Samstag, 19. Juli 2014, Daliconi Village, Vanua Balavu, Northern Lau, Fiji. Wanderung zum Nachbarort Malaka
Um Zehn geht’s los. Wir lassen das Dinghy im Wasser vorm Strand und machen uns auf den (Feld-) Weg. Wir wollen nur etwas wandern, um uns zu bewegen. Es geht ziemlich bergauf und bergab und wie so oft laufen wir wieder in der ärgsten Mittagssonne (weil wir halt zu spät aufstehen). Es begegnet uns kein Mensch mehr, seit wir aus dem Dorf heraus sind. Nach etwa einer Stunde erreichen wir den Nachbarort Malaka, der etwas kleiner ist, als Daliconi, aber auf ebener Fläche liegt. Hier läuft seit einem Jahr ein Solarenergieprojekt der Regierung. Vor jedem Haus stehen 2 Solarpaneele auf hohen Stelzen. In Daliconi wird der Strom von einem Generator erzeugt, der abends um 8 abgeschaltet wird. Von unserem Ankerplatz können wir gut beobachten, wie plötzlich sämtliche Lichter im Ort verlöschen.
Wir plaudern mit einigen Leuten aus dem Dorf, verschenken Bonbons an die Kinderschar und machen uns dann auf den Rückweg. In Daliconi sehen wir die Lehrerin Emily vor ihrem Haus sitzen. Sie winkt uns zu sich heran und wir stellen fest, dass wir gerade neben der „Bäckerei“ stehen, die de facto nur ein präpariertes Ölfass ist. Wir haben Glück, denn es wird nur einmal in der Woche gebacken, und zwar am Samstag. Ist ja heute. Prima. Also bestellen wir gleich ein Brot. Am Nachmittag um Vier könnten wir kommen, um es abzuholen.
Als wir zum Dinghy zurückkommen, ist es nicht mehr an der Palme festgebunden. Ein netter Mann, der eine Hütte am Strand bewohnt, hatte bemerkt, dass unser Boot wegen des auflaufenden Wassers und drehendem Wind gegen Steine am Strand schlug und deshalb unser Dinghy mit einem Eisengewicht auf dem Grund verankert. Er schenkt uns zwei frische Kokosnüsse (wir revanchieren uns mit 1 kg Reis), von denen wir eine gleich an Bord köpfen, den dreiviertel Liter Milch trinken und dann das frische, noch sehr saftige Fleisch essen. Kommt vom Sättigungsgefühl einem Mittagessen gleich.
Nach ein bisschen administrativen Arbeiten an Bord fahren wir um 16 Uhr wieder ins Dorf, um unser Brot abzuholen. Es wird gerade in den Ofen geschoben und ist noch nicht fertig. Dauert zwanzig Minuten, die wir im Gespräch mit einigen Frauen und Kindern verbringen. Jetzt erfahren wir einiges über das Dorfleben. Haupteinkommensquelle ist der Verkauf von Copra und in geringerem Umfang auch der Fischfang. Eine der Frauen zeigt uns Produkte, die sie aus Pandanusblättern hergestellt hat. Wir kaufen ihr zwei Tischsets für je 4 Euro ab und kommen zu dem Vergnügen, bei der Fertigstellung des zweiten zuschauen zu können, was in 10 Minuten erledigt ist. Der Rand muss noch fein säuberlich geflochten werden. Nadel und Faden kommen nicht zum Einsatz. Schließlich ist das Brot fertig. Es duftet wunderbar und das ist für uns dann auch das Signal zum verduften. Offenbar duften wir unwiderstehlich für die unzähligen Mücken, die es dufte finden, uns zu stechen. Finden wir gar nicht dufte, und – ich wiederhole mich – wir verduften.
Als wir durch das Dorf zum Strand gehen, werden wir von vielen Bewohnern gegrüßt, von manchen sogar namentlich. Auch wir kennen schon einige Namen. Wenn man hier zwei Wochen bleiben würde, könnte man sich wohl leicht in das Dorfleben integrieren.
Blick auf den Ankerplatz vorm Ort, wenn man den Feldweg aus Daliconi hinausgeht
Wir kommen wieder an der Primary School vorbei …
… und die roten Palmenstämme faszinieren uns auch heute wieder. Wir haben noch niemanden gefunden, der uns das Phänomen erklären kann. Wahrscheinlich ist es irgendein Pilz
Blickrichtung nach Norden auf die Bucht vor Daliconi. Der Ort liegt am rechten Bildrand
An etwas steileren Stellen ist der Weg betoniert, sonst aber ziemlich steinig und an manchen Stellen sehr ausgefahren.
Auch Nadelbäume gibt es auf Vanua Balavu
Kirche am Ortseingang von Malaka.
Es gibt keine Bestuhlung in der Kirche, man sitzt wohl auf Pandanusmatten
Als Christine die Bonbontüte rausholt, ist sie gleich von einer großen Kinderschar umringt. Interessanterweise gibt es aber kein Gerangel und kein einziges Kind kommt für einen “Nachschlag”
Manche frech, andere schüchtern
Vor jedem Haus stehen hier die gleichen Solarpaneele auf hohen Stelzen. Es handelt sich um ein Regierungsprojekt, das auf einer Tafel am Ortseingang erklärt ist
Plattgefahrene Kakerlake auf dem Weg. Die beiden Biester, die wir an Bord gekillt haben, hatten in etwa auch diese Größe, vielleicht waren sie sogar noch etwas länger
Wieder zurück in Daliconi landen wir zufällig vor der “Bäckerei”, die aus einem Ölfass besteht, unter dem eingeheizt wird. Samstag nachmittags wird Brot gebacken und so kommen wir gerade recht
Dieses kleine Hündchen hat Gefallen an meinen Füßen gefunden und beißt in Sandalen und Zehen, so lange man es lässt
Hier liegt Fisch auf dem Grill, wohl für das Mittagessen
Frisch geflochtene Pandanusmatten werden zum Trocknen ausgelegt
Ältere Pandanusmatten dienen als Unterlage, um Wäsche zu trocknen
Wir bekommen zwei Kokosnüsse geschenkt, von denen eine gleich geöffnet wird. Sie enthält drei Glas Kokosmilch, die wir sofort trinken
Das Kokosfleisch ist noch so frisch, dass man es mit einem Esslöffel rückstandsfrei aus der Schale löffeln kann, wenn man etwas Druck ausübt (diese Nummer hier war übrigens Christines Idee, nicht meine)
An unserem Ankerplatz ist der Internetempfang via iPhone (Vodafone) deutlich schlechter, als eine Meile vor dem Dorf (hatte ich beim Herfahren festgestellt). Kann ja eigentlich nur daran liegen, dass die Antenne irgendwo in der Höhe steht und nicht so gut nach unten abstrahlt. Also wird das iPhone in einer Plastikhülle zusammen mit der Deutschlandflagge unter die Saling gehisst und liefert nun als Hotspot eine ausgezeichnete Leistung (von Unterbrechungen mal abgesehen)
Die Backstube am Nachmittag. Weil das Brot noch nicht im Ofen ist, haben wir Gelegenheit zu ausführlichen Schwätzchen
Insgesamt zwölf Brotlaibe werden in den Ofen geschoben, jeweils im Dreierpack
Die Frau des Lehrers, Sova, bittet uns in die “Sommerhütte” hinter dem Backofen, Burro genannt (keine Gewähr für richtige Schreibweise)
Die kleinen bringen uns ein Ständchen, animiert von Emily und Sova. Sie haben ein erstaunlich großes Repertoire
Vor der Bäckerei werden gerade die Haare geschnitten
Während das Brot gebacken wird, vervollständigen Sera (die Bäckerin, oben) und Sina (ihre Nachbarin, unten mit Christine) eines der Tischsets, die Christine soeben gekauft hat
Die Matten werden aus den Blättern des Pandanusbaums (wohl eher ein Strauch oder Busch) geflochten (rechts von Bildmitte). Sie werden zunächst gekocht, dann getrocknet, bevor sie weiter verarbeitet werden
Drei Generationen, Eltern, Tochter, Enkelkind (5 Monate). Sie wohnen direkt am Strand in ziemlich einfachen Hütten. Alle strahlen viel Herzlichkeit aus
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