Dienstag, 27. Februar 2018.
Das Buch über unsere halbe Weltumsegelung ist fertig und veröffentlicht.
Die Herausforderung beim
Schreiben des Buches bestand hauptsächlich darin, sechs Jahre Abenteuer auf
eine lesbare Länge zu reduzieren. Weil es etwa 1300 Seiten
Tagebuchaufzeichnungen gibt, war es überhaupt kein Problem, auch nach einigen
Jahren noch auf Details der Erlebnisse zurückgreifen zu können. Aber welche
soll man jetzt weglassen? Nun, mit dieser Herausforderung hatte ich mich
bereits im letzten Jahr, genauer gesagt, im Winter 2016/2017
auseinandergesetzt. Im März war das Manuskript fertig geschrieben und 248 Fotos
ausgewählt und textnah in die Handlung eingebettet. Nun ging es darum, einen
Verlag zu finden. Dass das nicht einfach werden würde, war mir von vornherein
klar.
Ich schickte das ganze Paket
also zunächst zu Delius Klasing, mit deren Lektorin ich auf der Bootsmesse in
Düsseldorf bereits ein kurzes Gespräch geführt hatte. Sie bereitete mich schon
darauf vor, dass es eine ganze Weile dauern könne, bis ich eine Rückmeldung
erhielte. Es gingen drei Monate ins Land, bis die Antwort kam: „Gut geschrieben,
interessant, tolle Erlebnisse, auch aktuell genug. Hätten wir vor 15 Jahren
gerne veröffentlicht. Aber heutzutage gibt es viele solcher Reiseberichte
online im Internet zu lesen und für eine Auflage von 3000 Exemplaren, die wir
mindestens brauchen, ist Ihre Reise zu wenig spektakulär.“ Die Antwort
überraschte mich nicht, denn schließlich sind wir nicht durchgekentert, haben
keinen Eisberg oder Container gerammt und sind auch mit keinem Wal kollidiert.
Der negative Bescheid hatte immerhin auch eine positive Seite. Wenn es zu einer
Annahme bei DK gekommen wäre, hätte ich den Text auf ein Viertel kürzen und
ändern müssen. Wollte ich das wirklich? Wohl eher nicht, aber wegen der
dahinter stehenden Vermarktungspower hätte ich mich vermutlich doch ins Unvermeidliche
gefügt.
Während unserer Bootssaison
im Sommer 2017 auf den Flüssen und Kanälen hatte ich weder Lust noch Zeit,
weiter an dem Thema zu arbeiten. Einen anderen Verlag zu finden sollte ein Job
für die kalte Jahreszeit werden. Bei den Recherchen wurde mir schnell klar,
dass die großen Verlage in erster Linie auf bekannte Autoren setzen, deren
Publikationen hohe Auflagen versprechen. Man kann natürlich auch dort sein
Glück versuchen, aber bereits auf deren Web-Seiten wird darauf hingewiesen,
dass es ein Jahr dauern könne, bis man eine Antwort bekommt. Mit einer
Begründung, warum das Manuskript abgelehnt wurde, darf man dann allerdings
nicht rechnen. Abschreckend ist außerdem, dass die Verlage jeweils
unterschiedliche Erwartungen an das eingesandte Material haben. Manche wollen
nur Leseproben, andere das ganze Manuskript. Einige erwarten alles auf Papier,
andere auf Datenträgern. Und auch die Anforderungen an die Formate sind sehr
unterschiedlich. Die Mühe wollte ich mir bei den ausgesprochen unsicheren
Erfolgsaussichten nicht machen.
Stattdessen versuchte ich
mein Glück bei kleineren Verlagen, von denen es eine Vielzahl gibt, und reichte
das Manuskript bei vier verschiedenen Anbietern ein. Alle akzeptierten das Werk
mit unterschiedlich netten Worten und schickten alsbald Vertragsangebote.
Eigentlich toll, nun hatte ich die Qual der Wahl. Weil kleine Verlage das
Risiko einer Veröffentlichung nicht komplett selbst tragen wollen, muss sich
der Autor bei diesen allerdings an den Kosten beteiligen. Die Höhe variiert
beträchtlich, und zwar hauptsächlich in Abhängigkeit davon, welche
Vermarktungsleistungen man mitbuchen möchte. Auch macht es natürlich einen
Unterschied, ob das Buch als Hard- oder Softcover erscheinen soll. Der
niedrigste Preis lag bei € 2.500, der höchste bei €14.000. Ich trat in näheren
Kontakt mit den genannten Ansprechpersonen der Verlage und war schon drauf und
dran, einige Tausend Euro zu investieren, um nicht die Mühen der
Selbstveröffentlichung auf mich nehmen zu müssen, als ich auf die Idee kam, mir
von den zwei in die engere Auswahl genommenen Verlagen Musterexemplare von
Büchern schicken zu lassen, die bei ihnen publiziert worden waren. Als ich die Bücher
erhielt war ich ziemlich enttäuscht, weil sie meinen Qualitätsvorstellungen nicht
entsprachen. Ich wollte nicht einen Haufen Geld ausgeben, um dann doch nur ein
mäßiges Produkt zu bekommen. Langsam reifte die Überzeugung, mich nun doch
näher mit dem Thema Self-Publishing auseinanderzusetzen.
Warum hatte ich diese Form
der Veröffentlichung nicht von vornherein in Betracht gezogen? Dahinter stand
ganz einfach die Scheu oder Abneigung, neben dem Text nun auch noch das gesamte
Layout selbst machen zu müssen, was sicher mit viel Arbeit verbunden sein
würde. Und wäre es dann möglich, die vielen Bilder, die ich handlungsnah
platzieren wollte, ordentlich zu integrieren? Auf die Sprünge half mir die
Email eines Seglers, den wir in der Südsee kennengelernt hatten und der gerade
in englischer Sprache in Australien ein Buch bei Amazon selbst veröffentlicht
hatte. Das Werk konnte man auszugsweise im Internet anschauen. Ich war
begeistert. Das sah ziemlich gut aus. Blieb die Frage: „Wie aufwändig wird es
wohl sein, ein Buch so perfekt zu gestalten? Und: Kriege ich das auch so gut
hin?“ Ich machte mich also an die Arbeit und begann zu recherchieren.
Tatsächlich ist die Übung
relativ simpel, wenn das Manuskript ausschließlich aus Text besteht. Möchte man
aber Bilder nicht nur auf wenigen Seiten - z.B. in der Mitte des Buches -
konzentrieren, sondern innerhalb des gesamten Textes verteilen, damit nämlich
der jeweilige Inhalt unmittelbar durch die Fotos illustriert werden kann, wird
es kompliziert. Zunächst muss man sich für eines der vielen zur Verfügung
stehenden Formate entscheiden, Schriftart und -größe, sowie die Breite der
Ränder festlegen. Dann gilt es, das Manuskript dementsprechend in MS-Word zu
formatieren und anschließend in ein PDF-File zu konvertieren. Für diese Aufgabe
allein brauchte mein Rechner manchmal eine halbe Stunde. Als nächstes folgte das
Hochladen der 150 Megabyte großen Datei auf den Amazon Server. Dann braucht man
wieder viel Geduld, bis das KDP-Programm (Kindle Direct Publishing) mit dem
Rechnen fertig ist und man sich das Produkt nun so anschauen kann, wie es später
gedruckt aussehen soll. Wer nun glaubt, damit sei man fertig, liegt ziemlich
weit daneben, denn nun gibt es ellenlange Fehlerprotokolle. Entweder die Bilder
ragen zu weit nach außen oder nach innen in den Bundsteg oder die Auflösung ist
zu schlecht. Ständig hat das Programm etwas zu meckern.
Die Fehler kann man natürlich
nur im Word-File korrigieren, anschließend muss wieder nach PDF konvertiert
werden, dann hochladen und warten bis KDP den Rechenprozess abgeschlossen hat.
Keine Ahnung, wie oft ich diesen Vorgang wiederholen musste. Ich glaube,
insgesamt einige Dutzend Mal. Wenn dann irgendwann das Manuskript passt, muss
man noch das Cover, also den Buchdeckel, gestalten. Auch dafür muss man ein PDF
kreieren, diesmal allerdings nur ein einseitiges. Die Übung hat es in sich,
jedenfalls dann, wenn man so etwas noch nie gemacht hat und kein Profi im
Umgang mit Photoshop ist. Aber man lernt eine Menge dabei, wenn man sich der
Herausforderung stellt. Nachdem ich also die Fotos und Texte ausgewählt und in
Photoshop schließlich zu meiner Zufriedenheit gestaltet und als PDF gespeichert
hatte, ging es wieder ans Hochladen. Da nun diese eine Seite schon 100 MB groß
war, dauerte alles wieder furchtbar lang. Den Prozess habe ich dann noch
mindestens 10-mal wiederholen müssen, weil es so lange brauchte, bis ich
rausgekriegt hatte, wie ich auf die genau geforderte Umschlaggröße komme. Liegt
das Format ein paar Millimeter neben der geforderten Pixelanzahl, sträubt sich
KDP, weiter zu machen.
Irgendwann war es dann so weit,
dass ich im Prozess fortschreiten und Richtung Veröffentlichung marschieren
konnte. Erst dann landet man beim Thema Preisgestaltung und da bekam ich einen
Schreck. Das fertige Buch hatte 441 Seiten und der „Minimal-Preis“ sollte 48
Euro betragen, wobei der Autor keinen Cent verdienen würde. Das war auch gar
nicht meine Absicht, denn die Motivation zum Schreiben des Buches bestand ganz
sicher nicht darin, damit Einnahmen generieren zu wollen, ganz abgesehen davon,
dass das ohnehin eine vermessene Illusion wäre. Aber wenn man sich die Arbeit
schon antut, sollten diejenigen, die das Buch lesen wollen, jedenfalls nicht
durch einen zu hohen Preis abgeschreckt werden. Und natürlich möchte man als
Autor schon gerne, dass es ein paar Leute gibt, die das Buch bestellen und mit
Interesse lesen, auch wenn meine Motivation für die ganze Aktion hauptsächlich darin
lag, selbst das fertige Buch in Händen halten zu können.
Also, was nun?
Schätzungsweise 50 Stunden Arbeit hatte ich investiert, nur um das Buch für die
Selbstveröffentlichung bei Amazon zu formatieren. Alles für die Katz? Amazon kalkuliert den
Preis hauptsächlich anhand folgender Kriterien: Farbe oder schwarz-weiß, Format
und Seitenanzahl. Farbe ist ein Muss wegen der 248 Bilder. Damit diese nicht zu
klein ausfallen, sollte es ein eher größeres Buchformat werden. Bleibt die
Seitenanzahl. Wie kriege ich die runter, wenn ich nichts am Text ändern und
auch keine Bilder rauswerfen will? Um auf einen Preis von € 34,90 zu kommen,
musste ich die Seitenanzahl auf unter 315 reduzieren. Den gerade genannten
Preis hatten auch die Verlage, die mir eine Zusammenarbeit anboten, als
Ladenverkaufspreis vorgesehen. Die Verringerung der Seitenzahl könnte also nur
über die Schrifttype und -größe und über die Verkleinerung der Seitenränder
erfolgen. Ich spielte verschiedene Varianten durch und druckte entsprechende
Probeseiten aus. Gemeinsam mit Christine schaute ich auf die Ausdrucke und wir
diskutierten diverse Möglichkeiten. Schließlich entschied ich mich für eine
Variante, die immer noch sehr gut lesbar, aber bei ungekürztem Text nur noch
312 Seiten haben würde. Je nach Mehrwertsteuersatz (Deutschland 7%, Österreich
10%) würde der Preis bei Amazon nun entweder knapp unter (D) oder knapp über
(A) 35 Euro liegen. Ich würde dabei keinen einzigen Cent verdienen, andererseits
aber auch gegenüber der Zusammenarbeit mit einem Verlag mehrere tausend Euro
Kosten sparen. Im Vergleich zu anderen Büchern des Genres liegt der Preis u.a.
auch deshalb relativ hoch, weil jedes Buch erst bei Bestellung gedruckt wird,
also nicht gleich von den günstigen Stückkosten einer großen Auflage
profitieren kann. Bei Amazon wird das Buch als „Auf Lager“ angezeigt und bei
Bedarf innerhalb von 24h geliefert.
Nun begann die gesamte
Formatierungsarbeit also wieder von vorn, weil sämtliche Seitenumbrüche sich
änderten und Fotos plötzlich nicht mehr an derselben Stelle wie vorher auftauchten.
Auch die Texte unter den Bildern verschoben sich wie von Geisterhand an ganz
andere Stellen. Um es kurz zu machen: Der Job dauerte noch einmal eine ganze
Woche, auch wenn es wegen der zunehmenden Erfahrung nun nicht mehr 50, sondern
vielleicht nur noch 40 Stunden brauchte, bis die Arbeit getan und ich schließlich
zufrieden war.
Ich ließ mir ein Probeexemplar drucken und zuschicken. Vor der
Veröffentlichung wollte ich nun den ganzen Text noch einmal selbst lesen und
auf Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten abchecken. Ich fand insgesamt 145
Stellen, die mir einer Korrektur würdig erschienen und mit gelben Zetteln markiert wurden. Es waren einige Schreib-
und Tippfehler dabei, auch Beistriche wurden geändert und manche Formulierungen
optimiert. Das waren noch einmal drei volle Arbeitstage. Dann kam endlich der
große Moment: Ich drückte auf den Knopf „Veröffentlichen“.
Wer mag, kann das
Buch hier bestellen:
Viel Spaß beim Lesen!
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