Montag, 22. April 2013

Galapagos - Marquesas, 7. Seetag

Sonntag, 21.04.2013, Galapagos - Marquesas, 7. Seetag, 153 sm, noch 2172 sm, Wind und Seegang nehmen zu, wieder die Ketch

Die Ketch gerät vor dem Morgengrauen außer Sicht. Wieder liegt ein sonniger Tag vor uns, der uns etwas mehr Wind und Welle beschert, für einige Stunde um die 18 bis 20 Knoten, also Windstärke 5, nach wie vor aus Südost. Während bisher überwiegend die langgezogene Dünung die Schiffsbewegungen bestimmt hat, übernehmen nun vorrangig die kürzeren, aber schon an die 2 Meter hohen Windwellen das Kommando in Sachen "Schiff durchschaukeln". Ordentliches etmal von 153 sm, davon 12 durch Strom. Am Ende des Tages liegen noch 2172 Meilen vor uns. Das sind etwa so viel, wie unsere gesamte Atlantiküberquerung von den Kap Verden nach Antigua. Wenn wir genau so schnell wären, wie damals im Dezember 2009, lägen noch 16 Tage vor uns.

Den größten Teil des Tages verbringen wir im Cockpit. Christine kann mittlerweile lesen und unter Deck arbeiten, ohne dass ihr gleich schlecht wird. Zu Mittag macht sie eine Gemüsepfanne aus Planteens, Yucca, Karotten, Zwiebeln, Knoblauch und Paprika, da einige Bestände dringend verarbeitet werden müssen. Am Nachmittag trinken wir wieder unseren Kaffee und als Abendessen gibt es selbstgebackenes Brot mit Aufschnitt. Wir haben das Gefühl, dass wir bei den Schinken- und Käsebeständen möglicherweise gegen die Haltbarkeitsdaten anfuttern müssen, denn als wir diese in Panama eingekauft hatten, sind wir nicht davon ausgegangen, dass wir so lange auf Galapagos bleiben und dort praktisch nur auswärts essen würden. Zum Angeln fehlt noch die Motivation, weil einerseits die Schiffsbewegungen größer werden und sich andererseits nun mein Husten doch so weit entwickelt hat, dass er lästig wird. Das Aerocortin schlägt dummerweise noch nicht an.

In den Funkrunden erfahren wir, dass Kay mit Unterstützung von Herbert nun in San Cristobal seine defekten Wanten austauscht und die Alua heute ausgelaufen ist und guten, segelbaren Wind hat. Außerdem hören wir, dass es auf der "Winddancer" einen Ausfall des Autopiloten gegeben hat und sie sich deshalb entschlossen haben, zu den Galapagos-Inseln zurückzukehren, wofür sie etwa 2 Tage brauchen werden. Nicht ganz angenehm, weil es gegen den Wind geht. Bei einer Zweier-Crew ist der Autopilot ein extrem wichtiges Ausrüstungsteil. Bei Ausfall müsste permanent eine Person am Ruder stehen, während alle anfallenden Arbeiten durch die wachfreie Crewhälfte erledigt werden müssen. Das ist auf die Dauer extrem anstrengend. Nicht so viel anders, als wenn man zu zweit z.B. drei Wochen lang ein Wohnmobil in Fahrt halten müsste, mit fliegendem Fahrerwechsel, ohne anzuhalten. Für mich ist es deshalb unverständlich, wie viele Fahrtensegler sich auf einen einzelnen, elektrischen Autopiloten verlassen, ohne eine Windselbststeueranlage als Reserve zu haben.

Um 1640 sehen wir die Ketch von gestern wieder am Horizont auftauchen, diesmal Stb achteraus. Vielleicht haben sie etwas mehr Segel stehen als wir, jedenfalls scheinen sie sich zunächst langsam zu nähern. Vor der Dämmerung schalten sie wieder ihr Radar ein, wie uns der Echomax verrät. Auch heute können wir sie aber auf VHF nicht erreichen. Ist doch schade. Wäre interessant, zu wissen, wer da so ganz in unserer Nähe über den Pazifik schippert.

Die Nächte sind derzeit traumhaft schön. Wir gehen auf Vollmond zu und der sternenklare Himmel verschafft uns richtig Licht an Deck. Die Wassertemperatur ist in den letzten Tagen sicher um 2 oder 3 Grad gestiegen, so dass die Nächte wärmer werden und wir jetzt auch nur mit kurzer Hose und T-Shirt im Cockpit sitzen können. Vor ein paar Tagen hat es da noch lange Hosen und Pullover gebraucht. Jedenfalls für Christine, die ihre Wachen an Deck verbringt, während ich mich während der Nachtschichten überwiegend unter Deck beschäftige. Die Ketch verschafft uns einen Punkt im Kielwasser, auf den sich das Auge hin und wieder fokussieren kann. Heute sind auch die an Deck befindlichen Seitenlichter zu sehen.

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