser, wenn sie schön kühl ist. Mittlerweile habe ich auch raus, wie man ganz unproblematisch eine Kokosnuss öffnet. Christine backt einen Bananenkuchen. Für 15 Uhr haben wir Benny, der uns gestern so viel seiner Zeit geopfert hat, an Bord zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Als er und zwei andere Burschen an der kleinen Pier auftauchen, fahre ich rüber, um noch mal sicherzugehen, dass er die Einladung auch richtig verstanden hat. Ich nehme unseren getrennten Müll mit an Land und bekomme dafür, man könnte ja fast sagen, im Austausch, frisches Obst.

Eigentlich will ich Benny auch gleich im Dinghy mit zu uns an Bord nehmen, aber er sagt, sie seien auf dem Weg zum Fischen (mit der Harpune) und würden mit ihrem kleinen Dinghy vorbeikommen. Tatsächlich kommen sie dann zu dritt in dem Mini- Bötchen angepaddelt. Es ist ziemlich überladen und kurz vorm Absaufen, aber das macht den jungen Kerlen nichts aus. Da sie schon zu dritt sind, bitten wir sie alle an Bord. Der Kaffeetisch ist im Salon gedeckt, weil es draußen zu ungemütlich ist. Einer der Jungs bindet sich im Cockpit extra einen Sulu um, vielleicht, weil seine Hose zu kurz oder zu dreckig war? Wir empfinden es jedenfalls als eine ausgesprochene Höflichkeit uns gegenüber.

Als wir dann alle um den Tisch herum sitzen, der Kaffee eingeschenkt ist und der Kuchen auf den Tellern liegt, fragt Benny, ob er noch kurz ein Gebet sprechen dürfe. Und das macht er nicht in seiner Muttersprache, sondern in Englisch. Den ersten Satz, den er mit niedergeschlagenen Augen und halblauter Stimme spricht, ist so markant, dass ich ihn nicht vergesse: „Thank you God for this wonderful day and this wonderful couple and the invitation to this afternoon tea ...“ Es folgen noch zwei weitere Sätze, dann wird gegessen. Unglaublich, mit welchem Selbstverständnis und Selbstvertrauen dieser 23jährige Sätze spricht, die tief gehen. Zwanzig Minuten sind sie da. Eine Tasse Kaffee, ein Stück Kuchen. Weitere Angebote lehnen sie dankend ab, denn sie müssen ins Wasser, Fische jagen. Falls sie was fangen, bekommen wir einen Teil der Beute, wird uns versichert. Auch für Benny muss dieser Besuch etwas Besonderes haben, denn auf meine Frage hin antwortet er, dass er bisher noch nie auf einer Yacht eingeladen gewesen sei. Für mich völlig unverständlich, wenn ich daran denke, wie vielen Yachties er wohl schon sein wunderschönes Dorf und die Aussichtsplätze gezeigt haben mag.

Wir können die drei eine Weile beim Jagen beobachten, weil sie das an den steilen Felsufern rund um uns herum tun. Einer paddelt das Dinghy, zwei sind im Wasser, und zwar mit den Klamotten, die sie den ganzen Tag getragen haben. Hin und wieder hören wir ihr Gelächter übers Wasser schallen. Trotz des Regens haben die drei offenbar ihren Spaß. Sie versuchen ihr Glück wohl zwei Stunden lang bis zum Einbruch der Dunkelheit. Wahrscheinlich ohne Erfolg, denn wir sehen sie heute nicht mehr. Uns wird schon kalt bei dem Gedanken, zwei Stunden im Wasser zu verbringen, das wahrscheinlich nicht mehr als 24 Grad hat.

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Wir haben Benny und zwei weitere Burschen, deren Namen wir uns leider nicht merken konnten (etwas komplizierter für unsere Zungen, als Benny), zu uns zu Kaffee und Kuchen eingeladen

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Es ist regnerisch und relativ windig heute. Zu dritt in dem kleinen Boot haben sie Mühe, gegen den Wind anzupaddeln

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Gut zwei Stunden sind Benny und sein Gefährte mit den Harpunen im Wasser, aber offenbar haben sie heute kein Glück

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Dieses Obst bekommen wir geschenkt, aber nicht etwa als “Gegenleistung” für die Kaffeeeinladung. Davon hatte Benny gestern schon gesprochen, bevor wir den Kaffeeklatsch überhaupt erwähnt hatten

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