Montag, 31. August 2015

Von Port Vila nach Mare

Sonntag, 30. August 2015. Von Port Vila nach Maré (Loyalitätsinseln), 1. Seetag, 135 sm

Um 0315 bekommt Christine eine Hustenattacke, die gar nicht wieder aufhören will. Wir vermuten die Ursache in einer allergischen Reaktion, entweder es hat was mit dem Schimmelkäse zu tun, den sie gestern Mittag mit der Pasta gegessen hatte, oder es hängt mit den Seekrankheitstabletten zusammen, von denen sie bereits am Abend eine genommen hatte. Weil wir beide wach sind und nicht mehr einschlafen können, beschließen wir, vor der geplanten Zeit aufzustehen und loszufahren. Es ist 4 Uhr 10, als wir die Leinen loswerfen. In der geschützten Bucht von Port Vila ist es absolut windstill und mit dem Vollmond, der die Szenerie beleuchtet, ist das eine wunderbare Stimmung.

Eine Stunde lang unter Maschine, dann kann die Genua übernehmen, denn als wir aus der Mele Bucht und dem Inselschatten heraus sind, haben wir bald einmal 15, etwas später dann auch schon 20 Knoten Wind. Bis 10 Uhr bekommen wir dann sogar viel Sonnenschein und wir donnern mit manchmal mehr als 9 Knoten durchs Wasser. Der Wind kommt aus Ost, unser Kurs ist Süd, also haben wir einen relativen Wind von etwa 60 bis 70 Grad. Bei der Speed und 2,5 m Wellenhöhe wird das Meer zur Buckelpiste, zumal wir auch wieder mit einer Kreuzsee zu tun haben. Alter Schwell aus Südost mischt sich mit der Windwelle aus Ost zu einem unangenehmen Cocktail. Einige Stunden lang kriegen wir dann Squalls übergebraten, in denen bis zu 25 Knoten Wind drinstecken. Danach flaut es dann wieder bis auf 6 Knoten Wind ab (unsere Speed geht auf 3 kn runter) um kurz darauf wieder loszupusten. Auch Winddrehungen und entsprechende Segelwechsel sind damit verbunden.

Am späten Nachmittag wird es durchgehend bewölkt und der Wind konstanter, meistens 18 bis 20 Knoten. Wir segeln jetzt unter Kutterfock und gerefftem Groß, immer noch sehr schnell mit 8 Knoten durchs Wasser, allerdings deutlich weniger über Grund. Scheint uns doch eine starke Strömung zu bremsen.

Christine verbringt den ganzen Tag und die ganze Nacht übrigens in der Koje. Dort ist es am besten auszuhalten, denn gegen dieses Gehopse wirken auch Tabletten gegen Seekrankheit nur bedingt. Zum Abendessen (Bohneneintopf) nehmen wir die Fock und damit die Speed weg, so dass das Schiff ruhiger liegt, ich besser kochen und Christine auch was essen kann.

Gegen 21 Uhr knallt uns mit ohrenbetäubendem Lärm eine 3-Meter-Welle, die wahrscheinlich gerade bricht, mit voller Wucht von Backbord gegen das Schiff und schmeißt uns auf die Seite. Gewaltige Wassermengen schlagen auf und schwappen über das Boot und ein großer Teil davon ergießt sich ins Cockpit. Wir haben natürlich die kleinen Schlafzimmerfenster, die ins Cockpit gehen, immer geöffnet, und deshalb landet jetzt eine große Portion Salzwasser auch bei Christine in der Koje. Einige Kleinteile, die neben dem Kartentisch liegen, fliegen 3 Meter durch den Salon und finden sich auf der anderen Seite auf den Polstern wieder. Das festgestellte Ruder (wird mit einer großen Mutter auf der Nabe des Rades fixiert, wenn die Hydrovane steuert) hält dem Druck nicht stand und steht plötzlich nach Luv. Also zunächst mal raus ins Cockpit und das Ruder wieder neu arretieren. Ansonsten ist aber offenbar nichts gebrochen oder kaputtgegangen.

Ab 23 Uhr wird der Wind schwächer und unsere Fahrt geht im Verlauf der Nacht auf unter 5 Knoten zurück. Obwohl viele Wolken den Himmel meistens bedecken, ist die Nacht wegen des Vollmondes sehr hell. Beim Tageswechsel haben wir bis zum Ankerplatz noch etwa 100 Meilen vor uns.

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