Donnerstag, 13. August 2015

In die Revolieu Bay

Dienstag, 11. August 2015, Lamen Bay, Epi, Vanuatu. Rauchende Vulkane und Sundowner mit Hana Itis

Der gestrige Abend wurde insofern noch interesssant, als in der Dunkelheit plötzlich „Big Sista“ auftauchte (eine Fähre, die zwischen den Inseln pendelt) und sich ihren Weg zwischen den Ankerliegern hindurch zum Strand suchte. Sicherheitshalber beleuchte ich unsere Heckankerleine noch zusätzlich mit einem starken Strahler und die große Schwester hält dann auch genügend Abstand. Etwa eine Stunde lang liegt sie dann dicht vorm Stand vor Anker. Durchs Fernglas beobachte ich das Treiben an Bord. Immer wieder kommen kleine Bötchen ans Heck der Fähre gefahren, um Menschen ein- oder aussteigen zu lassen. Auch Pakete unterschiedlicher Ausmaße wandern hin und her. Immer wieder denke ich, jetzt müssen doch wohl langsam alle Leute an Bord sein, aber dann kommt noch ein Boot. Schließlich ist des dann soweit und „Big Sista“ macht sich wieder auf den Weg.

Obwohl wir zwanzig Meilen von Ambrym entfernt sind, konnte man in der vergangenen Nacht die beiden Vulkane, oder besser gesagt, den hellen, roten Schein, der an den Wolken reflektierte, erkennen. Ein sehr beeindruckendes Bild. Wenn es nicht so umständlich wäre, hätte ich fast noch Kamera und Stativ eingepackt und wäre mit dem Dinghy an Land gefahren, um von dort eine Langzeitbelichtung von diesem schönen Anblick zu machen, was von dem schaukelnden Boot ja leider nicht möglich ist. Aber Aufwand und Ertrag schienen mir dann doch in einem zu schlechten Verhältnis zu stehen, zumal die Dinghy-Landung bei dem Schwell keine einfache Übung gewesen wäre im Dunkeln.

Der Tag heute ist überwiegend sonnig. Der Wind wird stärker und dreht von Süd auf Südost. Der Schwell nimmt etwas ab und so entschließen wir uns, den Heckanker wieder einzunehmen. Also werfen wir die Leine an Bord los (wonach die Gipsy gleich um fast 180 Grad in die andere Richtung schwingt) und fahren mit dem Dinghy über den Anker, um ihn senkrecht nach oben auszubrechen. Das gelingt mir allerdings nicht. Meine Kraft in den Armen reicht dazu nicht aus. Also knote ich die Ankerleine am Heck des Dinghies fest und versuche, das Ding mit Motorkraft auszubrechen. Der Außenborder leistet immerhin 10 PS. Dabei muss ich achtgeben, die Leine nicht in die Schraube zu bekommen, denn diese läuft nur 10 cm daran vorbei. Ich gebe immer mehr Gas, bis das Dinghy hinten fast absäuft. Die Gummiwülste achtern liegen schon fast unter der Wasserlinie. Nach einigen Sekunden ist es geschafft und der Anker schleift hinter uns her. Das Hochholen ist easy, denn der Fortress ist aus Alu und wiegt nur ein paar Kilogramm. Der feine Sand fällt sofort herunter, so dass kein zusätzliches Gewicht anfällt. Immerhin haben wir mit dieser Ankerlösung eine schaukelfreie Nacht gehabt. Bis alles wieder verstaut ist, hat die ganze Aktion sicher eine Stunde gedauert.

Den Tag verbringen wir mit lesen und am Abend hole ich die Hana Itis ab auf einen Sundowner bei uns an Bord. Ein wichtiges Thema in unseren Gesprächen ist die nächste, schwierige Etappe von hier bis Port Vila. Am Donnerstag verspricht der Forecast Wind aus 105 Grad, leider mit 18 Knoten, Wellenhöhe 1,80 m. Keine idealen Bedingungen für einen Kurs von 175 Grad über Grund (bei westsetzendem Strom), den wir steuern müssen. Das wird ein ziemliches Gebolze geben über 50 Meilen und wir können froh sein, wenn wir das in einem Schlag schaffen. Am nächsten Tag dreht der Wind schon weiter auf Südost und wird noch stärker. Wenn wir nicht wochenlang auf bessere Bedingungen warten wollen, werden wir den Ritt wohl am Donnerstag machen müssen.

 

Mittwoch, 12. August 2015, von der Lamen Bay in die Revolieu Bay, Epi, Vanuatu. 10 sm

Eine ruhige und angenehm kühle Nacht liegt hinter uns. Um 8 Uhr haben wir 22 Grad im Schiff. Also hatten wir einen guten Schlaf. Wahrscheinlich konnten wir in dieser Nacht auch letztmalig das wunderschöne, kräftige, rote Leuchten der beiden aktiven Vulkane von Ambrym beobachten, denn heute fahren wir 10 Meilen weiter südlich in die Revolieu Bay, um unseren morgigen Törn, vor dem wir ordentlich Respekt haben, zu verkürzen. Um Halb neun nehmen wir den Anker aus dem Grund und fahren unter Maschine südwärts, an der Küste Epis entlang. Zeitweilig haben wir volle zwei Knoten Gegenstrom, so dass wir bei 5 kn FdW nur 3 über Grund machen. Um 1115 ankern wir auf 8 m Wassertiefe in schwarzem, feinen Sand, nach Südwesten hin durch ein vom Südende der Bucht sich nach Nordwesten erstreckendes Riff, das bei Niedrigwasser trockenfällt, vor dem aus Südosten anrollenden Schwell geschützt.

Am Nachmittag sichten wir noch einmal die aktuellsten Gribfiles und diskutieren den morgigen Am-Wind-Törn nach Efate mit der Hana Iti. Es erwartet uns Windstärke 5 aus 100 Grad und eine 1,80 m hohe Welle, die leider relativ kurz ist, nämlich mit einer Periodendauer von nur 8 Sekunden. Aus diesem Grund will die Afia, die in der Lamen Bay geblieben ist, morgen nicht südwärts segeln, sondern auf das nächste geeignete Wetter warten, was nach derzeitiger Prognose aber mindestens 8 Tage, wenn nicht länger, entfernt ist. In dieser schönen Bucht, in der wir die einzigen Boote sind und an deren Ufer kein einziges Haus und nicht mal ein Auslegerkanu zu sehen ist, liegen wir jedenfalls relativ ruhig. Morgen früh um 3 Uhr wollen wir ankerauf gehen.

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Wie schon vorgestern Abend, läuft heute Morgen wieder die Big Sista in die Lamen Bay ein, parkt ein paar Meter vorm Strand, bringt ihr Beiboot zu Wasser, und wickelt dann Personen- und Warentransfer ab.

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Schöner Sonnenuntergang in der Revolieu Bay, Epi

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Die Hana Iti, 50 Meter hinter uns, und wir sind die einzigen Boote in der Bucht

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