Dienstag, 9. April 2013

Hai und Schwester

Freitag, 5. April 2013, Galapagos, Hai in der Bucht

Beim Frühstücken im Cockpit sehen wir die dreieckige Rückenflosse eines Hais langsam durch die glatte Wasseroberfläche ziehen. Hin und wieder ist auch die Spitze der zweiten Rücken- oder Schwanzflosse zu sehen. Gemächlich zieht er seine Runden, vielleicht 50 m von uns entfernt. Manchmal verschwinden die Flossen, dann tauchen sie wieder auf. Wohl eine halbe Stunde bekommen wir ihn immer mal wieder zu Gesicht.

Mittags essen wir frisch gebackenes Brot an Bord. Am Nachmittag marschieren wir zunächst zur Post, um nach dem Brief mit dem verlängerten Aug-Terminal aus Florida zu fragen. Fehlanzeige, noch nicht angekommen. Nächste Chance am kommenden Dienstag. Laut Auskunft des Postbeamten beträgt die Laufzeit normaler Post aus Florida ohnehin 14 Tage. Also dürfen wir noch gar nicht damit rechnen.

Während ich anschließend im Internet administrative Notwendigkeiten erledige, geht Christine einkaufen und sieht diverse Tiere, von denen sie anschließend begeistert erzählt (eine Ratte, verschiedene Vögel, die uns bisher noch nicht untergekommen sind, usw.). Abendessen zusammen mit den Aluas im Mikunia. Peter geht es heute deutlich besser.

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Dieser Hai kreist eine halbe Stunde in Sichtweite von uns durch die Bucht

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Zwei turtelnde Adlerrochen. Auch diesen beiden prächtigen Fischen konnten wir eine Weile bei ihrem Spiel vom Boot aus zusehen

 

Samstag, 6. April 2013, Galapagos, San Cristobal, Schwesterschiff läuft ein

Den Tag verbringen wir an Bord, meistens mit Lesen. Am Vormittag laufen zwei interessante Segler ein. Der erste ist eine dunkelblaue 40 oder 50 Meter Yacht, die auf klassisch daherkommt, also mit Löffelbug, lang ausladendem Yachtheck und Holzaufbauten aus Mahagoni. Es kommt mir so vor, als hätten wir das Schiff schon mal in Antigua gesehen. Aber das kann auch täuschen, denn schließlich gibt es auch von dieser Sorte Superyachten inzwischen eine größere Anzahl. Der zweite Segler ist ein Schwesterschiff, also auch eine Sun Odyssey 43 DS, die schließlich nicht weit von uns entfernt ankert. Der Name lässt sich nicht komplett lesen, irgendwas mit „Lady …“, schwedische Flagge. Wir beäugen uns gegenseitig mit den Ferngläsern und winken uns zu. Das Paar werden wir sicherlich noch an Land sehen.

Heute kein Hai, aber dafür bekommen wir mal hautnah die Fischkünste eines Blaufußtölpels vorgeführt. Wir sitzen im Cockpit, als einer nur einen Meter neben der Bordwand ins Wasser stürzt. Von der Ferne haben wir dieses Schauspiel ja schon beobachtet, wie sie sich aus 20, 30 oder 40 Metern Höhe fast senkrecht in die Tiefe stürzen, mit halb angelegten Flügeln noch leichte Korrekturen der Fallkurve vornehmen und schließlich wie ein Pfeil mit komplett angelegten Flügeln ins Wasser eintauchen. Nun können wir also auch einmal sehen, wie tief diese an eine Torpedobahn erinnernde Blasenspur nun unter die Wasseroberfläche reicht. Ich schätze irgendwas zwischen 3 und 5 Meter. Jedenfalls haben wir uns ganz schön erschrocken, denn aufgrund der Sprayhood und des Biminis ist unsere Sicht nach oben schließlich ziemlich eingeschränkt und obwohl sie wie ein Stuka daherkommen, hört man sie erst beim Aufschlag aufs Wasser.

Überhaupt ist ja interessant, wie unterschiedlich die Jagdmethoden der verschiedenen Meeresvögel sind. Die der Pelikane ähnelt ja zumindest etwas der der Tölpel, auch wenn sich diese nicht aus so großen Höhen herabstürzen und aufgrund ihrer Größe und Form auch nicht so tief eintauchen können. Auch scheinen sie nicht so treffsicher zu sein, wie die Tölpel. Pelikane sieht man jedenfalls häufig mehrere Versuche hintereinander durchführen. Das besondere am Flugverhalten der Pelikane ist der oft zu beobachtende Formationsflug und das Dahingleiten ohne Flügelschlag ganz dicht über der Wasseroberfläche. Vollkommen anders geht es beim Beutezug der Fregattvögel zu. Ihre Spezialität ist es, anderen Vögeln, übrigens auch der eigenen Gattung, deren Beute in der Luft abzujagen. Daher haben sie auch ihren Namen. Wenn sie auf diese Art nicht satt werden können, erbeuten sie Fische an der Wasseroberfläche, die sie mit dem langen, schmalen, am Ende hakenmäßig gekrümmten Schnabel im Überflug aufgreifen. Ein Fregattvogel taucht niemals ins Wasser, er schwimmt auch nie an der Wasseroberfläche. Bei diesen Räubern findet alles im Flug statt. Niederlassen tun sie sich nur an Land, auf Bäumen, Felsen, Hängen oder auch mal Laternenmasten.

Nachmittags treffen wir die noch relativ junge Besatzung unseres Schwesterschiffs in der Stadt bzw. im Mockingbird. Liesel kommt aus Südafrika, Kid aus Schweden. Ihr Boot ist auch aus 2002, hat aber ein anderes Unterdeckslayout (andere Kabinenaufteilung) und den 75 PS Yanmar. Von unseren Problemfällen Wassersammler, Verklebung der Fenster und Stabilität des Mastfundaments sind sie offenbar bisher verschont geblieben – oder sie haben nur noch nicht so genau hingeschaut. Wir vereinbaren, in den nächsten Tagen mal eine gegenseitige Besichtigung vorzunehmen. Die beiden sind ziemlich müde nach der Überfahrt, was mich etwas erstaunt, nachdem Kid erzählt hat, dass sie außerhalb der Küstengewässer keine Wachen gehen, sondern sich nachts hinlegen und schlafen.

Im Mockingbird treffen wir auch wieder auf Michael, Mirna und Nicolai von der Voyageur (die auf den langen Trips ebenfalls nicht konsequent Wache gehen, sondern viel schlafen). Sie erzählen, dass der Flughafen von Tahiti gesperrt wurde wegen einer Dengue-Fieber Epidemie und dass davon vor allem auch die Marquesas, unser nächstes Ziel, betroffen sind. Wenn das stimmt, werden wir uns vor den „Tiger-Mücken“ ziemlich in Acht nehmen und höllisch aufpassen müssen, dass wir nicht gestochen werden.

Am Abend gibt es eine Barbecue-Veranstaltung. Gestern kam Pablo, der Veranstalter mit einem Taxiboot angefahren und fragte alle Bootsbesatzungen, ob sie teilnehmen würden. Es gibt Musik, Gegrilltes und Cuba Libre. Alles für 30 Dollar pro Person. Im Vergleich zu der sonst sehr günstigen Gastronomie hier vor Ort erscheint das relativ teuer, aber da die Veranstaltung extra für Segler aufgezogen wird, gehen wir natürlich hin. Wir hatten verstanden, dass die Fete auf der Pier stattfindet. Dem ist aber nicht so. Dort ist nur der Treffpunkt und die Teilnehmer werden abgeholt. Es sind wohl 30 Segler vor Ort, das Essen ist gut und reichlich und es gibt südafrikanische Musik, die von 5 Sängern, Pan-Flötisten und Gitarristen vorgetragen wird. Wir lernen wieder einige interessante Bootsbesatzungen kennen und sprechen mal wieder ausgiebig englisch, was in der letzten Zeit doch sehr kurz gekommen ist bei den vielen deutschsprachigen Freunden, die wir in der Zwischenzeit gewonnen haben. Pepe und Big Bear (so stellen sie sich tatsächlich vor, und das steht auch auf der Visitenkarte) von der Beez Neez sind extrem unterhaltsam. Kaum zu glauben, dass Pepe siebenfache Mutter ist. Sind seit 2008 unterwegs. Nancy und Ron („denkt einfach an die Reagans“) von der Always Saturday sind ebenfalls sehr interessante Gesprächspartner. Auch die Franzosen von der neben uns ankernden Pogo 12.80 lernen wir kennen. Junges Paar mit zwei Kindern. Die Pogo ist ein ganz moderner Kunststoff-Knickspanter und irre schnell. Unter Spinnaker fahren die mit dem Ding 15 Knoten! Also ein sehr interessanter Abend. Erst kurz vor Mitternacht sind wir wieder an Bord zurück.

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Schwesterschiff mit schwedischer Flagge. Auch bei ihnen sind deutliche Bewuchsspuren in der Höhe des Wasserpasses zu sehen

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Einfach schön, oder?

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